Ruhe in Frieden, Terrorzelle Ibbenbüren

Oh, POPCORN! Bei der IVZ recherchiert man nochmal die Terrorzelle-Ibbenbüren-Ente nach:

Dass es „salafistische Strukturen im Norden des Münsterlandes“ gibt, wie die Sicherheitsbehörden es formulierten, hat 2014 für Aufsehen gesorgt.

Naja, vor allem hat diese unbelegte Behauptung zu so einer Ente in der IVZ geführt:

Terrorzelle im Münsterland: Salafisten im Raum Ibbenbüren schicken junge Muslime nach Syrien und in den Irak

In und um Ibbenbüren haben sich offenbar radikalislamische Kräfte etabliert, die erfolgreich junge Muslime für die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) rekrutieren. (···) Nach Informationen unserer Zeitung hat die Ibbenbürener Salafistenszene zehn bis 15 Mitglieder, die sich vorwiegend in einem Privathaus treffen. „Sie unterhalten intensive Kontakte zu einer pakistanischen Hinterhof-Moschee bei Hamm und zu islamistischen Kreisen in Wuppertal“, erzählt ein Kontaktmann aus Ahlen. (···) Zur Gruppe der Salafisten gehört dem Vernehmen nach „ein Syrer, mehrere türkischstämmige Personen und mindestens ein Mann aus Bosnien- Herzegowina“. Im Hintergrund sollen „Geldgeber mit deutschem Pass“ aktiv sein. Der Verfassungsschutz beobachtet die Aktivitäten im Kreis Steinfurt intensiv.

Angeblich locken die Islamisten die jungen Muslime auch mit Geld. „Sie zahlen demjenigen, der sich dem IS anschließt, bis zu 10 000 Euro“, hieß es. Ihre paramilitärische Ausbildung erhalten die jungen Extremisten angeblich in Deutschland und der türkischen Stadt Antep nahe der syrischen Grenze.

Geldgeber mit deutschem Pass, geheime paramilitärische IS-Ausbildungscamps in Deutschland – man konnte ja wirklich nicht ahnen, dass da einer Bullshit erzählt.

Heute weiß man von der damaligen Räuberpistole nur noch wenig:

2014 hatten die islamischen Gemeinden in Ibbenbüren beteuert, nichts von der Radikalisierung der jungen Männer geahnt zu haben, obwohl mindestens einer von ihnen auch Gebetsräume in der Stadt besucht haben soll.

Oha! „Mindestens einer (···) besucht haben soll“ – hat die akribische Fake-News-Redaktion der IVZ neue Kontaktmänner? Gibt es geheime, paramilitärische Ausbildungscamps unter Tage? Möchte der Verfassungsschutz noch eine wilde Spekulation abgeben?

Das nördliche Münsterland ist nach aktueller Einschätzung des Verfassungsschutzes keine Hochburg des Salafismus in NRW. Natürlich sei nicht auszuschließen, dass sich Einzelpersonen selbstständig radikalisieren, teilt die Pressestelle des NRW-Innenministeriums mit.

Eine niederschmetternde Mitteilung im Jahr der Rekorde: Ibbenbüren ist nicht mehr Hochburg des Salafismus in NRW. Wer hätte das gedacht? Für solche Erkenntnisse braucht man eben den Verfassungsschutz.

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Des Kanzlers Leibkoch

POPCORN! Ich weiß ja nicht, ob Sie sich noch erinnern, aber das ist schon etwas her, da schrieb man beim Lokalblättchen gleich auf die erste Seite:

Die Ibbenbürener Volkszeitung steht … für seriösen Journalismus, geprüfte Fakten, Wahrheit und Klarheit

Aber das ist jetzt auch schon ein bisschen her. Ne Woche oder so. Wer erinnert sich denn noch an sein Geschwätz von vor so langen Zeiten? Jedenfalls haben die jetzteinen Hobbykoch interviewt: Rüder Ton verdarb mir den Spaß am Kochen. Gut, kleiner Schnitzer in der Überschrift: Dem Hobbytopfschwinger ist nicht die Spaß am Kochen verloren gegangen, sondern das Interesse, Rezepte auf chefkoch.de zu veröffentlichen. Aber sowas passiert ja schon mal. Warum ist chefkoch.de denn der Erwähnung wert?

2003 meldete er sich bei chefkoch.de an, ein Forum, das damals gerade fünf Jahre alt war, als kleine Rezept-Datenbank begann, und heute nach eigenen Angaben Europas größte Kochcommunity ist, die nach IVW-Zählung im Januar eine neue Rekordmarke mit 104,3 Millionen Visits aufstellte.

Äh, nein. Das bezieht sich auf den Dezember 2016. Aber sowas passiert ja schon mal. Kochen ist ja jetzt auch eher so ein dröges Thema. Vielleicht kann man das irgendwie aufpeppen. Wie kam denn unser Internetseitenkoch zu seinem Hobby?

