Edmund Geilenberg — Der vergessene Ibbenbürener Kriegsverbrecher

Für den Artikelschreiber, der am 21. Okto­ber 1964 in der IVZ vom Tode Edmund Geilen­bergs berichtet, war er ein Vor­bild. Geilen­berg habe “in all seinen arbeit­sre­ichen Jahren stets einen sehr engen Kon­takt mit sein­er Heimat­stadt Ibben­büren” gepflegt. Der “all­seits geschätzte und geachtete Werks­di­rek­tor” lebte “in seinem wohlver­di­en­ten Ruh­e­s­tand” bis zu seinem Tod am Sonnenhügel.

Und er hat­te tausende Men­schen­leben auf dem Gewis­sen.

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Meine beschränkte Welt

IVZ hat ihre Ver­anstal­tung Meine ver­net­zte Welt in Wort und Ton online gestellt. Und jet­zt kann sich jed­er bestätigt fühlen, der bezweifelt hat, dass aus der Ver­anstal­tung ohne genaues The­ma irgen­det­was rauskom­men würde.

Hätte man früher mit Pfer­dewa­genbe­sitzern eine Podi­ums­diskus­sion zur Ein­führung des Auto­mo­bils gemacht, es wäre wohl unge­fähr so ein Schmus raus­gekom­men: Da wird dem Briefeschreiben gehuldigt, beklagt, dass Leute in Region­al­bah­nen zu wenig aus den Fen­ster schauen, und dass der Emp­fang von diesem Inter­net auf dem Schaf­berg nicht gut funk­tion­iert. Und, ach ja, das Inter­net wird Dig­i­tale Welt genan­nt, da waren Kreative am Werk.

Dass der dauer­begeis­terte Ref­er­ent mit sein­er Behaup­tung, 2,4 Mio. Men­schen seien 2013 online gewe­sen sind, genau­so haarscharf daneben liegt wie mit der Behaup­tung, kein anderes Land als Chi­na habe mehr als 1,1 Mrd. Ein­wohn­er — so genau will das nie­mand wissen.

Es war eine Ver­anstal­tung, bei denen die betagten Zuhör­er als Kulisse für Video- und Zeitungs­beiträge über Leute, die mal wieder vor bun­ten Plakatwän­den ste­hen woll­ten, dienen soll­ten. Ganz toll. Von sowas brauchen wir unbe­d­ingt mehr von.

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Verzettelte Welten

Die IVZ kommt ihrer Ankündi­gung aus dem let­zten Jahr nach und ver­anstal­tet eine Rei­he zu irgend­was mit Inter­net . Lei­der ver­säumt man es, zu schreiben, worum es über­haupt gehen soll, wovon der Vor­trag des ein­ge­lade­nen Red­ners han­delt, was diese Ange­bote sind, von denen die Rede ist, und wozu wer auch immer Fra­gen stellen soll. Aber gut, ein aus­sagelos­er Text, gespickt mit so sin­nentleerten Sätzen wie

Die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeit­en dig­i­taler Medi­en über­steigt längst das Wahrnehmungsver­mö­gen der Empfänger.

muss keine schlechte Ver­anstal­tung nach sich ziehen. Nur, beim besten Willen:

Wir haben uns vorgenom­men, Ihnen, liebe Leserin­nen und Leser die Möglichkeit zu geben, den Ein­stieg in die „Dig­i­tale Welt“ zu finden.

Damit kommt die IVZ so 20 Jahre zu spät. Wahrschein­lich erk­lärt man uns näch­ste Woche, wie man dieses putzige Gerät bedi­ent, mit dem man qua­dratis­che Brotscheiben rösten kann.

