Schnelle Eingreiftruppe

Mehr als zwei Monate nach ihrer unkri­tis­chen Berichter­stat­tung kommt man bei der IVZ mal auf die Idee, die Preise der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land in Hin­sicht auf son­stige Anbi­eter zu betra­cht­en — nicht ohne zu beto­nen, dass wer nicht Kunde bei den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land werde, auf Heimatver­bun­den­heit pfeiffe.

Wie war das noch

[E]s gibt nach wie vor gute Gründe, eine Tageszeitung im Haus zu haben: Nur hier erhalte ich höchst aktuell alle wesentlichen Infor­ma­tio­nen aus mein­er Stadt

[Quelle]

Das Wörtchen aktuell scheint offen­bar region­al unter­schiedlich aufge­fasst zu werden.

Weiterlesen

Meine expertisierte Welt

Mit ihren Experten hat die IVZ kein Glück, auch das The­ma Inter­net ist irgend­wie nicht ihres. In der dieswöchi­gen Ver­anstal­tung sollte es zu “Einkaufen, bezahlen und über­weisen im Inter­net” gehen, auf gut deutsch: Um die Sicher­heit von Über­weisun­gen über das Inter­net. Dazu hat­te die IVZ Experten ein­ge­laden, die sie dann auch in der Über­schrift des dazuge­höri­gen Artikels Experten nen­nt und die sowas wohl von sich gegeben haben:

Brinkmann: Pay­pal ist aber ein Drit­ter, ein Dien­stleis­ter. Sie hin­ter­lassen dabei Ihre Dat­en. Wenn Sie dann im Netz bezahlen, geben Sie Ihr Pass­wort ein – mehr Schutz ist da aber nicht. Wenn es jemand schafft, an Ihr Pass­wort zu kom­men, dann ste­ht die Sche­une offen.

Falsch. Man kann seine Über­weisun­gen bei Pay­pal mit SMS absich­ern. Außer­dem kann man mit Pay­pal nur über­weisen, wenn sich auf einem dor­ti­gen Kon­to Geld befind­et oder wenn eine Verbindung zu einem Girokon­to beste­ht — welche man aber auch löschen kann.

Brinkmann: […] Echte Mah­nun­gen müssen in Deutsch­land übri­gens postal­isch zugestellt werden.

Falsch. Mah­nun­gen per E‑Mail sind zuläs­sig.

Noch schön­er wird es im Video zur Ver­anstal­tung, wenn Herr Brinkmann fragt, ob man für Pay­pal-Transak­tio­nen zahlt. Die richtige Antwort wäre gewe­sen, dass es Transak­tion­s­ge­bühren gibt, die manch­mal der Rech­nun­gaussteller und manch­mal der Rech­nungs­be­gle­ich­er übern­immt. Herr Brinkmanns Antwort auf das Zahlungsmit­tel für Transak­tion­skosten bei Pay­pal dage­gen ist:

Die Dat­en, ja.

Willkom­men in der Welt der Ver­schwörungs­the­o­rie: Für Brinkmann ist Pay­pal wohl eine Datenkrake, bei der Kun­den mit Dat­en statt Transak­tion­skosten zahlen, ohne dass diese Behaup­tung irgend­wie belegt wird. Die IVZ ver­ste­ht ihn in ihrer gedruck­ten Aus­gabe ebenso:

Ste­fan Brinkmann über Bezahl­dien­ste wie “Pay­pal”, die mit den Dat­en ihrer Kun­den Geld verdienten.

Zum Schluss des Videos gibt er noch 10 Ver­hal­tensweisen zum Schutz vor nicht autorisierten Über­weisun­gen preis, von denen ihm nur drei ein­fall­en und die dritte ist schon die Rückbesin­nung auf den gesun­den Men­schen­ver­stand, um auch noch zu sagen:

Eine Rück­über­weisung wird es nicht geben.

Möchte jemand rat­en, wer Rück­über­weisun­gen anbi­etet? Pay­pal.

Auf den Vor­trag Brinkmanns fol­gte Herr Feck:

[Feck:] bei grober Fahrläs­sigkeit – dazu gehöre übri­gens auch, ohne Viren­scan­ner zu sur­fen – habe der Nutzer selb­st den Schwarzen Peter.

