Rechtsanwalt Udo Vetter hat 2010 einmal einen Vortrag über Vorsichtsmaßnahmen, die man im Umgang mit dem Internet bedenken sollte, gehalten. Immer noch sehenswert:
Neu im Bücherschrank (51): J.G. Ballard — The kindness of women
Ich bin schon länger nicht mehr beim Bücherschrank gewesen, daher kommen jetzt mal drei Schmöker auf einmal rein:
Da wäre zunächst The kindness of women von J.G. Ballard, zu dem es überraschender Weise gar einen Wikipedia-Eintrag gibt. Alles Wissenswerte zu dem Schmöker gibt es daher wohl bei Wikipedia zu lesen. Ich habe ihn nicht gelesen, nur irgendwann irgendwo für etwas Wechselgeld mitgenommen in der Absicht, ihn zu lesen, wenn man gar nichts anderes zur Hand ist. Ist nie passiert.
Ebenso ungelesen gesellt sich Das Russland-Haus von John le Carré dazu. Den Schinken habe ich mal aus den Resten der Volks- und Jugendbücherei St. Mauritius mit nach Hause geschleppt. Irgendwann mal lesen und so. Dann den Film gesehen, gemerkt, dass das Thema im Kalten Krieg hängen geblieben ist und so kann er auch besser den Weg zu tatsächlichen. Lesern finden.
Und damit zum letzten neuen Schrankbewohner: Vom Wasser von John von Düffel als ausgemustertes Stadtbücherei-Exemplar. Der Roman bietet die Schilderung einer fünf Generationen umfassenden Familie, die durch das Element des Wassers verbunden ist.
Real Fakes
Wieder was gelernt: Catfish ist offenbar im Englischen auf Grund des gleichnamigen Films der Ausdruck für Personen, die online eine falsche Identität vorgeben:
someone who pretends to be someone they are not online to create false identities, particularly to pursue deceptive online romances.
Handelt es sich hierbei um Personen, die ein wirtschaftliches Interesse verfolgen, so nennt man sie Scammer. Sonderlich trennschaft ist dieser Begriff allerdings nicht.
Viktoria aus Hamburg ist auf so einen Catfish hereingefallen, mehr als eineinhalb Jahre lang. Zusammen mit dem NEON-Journalisten Tim Fischer gelang es, die Person hinter der falschen Identität zu enttarnen, was für alle Seiten eine Überraschung war.
Die ganze Geschichte kann man im Blog des Magazins NEON nachlesen. Viktoria gibt auf realfakes.net Tipps, wie man sich vor Catfishes schützt.
Sking Skong bei Viva live
Sking Skong haben uns kontaktiert, die wir ja 2009 schon mal vorgestellt haben, und weisen auf folgenden Clip hin, der zwar schon etwas älter ist, uns aber noch nicht bekannt war:
Und das wird dann so untermalt:
SKing SKong sind eine erfolgsversprechende Rap — Kombo aus Ibbenbüren. SKing & SKong machen bereits seit der 7. Klasse zusammen Musik und absolvieren die ersten Auftritte noch als Gitarrenduo. Nach dem kurzen Bestehen einer Rock Band, lernten die beiden den Rap zu lieben und nahmen bei ihrem Kumpel Jack One erste Songs auf. Schnell gründeten sie die Band SKing SKong. Auch VIVA erkannte das Potential der beiden und lud sie zu VIVA LIVE ein um ihr Können dort unter Beweis zu stellen. Danach folgte ein Zeit mit dem Fokus aufs Studium und Ausbildung, um sich jetzt wieder mehr der Musik zu widmen. Das Besondere ist, dass sie neben ihrer klassischen Rap — Show auch selbst zu Instrumenten greifen und SKing die Gitarre in die Hand und SKong den Platz hinter den Drums einnimmt.
Neu im Bücherschrank (53): Erich Kästner — Fabian
Fabian ist ein Anfangsdreißiger in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein moralischer Springinsfeld, der sich nicht auf die niedergehende Zustände seiner Zeit einlassen kann. Das Buch ist eine Zustandsbeschreibung der damaligen Zeit und man kann sie sehr gut auf die heutige Zeit beziehen, was trotz all der modernen Technologisierung doch etwas überrascht. Irgendwie halte ich den Roman nicht für ganz rund, aber es stört mich nicht weiter.
Buchtipp ab 14: Agnes Hammer — Ich blogg dich weg!
Jule ist ein junges Mädchen, das mit ihrer Band beim Schulfest auftreten soll. Dann erhält sie jedoch anonyme E‑Mails, Beschimpfungen und Drohungen. Ein Fake-Profil von ihr taucht im Internet auf und ihr wird nahe gelegt, die Band zu verlassen. In dieser starken Bedrängnis kommt es schließlich zur gewalttätigen Auseinandersetzung.
Das Buch von Agnes Hammer behandelt ein sehr aktuelles Thema: Die Problematik, dass Jugendliche einerseits in der realen und andererseits in der virtuellen Welt unterwegs sind, und es schwierig wird, wenn Probleme der einen Sphäre mit der anderen in Berührung kommen.