Aktu­al­isierung 11. März 2014

Die Volk­shochschule erläutert, worum der Vor­trag geht:

Meine Kinder, meine Enkel, meine Nach­barn — viele scheinen ständig “ver­net­zt” zu sein. Han­dliche kleine Geräte wie leis­tungs­fähige Handys oder Tablet-Com­put­er machen es möglich. Der Kon­takt zur Ver­wand­schaft im Aus­land ist eben­so schnell hergestellt, wie ein Buch bestellt ist, aktuelle Nachricht­en abgerufen wer­den kön­nen oder Bankgeschäfte zu erledi­gen sind.

Ist dann doch wohl eher was für reifere Semester.

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Eine kritische Prüfung findet nicht statt

Da plap­pert die IVZ eine Prog­nose der Osnabrück­er Stadtwerke zur Zukun­ft der geplanten Stadtwerke Teck­len­burg­er Land nach, sprich von jeman­dem, der in dieser Angele­gen­heit ein Eigen­in­ter­esse hat, und erhält von 9 Bew­er­tun­gen auf ihrer Artikel­seite sat­te 9 mal die schlecht­este Bew­er­tung. Zu Recht. Denn bei den Leer­sprechein­la­gen, die man da wiedergibt, ver­wun­dert es schon, dass keine der Bedenken, die Lesern des Artikels umge­hend ins Auge fall­en, einen Weg in den Bericht find­et. So kom­men­tieren Leser des Artikels z.B.

- zur Rentabilität

25.02.2014 07:24 von emsi:
Die Zahlen beweisen ein­deutig wie unrentabel die Stadtwerke wirk­lich sind. Wenn eine Kom­mune erst nach 20 !!!! Jahren eine Div­i­dende an den Ver­brauch­er geben kann und dann effek­tiv erst Schwarze Zahlen einfährt,ist die Lage ja wohl klar. ABER, die Her­ren wer­den das Ergeb­nis schon im Vor­feld schön­rech­nen, sich die meiste Div­i­dende geben und grünes Licht geben!!

- zu ange­blichen Pluspunkten

25.02.2014 12:25 von Perro:
Hallo!
Zitat:
“Zu den Vorteilen gehöre, dass man einen Ansprech­part­ner vor Ort habe.”
.……hat man jet­zt auch schon.…..
Zitat:
” Hinzu komme das gute Gefühl, etwas für die heimis­che Wirtschaft zu tun, die mit Aufträ­gen bedacht wird.”
.…auch heute arbeit­en schon Fir­men aus dem Umfeld für die RWE/ Westnetz.….


— zur kri­tisier­baren Begutachtung

25.02.2014 15:53 von KritischesAuge:
Immer dann, wenn wer etwas will oder macht frage ich mich nach dem Warum. Wer ver­di­ent hier eigentlich.…z.b.….direkt und warum verkauft jemand. Ver­di­enen statt per­sön­lich zahlen oder haften tun wohl einige Bürg­er­meis­ter. Die RWE verkauft hier was.…warum gibt die RWE was vom Kuchen ab? Warum gibt es keine neu­tralen Berater für die die ein Ja oder Nein let­ztlich entschei­den? Alles sehr selt­sam. Ich denke, man sollte sich gut anse­hen, welche Partei sich in Ibben­büren wie positioniert.…bald sind Kommunalwahlen.

- zum Lobbyistentum

25.02.2014 17:23 von kommentar:
Zitat: ” Ratsmit­glieder …, … bei Son­dert­er­mi­nen am 5. und 6. März berat­en lassen”.

Berat­en lassen” ist hier wohl der falsche Aus­druck! Es erin­nert eher an Verkaufsver­anstal­tun­gen, bei der erst der Saal ver­lassen wer­den darf, wenn der Verkäufer seinen Umsatz erre­icht hat. Hier halt nur niveauvoller. 