Falsch. Geschädigte haften bei nicht autorisierten Über­weisun­gen nur, wenn die Bank ihnen grobe Fahrläs­sigkeit nach­weisen kann. Daher schreibt der WDR:

Sobald die Bank dies nicht nach­weise oder nicht nach­weisen könne, müsse sie dem Kun­den das fälschlicher­weise über­wiesene Geld erstatten.

Übri­gens hat laut Chris­t­ian Solmecke der Bun­des­gericht­shof bis­lang immer verneint, dass es seit­ens Win­dows-Benutzer grob fahrläs­sig wäre, keinen Viren­scan­ner instal­liert zu haben.

Als Leser weiß man an dieser Stelle auch nicht, ob Fehler beim Experten oder beim Textver­fass­er zus­tande kom­men, denn auch die Hil­festel­lung bei Phish­ing ist eher so…

Feck: Wenn Sie noch mal diese Mail bekom­men, dann kön­nen Sie es an den „Phish­ing-Read­er“ der Ver­braucherzen­trale senden. Wir prüfen das, gegebe­nen­falls wird die Adresse gesperrt.

Wenn sie jet­zt den “Phish­ing-Read­er” über Google nicht find­en kön­nen, kön­nte es daran liegen, dass er Phish­ing-Radar heisst. Und was für eine E‑Mail-Adresse da dann ges­per­rt wer­den soll, ist mir auch nicht ganz ersichtlich.

Ich habe heute viel gel­ernt. Vor allem: Man sollte seinen Com­put­er schützen“, fasste Dr. Peter Erf, stel­lvertre­tender Leit­er der Volk­shochschule Ibben­büren, den Abend in seinem Schluss­wort zusammen.

Und immer schön beim Kaf­feetrinken den Löf­fel aus der Tasse nehmen, damit man sich nicht ins Auge sticht.

Weiterlesen

Bi us … de teindusend Leser

Gäß´ton was Hilde up Koffie bi us. Se seg­gt, dat di Kaas­blatt tein­dusend Leser häfft. Habb ick seg­gt, dat kan niet sein. Wohiär wullt de Blät­tken wiäten, datt ick de Kaas­blatt auk liäse.
De Kaas­blatt kan jo niet wiäten, dat ick de Blatt voor Dag un Dau bi Hilde uten Breifkas­ten hol, fix liäse en dan de Blät­tken retireer.

Ick hebb de Börg­er­meester gäß´ton up Stroate drepen. He häfft me vertellt, dat ick met mien Hanomag niet mehr up de Schier­loher Mohlen­patt naor Dörnte jukeln kan. De Molen­patt wullt nu en Stroate vöör de Fiet­sen wöörn.  De Wit­ten wöörn daor inten­siev­er Kon­trolle mak­en. Aww­er seg­gt ick hen, dat ick daor liek­ers dröw­er jukeln weren. Is toch de Mohlen­patt de körteste Weg naor Dörnte.

Weiterlesen

Lokalpatriotismusstrom

Da ist noch Luft nach oben drin, nur irgend­wie wird dieser Umstand beim Lokalblatt mit kein­er Silbe erwäh­nt: Der Strom­tarif der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land ist raus und befind­et sich in einem Mit­telfeld­bere­ich ver­gle­ich­bar­er Tar­ife. Im Grunde genom­men ist das okay, nur konkret bedeutet dieser Tarif z.B. für Fam­i­lien einen Unter­schied von bis zu 200€ in bezug auf gün­stigere Ange­bote. Der Tarif ist wirtschaftlich gese­hen nur für Kun­den der RWE inter­es­sant, die sich zudem nicht online über Tar­ife informieren. Bei Gaspreisen sieht es übri­gens noch etwas deut­lich­er zu Ungun­sten des Tar­ifs der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land aus.

Es ist bemerkenswert, dass dieser doch eher sim­ple und offen­sichtliche Umstand tot­geschwiegen wird: Im Video der IVZ ist von Per­so­n­en die Rede, die ange­blich gerne auf Großkonz­erne schimpfen und dann doch nicht wech­seln wollen. Im Text von Fam­i­lien­vätern die ange­blich kurz­er­hand unter­schreiben, die aber nicht fotografiert oder namentlich erwäh­nt wer­den kön­nen. Per­so­n­en, die Ken­nt­nisse aus dem Inter­net über Strom­tar­ife haben, sind schein­bar gar nicht auf der Straße gewe­sen. Die Berichter­stat­tung ähnelt eher der Wer­bung als Journalismus.

