Ich habe ja letztens einen Stapel Bücher zum Bücherschrank geschleppt, weil die alle ganz dringend da rein mussten, und die Karte, auf der ich die Bilder davon gemacht habe, die habe ich dann in mein Podcastaufnahmegerät gesteckt, weil mir gerade eine Karte fehlte und das Gerät, das machte mir dann erst mal die Karte platt und jetzt sind die Bilder futsch. So viel zu diesem Buch. Nein, ich habe es einfach nicht gelesen. Das Buch stand in einer Diogenes-Buchhreihe, die ich wohl ab irgendwann so aufgereiht ganz schön fand, aber als ich die qualitativ letztens mal durchgeschaut habe, sind da doch einige auf die Abschussliste gesetzt worden und die Aufreihung habe ich auch aufgehoben. Und einer der betroffenen Schinken war dieser hier.
Manfred Spiekers Gender-Wahnsinn
Ich hatte schon auf Facebook angekündigt, dass ich zu diesem Thema noch was schreiben wollte, jetzt sind schon ein paar Tage ins Land gegangen, aber ich komme dem dennoch mal nach.
Bei der KAB Bosco hatte Manfred Spieker einen Vortrag halten. Der Titel lautete: “Gender-Wahnsinn: Eine absurde Ideologie will unseren Alltag erobern”. Es ging natürlich nicht um die merkwürdigen moralischen Haltungen der Katholischen Kirche, sondern einem weitaus größeren Kampf: Dem Kampf gegen die Schwulenlobby, die die Ehe bedroht:
Als „treibende Kraft“ hinter dem Gender-Mainstreaming machte Spieker die „Lobby der Homosexuellen“ aus und beklagte, dass sich Politiker weltweit das Ziel zu eigen gemacht hätten, schwule, lesbische, transsexuelle und intersexuelle Anliegen zu legalisieren. In der Figur des österreichischen Sängers und Travestiekünstlers, der als Kunstfigur „Conchita Wurst“ in diesem Jahr den Eurovision Song Contest gewann, finde diese Entwicklung aktuell Ausdruck.
Man merkt gleich: Argumentativ gibt es hier nur die Brechstange, seriöse Argumentation muss man im Kampf gegen solche Gegner wohl auch mal sein lassen. Bunt verkleidete Männer in langen Gewändern, und das außerhalb der Katholischen Kirche! Im gleichen Artikel beschwert sich Spieker übrigens, für homophob gehalten zu werden. NEIN! DOCH! OH!
Das war dann der KAB wohl doch zu grob und so wurde die Veranstaltung auf dem Plakat mit “Gemeinwohl ohne Ehe? Die Familie als Ressource der Gesellschaft” beworben.
Das ist nur die halbe Wahrheit. Spiekers Meinung ist, die Familie sei die einzige Lebensgemeinschaft, von der die Gesellschaft etwas habe. Völlig ohne Belege, völlig ohne den Versuch von Objektivität: Hier zeigt ein Wissenschaftler wissenschaftlicher Erörterung den Stinkefinger. Und die KAB Bosco darf sich mal fragen lassen, ob sie dem Thema überhaupt gewachsen war.
Nach Spieker zöge der aus der Luft herbeigewunkene Umstand, die Familie sei die einzige für die Gesellschaft vorteilhafte Lebensgemeinschaft, mit sich, dass einer Familie bei Wahlen eine eigene Stimme neben der Wahlstimme des Vaters, der Mutter und weiterer Wahlberechtigter zustünde. Ein zweckgebundenes Wahlrecht. Hatte Spieker sich bis hierher noch auf Hegel berufen können, der ursprünglich in der Familie die Keimzelle moralischer Erziehung sah, steht er nun alleine da. Somit stünden einzelnen Erwachsenen einfach so mehrere Stimmen bei Wahlen zu, was sich mit dem aktuellen Grundgesetz nicht vereinbaren lässt. Auch aus streng argumentativer Sicht ist es unverständlich, da das Wahlrecht an sich nicht auf einer Zweckbegründung beruht. Hegel fand das Wahlrecht übrigens geradezu obsolet, da es die Hoheit des Staates unterhöhle.