- zur Befähi­gung der Poli­tik­er, der­art wirtschaftlich zu agieren:

25.02.2014 17:28 von Schnuf­fi 2:
Solage Poli­tik­er nicht zur rechen­schaft gezo­gen wer­den kön­nen, was sie mit Steuergeldern machen, hat man als Bürg­er keine Chance, etwas dage­gen zu tun.
Nichtwählen bringt da auch nichts.
Nur gut, dass ich nicht gezwun­gen wer­den kann, Kunde zu werden.
Alles andere kann man ja bei Teldafax lesen, aber da scheinen unser Vertreter des Volkes Scheuk­lap­pen zu tragen.
Abge­se­hen davon, dass Poli­tik­er jeglich­er Frak­tion meist für ihre Tätigkeit noch nicht ein­mal annäh­ernd die richtige Aus­bil­dung nach­weisen kann, egal ob Kreis, Land oder Bund.
In der freien Wirtschaft undenkbar.
Von dieser Materie haben diese Leute keinen Schim­mer Ahnung und davon eine ganze Menge.
Aber es ist ja nicht ihr Geld was dort in den Sand gestzt wird und zur Ver­ant­wor­tung wer­den sie nicht herangezogen.

Zur Frage, was die RWE von diesem Deal hat, zitiert übri­gens die NOZ Marc Schramey­er von der Ibben­büren­er SPD:

Sie soll­ten sagen, dass sie als Stadtwerke Osnabrück und RWE durch die neuen Stadtwerke auch Kun­den gewin­nen kön­nen, die sie son­st nicht erre­ichen. Insofern gibt es eine Win-Win-Situation.

Und wenn man laut WN selb­st bei der CDU ein­räumt, bei der ganzen Angele­gen­heit gin­ge es auch stark um die pri­vate Ver­sorgung von Poli­tik­ern, d.h. neben deren fach­lich­er Eig­nung ste­ht deren Objek­tiv­ität in Zweifel:

„Kaum sind die Stadtwerke gegrün­det, geht die Jagd auf Pöstchen los“, kri­tisierte Jonas.

dürfte man doch etwas kri­tis­cheren Jour­nal­is­mus erwarten.

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Die Kanzlerin will den Genmais”

Einen merk­würdi­gen Artikel bringt die IVZ da, um das Gen­mais-The­ma auf lokales Niveau run­terzubrechen. Man erweckt den Ein­druck, als ob es bei diesem The­ma nur für heimis­che Bauern darum gin­ge, wegen Schädlin­gen eine zusät­zliche Mais­art zur Ver­fü­gung zu haben, und als ob das alles nur ein EU-Irrsinn sei:

EU – ist das vielle­icht die Abkürzung für „Ein­fach Unsinn“? Natür­lich nicht! Aber viele Men­schen denken so über die Europäis­che Union. Und wenn man sieht und hört, was die Damen und Her­ren im fer­nen Brüs­sel jet­zt aktuell in Sachen Gen-Mais getrieben haben, kön­nte man schon mal denken: Ein­fach Unsinn …

Äh, ja, wenn man die Hin­ter­gründe nicht ken­nt, sicher­lich. Und als Schreiber­ling der IVZ sind Hin­ter­gründe inzwis­chen wohl ein rotes Tuch.

Da liest man bess­er in Medi­en, die Hin­ter­gründe recher­chiert haben, was SPD-Ver­braucher­poli­tik­erin Elvi­ra Drobin­s­ki-Weiß im ARD-Mor­gen­magazin sagt :

Die Kan­z­lerin will den Gen­mais.” Mit der Enthal­tung habe sich die Regierung schließlich auch dem Druck der ein­flussre­ichen Nahrungsmit­tel­her­steller gebeugt.