In diesem Sinne bringt man dann auch so ein Zitat:

„Wer TE am Auto hat, der iden­ti­fiziert sich mit der Region. Der kann ja auch Strom und Gas von den TE-Stadtwerken kaufen“, blickt der Ibben­büren­er SPD-Rat­sherr Jür­gen Bosse in die Zukun­ft mit möglichst vie­len Kunden.

Nach dieser Logik kön­nen TE-Auto­kennze­ichen-Besitzer auch jeden Mor­gen gegen eine Teck­len­burg­er Eiche laufen, so blöd, wie sie sind. Gut, im Zitat klingt immer­hin schon ein wenig durch, dass der Tarif der Stadtwerke allein nicht gän­zlich überzeugt, da muss Lokalpa­tri­o­tismus her. Aber wie aufgezeigt: Wer Gas und Strom bei den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land bestellt, zahlt im Ver­gle­ich jährlich bis zu 400€ mehr.

Warum muss mir über die Presse vorge­gaukelt wer­den, dass nur Dep­pen nicht den Stro­man­bi­eter wech­seln und zu den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land gehen, obwohl sie eigentlich über ihren Großkonz­ern-Anbi­eter her ziehen? Kann man doch mal machen als Lokalpa­tri­ot, während die unin­ter­essierte Mut­ti für’s Töchterchen einen Luft­bal­lon abgreift.

Weiterlesen

Teletubbyjournalismus

Das muss man auch erst­mal hin­bekom­men: Zweimal dieselbe, abgeschriebene Polizeimel­dung untere­inan­der druck­en . Da kommt man mit Satire gar nicht mehr gegen an.

Aktu­al­isierung 20.30 Uhr

Auf der Inter­net­seite der IVZ kri­tisiert ein Leser die Dop­pel­berichter­stat­tung. Inzwis­chen taucht auf den Seit­en der IVZ auch die Mel­dung auf, dass ab dem 18. August die Nutzer nur noch unter Klar­na­men kom­men­tieren dür­fen. Der Zeit­punkt ist etwas merk­würdig, denn über­haupt und in let­zter Zeit gibt es kaum Kom­mentare auf der Seite. Als Begrün­dung für den Schritt wird eine Trans­parenz, die für die IVZ eh schon beste­ht, genan­nt .

Ich bin ja mal ges­pan­nt, ob dann kün­ftig auch die Redak­teure mit Klar­na­men kom­men­tieren. Und wie man die aus­drück­liche Ein­willi­gung aller Nutzer ein­holen will, die man rein juris­tisch für so einen áus daten­schutzrechtlich­er Sicht beden­klichen Schritt braucht.

Weiterlesen

Dank an imaginäre Leser

dankeivz Schon ein paar Mal hat sich die IVZ on- und offline bei ange­blich 10.000 täglichen Lesern ihres Inter­ne­tange­bots bedankt. Klingt gut, kön­nte man mit angeben — wenn man mal darstellt, woher diese Zahl stammt. Sind das die Besuch­er der eige­nen Inter­net­seite? Wer­den auch die Zugriffe von nicht ein­gel­og­gten Besuch­ern mit­gezählt, die gar keine Artikel lesen kön­nen? Oder addiert zusät­zlich die Face­book-Nutzerzahlen? Twit­ter­nutzerzahlen? Die IVZ, die ja gerne mal Prob­leme mit dem Unter­schei­den von Klick- und tat­säch­lichen Benutzerzahlen hat, erk­lärt diese Zahl bis­lang nicht. Zumin­d­est nicht in den eige­nen Medien.

Allerd­ings find­et sich auf den Seit­en des Medi­a­dat­en Ver­lages unter Beru­fung auf die IVW-Analyse des 2 Quar­tals 2014 eine Zahl zu den Inter­net­seit­enbe­such­ern der IVZ: 217988. An die IVW geben Ver­lage aktuelle Reich­weiten­zahlen ihrer Zeitun­gen. Wenn diese Zahl einzelne, tägliche Benutzer inner­halb eines Monats bedeuteten, käme die IVZ damit auf 7266 Leser täglich. Nur: Das sind es nicht. Angegeben wer­den Page Vis­its, nicht Unique Vis­its. Mit Page Vis­its sind in der Wortver­wen­dung von Google, und Google nimmt die IVZ zur Analyse ihrer Nutzerzahlen, aufgeze­ich­nete Besuche ein­er Seite durch eine IP-Adresse mit Pausen von min­destens 30 Minuten zwis­chen Besuchen. Ein­fach­er aus­ge­drückt: Rufe ich mor­gens die Seite der IVZ auf und eine halbe Stunde später noch ein­mal und abends wieder, habe ich 3 Page Vis­its erzeugt. Ich bin aber nur ein einziger Leser.