Spieker hat seine Forderung bereits 2006 im Hofblatt des deutschen Rechtspopulismus heruntergebetet. Und eben dort kann man dann auch nachlesen, wohin die Reise noch führt: Denn wenn Familien so wichtig ist, wieso bei zusätzlichen Wählerstimmen aufhören? Wieso nicht eine Bevorzugung von Elternteilen bei Arbeitseinstellungen? Und wieso da aufhören?
Spieker plädiert unter dem Deckmantel der Wissenschaft für das, was er gut findet. Nur diskriminiert das eben alle, die nicht in seinem Sinne verheiratet sind: Unverheiratete, Homosexuelle und Alleinstehende (Mehrfachnennungen möglich).
Im Hintergrund steht bei Spieker eine antiaufklärerische Haltung:
Die Selbsthingabe, nicht die Selbstbestimmung ist der Schlüssel zu einem gelingenden Leben.
Die Einstellung des kritischen Denkens ist demnach der Schlüssel zu einem gelingenden Leben und ich darf sagen, Herr Spieker gehört wohl in dieser Hinsicht zu den Fortgeschrittenen. Selbstbestimmung ist der zentrale Begriff in der Ethik Kants. Für Spieker ist sie ein Schreckgespenst, da auch der Selbstmord durch Selbstbestimmung erlaubt sei. Dass Kant trotz des Aufrufs zu einem selbstbestimmten Leben den Selbstmord als rechtlich erlaubte Möglichkeit ausschließt, das hat Spieker gar nicht auf dem Radar.
27. bis 29. Mai: TINCON — teenageinternetwork
Tanja und Johnny Haeusler präsentieren etwas aufgedreht die Ende Mai im Haus der Berliner Festspiele stattfindende Kinder- und Internetkonferenz TINCON:
Neu im Bücherschrank (85): Daniel Glattauer — Gut gegen Nordwind
Leicht und locker geschriebene Liebesgeschichte zweier E‑Mail-Schreiber. Wenn ich mich recht erinnere, war vor einiger Zeit Ralf Bauer in der Bühnenfassung dieses Stückes in Ibbenbüren. Tiefgang gibt es hier keinen, dafür nervt die Sprache Glattauers nicht.
Graffiti im Kunstunterricht
Bei der Gesamtschule Ibbenbüren wurden am vergangenen Freitag Träume eines jeden Schülers wahr. Im Kunstunterricht stand die Kunstform „Graffiti“ auf dem Lehrplan. In Kooperation mit der Jugendkunstschule des Pink Pop e.V. wurde ein Graffitikünstler in den Unterricht eingeladen. Gemeinsam mit dem Künstler haben die Schüler zunächst im Unterricht über die Geschichte und das kontroverse Image der heutzutage in Wohnzimmern und Galerien längst angekommenen Kunstform diskutiert.
Als zweite Lehreinheit stand das praktische Arbeiten auf dem Programm. Unter professioneller Anleitung des Künstlers erschuf die Schulklasse an den Wänden des von der Jugendkunstschule selbsterbauten Graffitiateliers am Aasee ein eigenes tolles Kunstwerk. Die sichtlich stolzen Schüler hätten so ein professionelles Ergebnis vorher nicht erwartet!
Das Projekt wird nun mit einer weiteren Schulklasse der Jahrgangsstufe 7 fortgeführt. So werden innerhalb von drei Wochen rund 60 SchülerInnen in den Genuss kommen, in die urbane Kunstwelt abzutauchen. Die tolle Idee zur Kooperation ergab sich durch das großartige Engagement der Kunstlehrerin Frau Indra Gabriel und Jugendkunstschulleiterin Alwina Koop, sowie durch die nahe Anbindung beider Institutionen.
Sking Skong — Wer ist hier der Boss
Ja, kaum hat man da Musiker kurze Zeit nicht mehr auf dem Schirm, machen die einen Quantensprung nach vorne: Sking Skong haben mittlerweile einen viel eingänigeren Musikstil drauf und dazu ein feines Musikvideo, das schon 11.000 Klicks abgesahnt hat:
Verhaftung in Ibbenbüren
Wir hatten es Anfang 2014 schon mal über die Serie Shore, Stein, Papier. Darin behandelt $ick “Erzählungen aus einem Leben inmitten von Frühstücksblech und Affen, Kokarausch und Wahn, Beschaffungskriminalität und Drogendeals, Knastschlägerei und Flucht.…”
Mittlerweile ist man bei Folge 310 und nach Ibbenbüren hat es ihn dabei auch schon geführt:
Maximilian Zierer berichtete 2014 im Fluter in einem lesenswerten Artikel über die Serie.