Nicht dass Sie meinen, hier­bei gin­ge es nur um eine SPD-gegen-CDU-Geschichte, auch die CSU ist angefressen:

Josef Göp­pel, CSU-Poli­tik­er und Mit­glied im Umweltauss­chuss des Deutschen Bun­destages, schloss sich der Kri­tik an. Im rbb-Infora­dio sagte er: “Wenn Deutsch­land sich hier von vorn­here­in deut­lich posi­tion­iert hätte, wäre auch eine Mehrheit mit weit­eren Mit­glied­staat­en erre­ich­bar gewesen. ”

Quer zur Hal­tung, jede poli­tis­che Ver­ant­wor­tung kom­plett auf die EU zu schieben:

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Frei nach Kant

Dr. Renate Engel ist von Andrea Bracht in der IVZ zu Kant inter­viewt wor­den. Natür­lich wird nie­mand Kant gerecht, wenn er so kurz mal eben raushauen soll, was an Kant dran ist. Das bedeutet aber auch nicht, dass man so falsch liegen sollte. Aber lassen wir die Inter­viewte zu Wort kommen:

Als erstes möchte ich den Begriff der Men­schen­würde nen­nen. Kant sagt: Eine Sache hat einen Preis. Aber eine Per­son, die zu sich sel­ber “Ich” sagen kann, die Ver­ant­wor­tung übernehmen kann, hat Würde. Und die Men­schen­würde ist unantastbar. 

[Frage Andrea Bracht:] “Die Würde des Men­schen ist unan­tast­bar” ist der Artikel unseres Grundge­set­zes. Den ver­danken wir Kant?

Sehr gute Frage. Die Anwort ist Nein. Mir ist auch unbekan­nt, dass Kant zwis­chen Per­so­n­en, die zu sich sel­ber “Ich” sagen kön­nen, und solchen, die das nicht kön­nen, moralisch unter­schieden hätte. Zur Bes­tim­mung ein­er Ver­let­zung der Men­schen­würde wird von deutschen Gericht­en oft­mals die Objek­t­formel herange­zo­gen, die sich an Kant anlehnt. Im Wort­laut Kants wird klar, worauf er aus ist:

Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquiv­a­lent geset­zt wer­den; was dage­gen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquiv­a­lent ver­stat­tet, das hat eine Würde. […] was die Bedin­gung aus­macht, unter der allein etwas Zweck an sich selb­st sein kann, hat nicht bloß einen rel­a­tiv­en Werth, d. i. einen Preis, son­dern einen innern Werth, d. i. Würde. (Kant, AA IV, 434f.)

Offen­bar kön­nen Men­schen nach Kant eben auch Preise haben, wie Fuss­ball­spiel­er Ablös­esum­men, sie haben eben zudem auch eine Würde.

Worauf ich mit diesem ganzen Artikel hin­aus will: Heutzu­tage legt anderen Per­so­n­en, ger­ade wenn sie tot sind und sich nicht wehren kön­nen, sehr leicht Dinge in den Mund, die sie nicht behauptet haben. Wie z.B. dass Kant

uns Men­schen auf­fordert, selb­ständig zu philoso­phieren, anstatt Wis­sen von Philosophen in uns anzuhäufen.

Wo soll Kant denn sowas gesagt haben? Selb­st philoso­phieren, statt Wis­sen von Philosophen anzuhäufen? Kant hat eigentlich selb­st das Gegen­teil getan: Jahre­lang sich an anderen abgear­beit­et, und mit diesem Wis­sen seine eigene Philoso­phie aufgebaut.

Kom­men wir zum ange­blichen Frei­heits­be­griff Kants:

[B]in ich frei genug, über meinem Impuls zu ste­hen und anders zu han­deln, als ich es spon­tan tun würde? Das ist die Idee der Frei­heit, wie Kant sie ver­standen hat.

Nein, ist es nicht. Kant definiert 6 Frei­heits­be­griffe, die zu erläutern an dieser Stelle nicht nötig ist. Zu diesen zählt die oben gewählte For­mulierung nicht. Die gestellte Frage, kann ich über meinem Impuls ste­hen und anders han­deln als ich spon­tan han­dle, ist keine, die Men­schen nach Kant über­haupt beant­worten kön­nen. Wer so etwas behauptet ver­liert, den weisen Biolo­gen berechtigt darauf hin, dass Men­schen Hand­lun­gen ini­ti­ieren, bevor diese dem Men­schen im Geiste bewußt wer­den. Kurzum: Wäre das Kants Frei­heits­be­griff, wäre er wohl nicht haltbar.