Um es noch lustiger zu machen: Es gibt nicht nur Per­so­n­en, son­dern auch Com­put­er, die Inter­net­seit­en aufrufen. Man nen­nt diese Com­put­er Bots. Die Angabe Googles zu Page Views ist nicht von vorn­here­in Bot bere­inigt.

Die Zahl von 10.000 dig­i­tal­en Lesern erscheint somit etwas dubios.

Weiterlesen

Muss erst etwas passieren?

Die Saure-Gurken-Zeit im Som­mer ist seit jeher ein Prob­lem für die Zeitun­gen: Wenn die Leute in den Urlaub fahren, die Vere­ine kaum Ver­anstal­tun­gen haben und auch von der Poli­tik nichts zu hören ist, dann wird es noch schwieriger, die Zeitung voll zu kriegen. 

Die IVZ schoss ver­gan­gene Woche allerd­ings mit 4 gehalt­losen Artikeln (24. Juni, 25. Juni, 26. Juni, 28. Juni) über eine Bahn­schranke den Vogel ab: Man inter­viewte u.a. vor der Schranke Wartende, ob die Schranke an der Bahn rechtzeit­ig run­ter­fahre. Auf die Art hätte man auch im Super­markt Hin­ten-in-der-Schlange-Ste­hende fra­gen kön­nen, ob der Bezahlvor­gang zu lange dauert. Oder man fragt sich, wie lange Roll­stuhlfahrer zur Über­querung brauchen und wie viel Zeit man beim Über­queren des Bah­nüber­gangs braucht, wenn man unter­wegs ein Taschen­tuch verliert.

Stellen Sie sich nur mal vor, es fährt ein Roll­stuhlfahrer über die Gleise, muss nochmal zurück, weil er unter­wegs seine Tem­pos liegen gelassen hat, und dann geht dem Rol­li der Saft aus.

Was soll bei so einem Jour­nal­is­mus rumkommen? 

Weiterlesen

Ins Wasser gefallen

Da wollte man seit­ens der Stadt und der IVZ zu Hauf Leute dazu bewe­gen, bei ein­er Aktion von Coca Cola mitzu­machen, um für einen Wasser­spielplatz finanzielle Mit­tel zu erhal­ten. Reizvoll für sie war es, dass die Aktion unterm Strich kein Geld kostet. Einen Preis hat man den­noch zu zahlen: Man schaufelt über die ange­wor­be­nen Mit­mach­er deren bei Face­book angegebe­nen Dat­en sowie Fre­un­deslis­ten direkt in die Daten­bank von Coca Cola. So bil­lig kom­men Konz­erne son­st nicht an sen­si­ble Daten.

Gewon­nen hat man nun für Ibben­büren nichts. Die Aktion ist gehörig ins Wass­er gefall­en. Nicht ein­mal genü­gend Stim­men für einen Trost­preis hat man zusam­men bekom­men. Woran lag es?

Es ist wohl eine Mis­chung aus Unver­mö­gen und Naiv­ität gewe­sen. Wie son­st will man erk­lären, dass Dör­fer mit weni­gen hun­dert Ein­wohn­ern die Ibben­büren­er Aktion weit hin­ter sich lassen konnten?

Wenn man über­haupt bei so ein­er Wer­beak­tion mit­machen muss, dann nur, wenn man über ein Net­zw­erk ver­fügt, dass diese Aktion auch unter­stützen kann. Wie man gese­hen hat: Trotz 19.000 Abo­nen­nten und nach eige­nen Angaben täglich 10.000 Nutzern auf der Inter­net­seite ver­fügt die IVZ nicht über ein solch­es Net­zw­erk. Die Stadtver­wal­tung eben­so wenig.

Man mag das nicht gewusst haben, aber wis­sen kön­nen: Denn es zählt schon seit län­gerem zu den Erfahrungswerten, dass Links in der IVZ kaum dazu führen, dass sich jemand vor den Rech­n­er set­zt und die ver­link­te Seite anklickt.

Weiterlesen