Guckloch
Wie in jedem Jahr so strömen auch in diesem tausende Besucher zur Wirtschaftsmesse Guckloch. Hier treffen Vertreter aus Wirtschaftsunternehmen auf Wirtschaftspolitiker und stellen sich dem interessierten Publikum vor. Ich hatte die Gelegenheit, mit dem Leiter des Kreismarketings, Herrn Dr. Franz-Josef Fietzpatt, über das Event zu reden.
Herr Dr. Fietzpatt: Was sind die großen Trends in diesem Jahr?
Ja, nun. Im letzten Jahr haben wir auf der Guckloch 2014 das kreisweit unterstützte Pilotlokalprojekt “Neue Hügel für Altenberge” vorgestellt, mit dem wir über’s Marketing ein lokales Projekt überlokal anschieben wollten. In diesem Jahr weiten wir diese Idee aus.
Dieses frivole Projekt stieß ja nicht überall auf Begeisterung. Wie kann man sich den neuerlichen Versuch jetzt genau vorstellen?
Ja, nun. Wir stehen hier ja zum Beispiel gerade schon vor dem neuen Trecker Standgas 2000. Das ist eine Landmaschine, bei der im laufenden Betrieb spezielle Geruchsaromen den normalen Betriebsgerüchen hinzugefügt werden, um dieses ganz spezielle Landaroma weit über’s Land verbreiten zu können. Der Standgas 2000 befindet sich gerade im Lokalprojekt “We put the RECKE in TRECKER” im Einsatz.
Ja, das stinkt ja ganz schön.
Es stinkt nicht, es riecht.
Das klingt etwas aufwändig für eine kleine Gemeinde, gibt es schon weitere Pläne hierfür?
Ja, da drüben, da klettert der kleine Ben gerade den Trecker hoch. Wenn der groß ist, soll er das Projekt “We put the BEN in IbBENbüren” mit Leben füllen. Daneben arbeiten wir noch an der Fleischtheken-Schau “We put the METT in METTingen”.
Aber ist das nicht etwas zu gewollt? Das klingt ja, als würde man zuerst einen Wortwitz nehmen und dann versuchen, lokal ein Projekt dazu zu erfinden. So als würde man mit “We put the RENTE in DÖRENTHE” eine windige Ruhestandsgeldanlage der Banken unterstützen wollen.
Psscht! Da sind wir dran!
Das stinkt doch zum Himmel!
Es stinkt nicht, es riecht.
Zugunglück in Laggenbeck fordert zwei Todesopfer
Aus noch unklaren Gründen hat sich gegen Mittag der Anhänger des Traktors gelöst und blieb auf den Schienen auf einem beschrankten Bahnübergang am Fuchsweg stehen. Ein Zug der Westfalenbahn konnte hierauf nicht mehr rechtzeitig reagieren und prallte auf den Anhänger.
Auf der Pressekonferenz im Feuerwehrgerätehaus an der Alstedder Straß teilte Oberstaatsanwältin Vogelsang von der Staatsanwaltschaft Münster mit, dass es zwei Tote gegeben habe und es sich um den Lokführer und eine Frau handelt. Es gibt 6 Schwerverletzte und 35 weitere Betroffene.
- Auf EM1.TV findet man eine Videoberichterstattung.
- Bürgermeister Heinz Steingröver sprach den Angehörigen auf der Pressekonferenz sein Mitgefühl aus und dankte den Helfern für ihren professionellen Einsatz vor Ort.
- Eine umfassende Berichterstattung findet sich bei der NOZ.
- Pressemitteilung der Polizei
- Bericht der Feuerwehr Ibbenbüren
- Ibbenbüren am Tag nach der Zug-Katastrophe (Achtung: Link geht zur Bild-Zeitung!)