Der Kat­e­gorische Imper­a­tiv. So in aller Munde und doch so kaum ver­standen. Angeblich

ein nicht inhaltlich gebun­denes Prü­fungsver­fahren. Das heißt, mir wird nicht inhaltlich gesagt: Du sollst nicht töten. Son­dern es wird gesagt: Prüfe, ob die Richtlin­ie, nach der Du jet­zt in dieser Sit­u­a­tion han­deln möcht­est, ein all­ge­meines Gesetz wer­den kön­nte. Ein Gesetz, das für jeden gilt, immer und auf der ganzen Welt. Wenn ja, dann kann ich danach han­deln — oder zumin­d­est sagen: Das wäre eine moralisch gute Hand­lung nach Kant.

Falsch. Alles kann nach Kant ein Gesetz wer­den, im juridis­chen Sinne. Die Frage im Einzelfall ist, ob die indi­vidu­elle Per­son dies wollen kann, genauer gesagt: wider­spruchs­frei wollen kann. Kant zielt hier auf die nicht bloß sub­jek­tive Ein­schätzung ein­er Hand­lung, nicht auf die Instal­la­tion eines Geset­zes. Zudem: Kant ist vor­sichtig bei moralisch guten Hand­lun­gen. So ein­fach wie im Zitat beschrieben, würde Kant nicht von moralisch guten Hand­lun­gen sprechen, da Men­schen partei­isch sein und sich irren können.

Kant hat den Glauben zu ein­er Sache jedes Einzel­nen gemacht.

Oh, das muss ein ganz neues Ergeb­nis der Kant­forschung sein. Aber ich denke, damit schus­tert man Kant schlicht zu viel zu.

Und so müssen wir — wenn wir Gott nicht zu einem wiss­baren Ding machen wollen, darauf ver­trauen, dass wir ihn als gute Macht in unserem Han­deln prak­tisch verwirklichen.

An dieser Stelle sollte mal her­aus­ge­hoben wer­den, dass dies eine Pri­vat­mei­n­ung ist und mit Kant nichts zu tun hat. Als I‑Tüpfelchen fasst die Jour­nal­istin dann das, was sie für den Kat­e­gorischen Imper­a­tiv hält, so zusammen:

Man soll also stets ratio­nal handeln.

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Kaffeeprüttlesen mit der IVZ (3)

Eine neue Zeit­form hat man da einge­fan­gen, den Face­book-Präsens. Er beschreibt das ohne kri­tik­lose uns zeitun­ab­hängige, also als ob nie­mand anders auch kri­tisch sein könne, Ver­tratschen von Facebook-Gerüchten.

Bild

Dieses Mal wird darauf hingewiesen, dass irgend­je­mand irgendwelche Gerüchte über das Aasee-Bad auf Face­book geschrieben hat. Wahnsinn. Aufgerun­det 50 Leute, also auf 50 aufgerun­det, minus diejeni­gen, die sich nicht neg­a­tiv äußern, jeden­falls 50, son­st wäre ja der Artikel albern. 

Immer­hin ist die Kri­tik wohl wahrgenom­men wor­den, so dass beim aber­mals beschriebe­nen Umfrage-Werkzeug der Inter­net­präsenz, über das weit­er­hin jed­er x‑beliebig oft abstim­men darf, darauf hingewiesen wird, die Abstim­mung, an der nun nur noch Stim­men, keine Men­schen mehr teil­nehmen, sei nicht repräsen­ta­tiv. Ja, nicht nur das, sie ist nicht ser­iös, darauf sollte man eher hinweisen.