Was der Leser schnell merkt, ist, dass es sich hierbei um eine klassische Schullektüre handelt, und das ist auch schon das Manko des Buches, wenn man so will: Die Geschichte ist überraschungsarm, vorhersehbar, das klassische Problem, dass die jugendliche Erzählerin mit mitunter arg verschachtelteln Sätzen alles andere als jugendlich klingt, sowie dass sich die Akteure für Jugendliche doch sehr abgeklärt verhalten. Bei erotischen Situationen wirkt die political correctness dann schon mal belustigend.
Aber als Schullektüre, und für eine kommunikative Behandlung durch Jugendliche ist das Buch, das einen für Jugendliche sehr fairen Preis hat, sicherlich hervorragend geeignet.
Zitate für Dummies
Heute griff ich mal wieder zum Käseblatt und da fiel mir dieses Zitat in die Augen:
“Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.”
Winston Churchill (1874 – 1965), britischer Politiker und Nobelpreisträger
Wissen Sie, was dieses Zitat mit dem Zitat “Ich bin ein Berliner” gemein hat? Beide stammen nicht von Winston Churchill. Zumindest nicht nachweislich. Auch online habe ich auf englischsprachigen Seiten keinen Hinweis gefunden, der beides miteinander belegt in Verbindung bringt. Auf deutschen Internetseiten ist diese Kombination wesentlich verbreiteter. Andererseits wird er auch Albert Einstein untergejubelt .
Der Satz stammt wohl eher aus dem American Magazine und lautet 1931 im Original:
When two men in business always agree, one of them is unnecessary.
das wiederum vom Zitat
If the two records substantially agree, one is uneccessary
aus dem Jahr 1884 abstammen könnte. Der Erbauer des Schlosses Elmau, Johannes Müller, soll auch sowas gesagt haben. Das wäre alles dichter dran als Churchill. Wahrscheinlich wird es auch noch frühere Sinnsprüche über Identität geben, die entsprechend zu lesen sind.
Früher hat man ja durch Zitieren seine Belesenheit zur Schau gestellt, was auch schon albern war. Heute kann man dadurch auch gut seine Unbelesenheit zur Schau stellen. Man weiß eben nicht, von wem so ein Zitat kommt oder nicht kommt. Kann schon sein, dass Churchill das irgendwann mal gesagt hat. Wer will das genauestens widerlegen?
Zumindest bei Käseblättern scheint es mir so zu sein, dass niemand mehr so recht daran interessiert ist, wie verlässlich das ist, was man so druckt, wenn es eh keinen interessiert und niemand einen prüfenden Blick darauf wirft.
Denn gestern gab es beim Käseblatt dasselbe Spiel:
“Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.”
Charlie Chaplin (1889–1977), britischer Komiker, Schauspieler, Regisseur, Komponist und Produzent
Warum nicht mal Willy Brandt? Das wäre doch mal ausgefallener, wenn man sich eh nicht um den tatsächlichen Autor bemüht. Das angebliche Zitat scheint mir aus derselben im Netz gefundenen Zitatdatenbank zu stammen. Es wird Chaplin oft im Internet ohne irgendeinen Beleg zugeschrieben, stammt aber wohl eher von Nicolas Chamfort aus dem 18. Jahrhundert und lautet:
La plus perdue de toutes les journées est celle où l’on n’a pas ri.
Neu im Bücherschrank (54): Michael Blake — Der mit dem Wolf tanzt
Ich meine damals, und wir sprechen vom Jahr 1991, fing es mit Büchern zum Film an. Da gab es über Monate erfolgreiche Kinohits, und in den Buchhandlungen oder den Zeitungskiosken tauchten die Bücher zum Film auf. Manchmal tatsächlich nur mit Zusatzinformationen und Bildern, was in Zeiten des Internets wohl komplett obsolet geworden sein dürfte, manchmal wie bei diesem Schinken von Michael Blake mit derselben Story zwischen Buchdeckeln gepackt. Hatte ich mir damals als Stepke geholt, ohne den Film gesehen zu haben. Wollte ich wirklich mal lesen. Steht jetzt ungelesen im Bücherschrank.
Journalismusimitation der WN
Was ich auch mal gerne wissen möchte, ist, ob Zeitungen sich gar nicht mehr an Trennung von Werbung und Zeitungsberichten halten müssen. Sollten Werbetexte nicht mal gekennzeichnet werden? Denn dieser Text kann niemals ernstnehmbarer Journalismus sein.
Der Text handelt angeblich von der Akzeptanz der WN-App seitens der Benutzer. Man könnte jetzt erwarten, dass auf die vielen negativen Kritiken der App eingegangen würde, dass Nutzerzahlen angegeben werden, wenigstens irgendwelche Daten zu Nutzerverhalten. Pusteblume. Stattdessen liest man:
Haben sich iPad und Co. wirklich schon durchgesetzt? Sie haben!
Belege für die Antwort: Null. Wenn Sie sich jetzt fragen, was hat denn die Frage, ob sich iPad und Co. durchgesetzt haben, mit der Frage nach der Akzeptanz der WN-App zu tun hat? Falsche Fährte.
Wie kann man seine Leser nur so für blöd verkaufen?
Neu im Bücherschrank (56): Arne Nannestad — Hänsel und Gretel XXL
Dieser Schmöker wurde dereinst als Klolektüre gekauft, aber nach Einblick nicht für tauglich empfunden. Die Geschichte um eine überdrehte Version des Grimmschen Märchens ist wohl zu Ottos Zwergenkinofilm mal aufgelegt worden. Leider wurde auf Humor gänzlich verzichtet.