Im Urlaub an der Algarve in den 1990er-Jahren gab es im Hotel zufällig einen Kursus mit Manfred Schwarz, dem damaligen Koch von Helmut Kohl, an dem er teilnahm. Die Kochleidenschaft brach damit endgültig durch.

Der Kanzler hatte einen eigenen Koch? Muss ja stimmen, steht ja in der IVZ. Das hat dann doch das Bundeskanzleramt damals auch bestätigt, was?

Helmut Kohl, 62, Bundeskanzler (CDU), witterte tendenziöse Berichterstattung schon im Planungsstadium eines TV-Beitrages. Ein Redakteur des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hatte den Solinger Kanzler-Werbestrategen Coordt Mannstein um ein Interview für ein geplantes Kohl-Porträt „zum 10jährigen Dienstjubiläum“ des Kanzlers gebeten. In seinem Schreiben erwähnte der NDR-Mann, welche „Mitarbeiter, Wegbereiter und Wegbegleiter“ noch zu Wort kommen sollten, unter anderen auch ein gewisser „Manfred Schwarz, Kohls Leibkoch im Deidesheimer Hof“.

Der Antwortbrief kam prompt, aber aus dem Bundeskanzleramt, und war gerichtet an den NDR-Intendanten. Darin urteilte Amtschef und Bundesminister Friedrich Bohl humorlos und barsch: „Die tendenziöse Absicht des Unternehmens ist m. E. ganz offensichtlich. Allein das in Aussicht genommene Interview mit Manfred Schwarz, angeblich Leibkoch im Deidesheimer Hof, ist entlarvend.“ Dazu wollte Bohl „nur angemerkt“ haben: „Der Bundeskanzler hat keinen Leibkoch! Es handelt sich hierbei um ein Restaurant, das der Bundeskanzler lediglich zwei- bis dreimal im Jahr besucht.“

Gottseidank hat die IVZ da noch mal gegenrecherchiert. Sonst wüssten wir ja gar nichts von solchen Fakten. Genauso wie Tim Mälzer sein Grühnkohlrezept bei chefkoch.de klaut. Steht auch in der IVZ, es muss also stimmen. Deren Journalisten hinterfragen Informationen. Die schreiben ja nicht irgendeinen ungeprüften Stuss vom Hörensagen in ihre Zeitung wie die Idioten auf Facebook.

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Fake News (2)

Das ist natürlich auch großartig, das schmerzbefreite Sich-auf-die-Schultern-hauen, man selbst würde keine Fake News verbreiten, als Präludium für eine Aboerhöhung zu verbembeln:

Das Abonnement der IVZ wird zum 1. April 2017 um acht Cent pro Ausgabe teurer und kostet dann im Abonnement 38,90 Euro im Monat.

Also 2€ im Monat mehr – für alle, die die Dramatik aushalten.

Neben der allgemeinen Preissteigerung für die technische Herstellung (Papier / Druck) ist vor allem die Umsetzung des Mindestlohngesetzes (Zeitungszustellung) Ursache für die erforderliche Preisanpassung.

DANKE MERKEL! Leute fair bezahlen, wer konnte nur auf so einen Stuss kommen? Die Preiserhöhung hat natürlich nicht in erster Linie mit den seit Jahren anhaltend sinkenden Abo-Zahlen zu tun. Dann wäre die Meldung ja auch wieder Fake News, und sowas würde die IVZ ja nie machen. Da hätte man ja die Leser für besonders blöd verkauft.

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Fake-News

POPCORN! Die Schreiber von „Die Aura wird eine Paintball-Arena“ und „Die Kanadagänse sind wieder zurück“ posaunen ab heute raus, keine Fake News zu verbreiten.

Was Wahrheit ist, definiert keine Regierung, kein Facebook, kein Twitter!

Äh, das hat wer jetzt genau überhaupt mal behauptet?

Wahrheit ist Pflicht – alles andere gehört sich nicht.

Das war’s dann wohl mit den Aprilscherzen in der IVZ.

Unser Anspruch ist es, Wirklichkeit abzubilden, nicht Legenden zu schaffen.

schreibt die Autorin dieser nie real gewordenen Legende.

‚Fake News‘ gibt’s im Märchen. Echte Nachrichten gibt es bei uns.

Kanada, ick hör‘ dir trapsen.

Unsere 15 Lokal- und über 30 Mantelredakteure recherchieren sorgfältig, überprüfen die Nachrichtenquellen und hinterfragen Informationen.

Sorgfältig? Hinterfragt? Recherchiert?

Sie informieren immer mit kritischer Distanz.

Ja, sicher. Die würden nie auf die Idee kommen, Politiker im Interview zu duzen, weil sie so dicke Kumpels sind.

Aber immerhin: Keine Fake-News zu veröffentlichen ist ein schöner Vorsatz für die Zukunft. Hat ja in der Vergangenheit nicht so ganz geklappt.

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