Aber wem will man das erzählen? Wie ser­iös ist denn eine Zeitung, bei der vor Veröf­fentlichung nicht mehr gegen­ge­le­sen wird, die der­art Gerüchte ver­bre­it­et, und die eben nicht vor Veröf­fentlichung alle am The­ma direkt beteiligten Seit­en anhört, wie man sich ander­norts vor Kurzem noch auf die Fah­nen schrieb?

Ohne Dig­i­ta­lange­bot sei man nicht über­lebens­fähig, sagte der IVD-Geschäfts­führer Reck­er Indus­triellen let­zte Woche. Denen gab er auch mit auf den Weg, vor dem Inter­net keine Angst zu haben. Das mit der Seriosität ist da wohl händelbarer.

9 Uhr 30

Man meinte, wie jet­zt im betr­e­f­fend­en Artikel zu lesen ist, dann doch die Facebook-Präsenz.

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Zitate für Dummies

Heute griff ich mal wieder zum Käse­blatt und da fiel mir dieses Zitat in die Augen:

Wenn zwei Men­schen immer das­selbe denken, ist ein­er von ihnen überflüssig.”

Win­ston Churchill (1874 – 1965), britis­ch­er Poli­tik­er und Nobelpreisträger

Wis­sen Sie, was dieses Zitat mit dem Zitat “Ich bin ein Berlin­er” gemein hat? Bei­de stam­men nicht von Win­ston Churchill. Zumin­d­est nicht nach­weis­lich. Auch online habe ich auf englis­chsprachi­gen Seit­en keinen Hin­weis gefun­den, der bei­des miteinan­der belegt in Verbindung bringt. Auf deutschen Inter­net­seit­en ist diese Kom­bi­na­tion wesentlich ver­bre­it­eter. Ander­er­seits wird er auch Albert Ein­stein unterge­jubelt .

Der Satz stammt wohl eher aus dem Amer­i­can Mag­a­zine und lautet 1931 im Original:

When two men in busi­ness always agree, one of them is unnecessary.

das wiederum vom Zitat

If the two records sub­stan­tial­ly agree, one is uneccessary

aus dem Jahr 1884 abstam­men kön­nte. Der Erbauer des Schloss­es Elmau, Johannes Müller, soll auch sowas gesagt haben. Das wäre alles dichter dran als Churchill. Wahrschein­lich wird es auch noch frühere Sinnsprüche über Iden­tität geben, die entsprechend zu lesen sind.

Früher hat man ja durch Zitieren seine Bele­sen­heit zur Schau gestellt, was auch schon albern war. Heute kann man dadurch auch gut seine Unbe­le­sen­heit zur Schau stellen. Man weiß eben nicht, von wem so ein Zitat kommt oder nicht kommt. Kann schon sein, dass Churchill das irgend­wann mal gesagt hat. Wer will das genauestens widerlegen?

Zumin­d­est bei Käse­blät­tern scheint es mir so zu sein, dass nie­mand mehr so recht daran inter­essiert ist, wie ver­lässlich das ist, was man so druckt, wenn es eh keinen inter­essiert und nie­mand einen prüfend­en Blick darauf wirft.

Denn gestern gab es beim Käse­blatt das­selbe Spiel:

Jed­er Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein ver­loren­er Tag.”

Char­lie Chap­lin (1889–1977), britis­ch­er Komik­er, Schaus­piel­er, Regis­seur, Kom­pon­ist und Produzent

Warum nicht mal Willy Brandt? Das wäre doch mal aus­ge­fal­l­en­er, wenn man sich eh nicht um den tat­säch­lichen Autor bemüht. Das ange­bliche Zitat scheint mir aus der­sel­ben im Netz gefun­de­nen Zitat­daten­bank zu stam­men. Es wird Chap­lin oft im Inter­net ohne irgen­deinen Beleg zugeschrieben, stammt aber wohl eher von Nico­las Cham­fort aus dem 18. Jahrhun­dert und lautet:

La plus per­due de toutes les journées est celle où l’on n’a pas ri.

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IVZ auf Verbrechensjagd

Manche Dinge ste­hen halt nicht in der IVZ. In Met­tin­gen ist eine tote Frau gefun­den wor­den. Dazu hat man bei der IVZ eine Art Tick­er mit den neuesten Mel­dun­gen Gerücht­en installiert:

Sam­stag, 17 Uhr 50

[…] Ob es sich um eine Straftat han­delt, ob ein Selb­st­mord vor­liegt oder ob es sich möglicher­weise auch um einen Unfall han­deln kön­nte, dazu kann die Kripo vor Ort derzeit noch keine Angaben machen. Die Todesur­sache ist völ­lig unklar, die Ermit­tlun­gen laufen. […]

Sam­stag, 18 Uhr 10 

[…] Auf der Hand scheint zu liegen, dass Mord­kom­mis­sion und Staat­san­waltschaft von ein­er Straftat ausgehen. […]

Son­ntag, 9 Uhr 5

[…] Wie Ober­staat­san­walt Herib­ert Beck gestern am Abend erk­lärte, sollte die tote Frau in Mün­ster obduziert wer­den. Die Staat­san­waltschaft Mün­ster und auch die einge­set­zte Mord­kom­mis­sion scheinen demzu­folge von einem Gewaltver­brechen auszuge­hen, das in Met­tin­gen verübt wor­den ist.

Klar sein dürfte nach Ver­laut­barun­gen der Staatsanwaltschaft/Polizei inzwis­chen auch, dass die Frau aus Met­tin­gen stammt. Es ist damit zu rechen, dass die Ermit­tlun­gen der Mord­kom­mis­sion heute auf Hoch­touren weit­erge­führt werden. […]

Son­ntag, 10 Uhr 15

Son­ntag, 10.15 Uhr: […] Die tote Frau in Met­tin­gen ist an ein­er Unterküh­lung gestor­ben, das hat die Obduk­tion bestätigt. […]

Bestätigt? Wie bestätigt? Die Antwort darauf find­et man woan­ders:

Son­ntag, 9 Uhr 39

Tote Frau in Met­tin­gen starb an Unterküh­lung – Obduk­tion bestätigt Ver­mu­tung der Ermit­tler

[…]“Da auch die inten­siv­en Ermit­tlun­gen der Mord­kom­mis­sion unter Leitung von Krim­i­nal­haup­tkom­mis­sar Ulrich Bux am gestri­gen Tage und Abend keine Anhalt­spunk­te für Fremd­ver­schulden erbracht haben, haben wir – die Polizei und die Staat­san­waltschaft – die Ermit­tlun­gen in der Nacht been­det,” so Ober­staat­san­walt Beck. […]

Die Obduk­tion bestätigt die Ver­mu­tung von Staat­san­waltschaft und Mord­kom­mis­sion, die in Fällen unklar­er Todesur­sache ein­fach immer hinzuge­zo­gen wird, dass kein Gewaltver­brechen vor­liegt. Dass eine Mord­kom­mis­sion beteiligt war, berechtigt zu über­haupt kein­er Mut­maßung, außer dass ein Arzt eine Todesur­sache nicht zweifels­frei erken­nen kon­nte. Während andere Medi­en aus den Angaben von Mord­kom­mis­sion und Staat­san­waltschaft schließen, dass ein Tod ohne Fremdein­wirkung ver­mutet wurde, spekuliert man sich bei der IVZ um ihre Rep­u­ta­tion. Denn dort unter­titelt man den Bericht weit­er­hin mit:

Am Sam­stag ist die Leiche ein­er 52 Jahre alten Frau gefun­den wor­den. Polizei und Staat­san­waltschaft sind zunächst offen­bar von einem Gewaltver­brechen augegangen.

Zumin­d­est die IVZ.

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