RTL-Beitrag über Kita in Ibbenbüren

Vor drei Tagen veröf­fentlichte RTL einen Beitrag namens Wir deck­en auf: Erschreck­ende Erziehungsmeth­o­d­en in ein­er Kita über eine Kita in Ibben­büren, in der ange­blich Missstände in dieser zu sehen sind. Der Auf­schrei ein­er aufgeregten Menge auf Face­book war zu erwarten und wie immer auf Face­book ist es kaum möglich, noch sach­lich an die Sache heranzugehen.

Das DRK in Ibben­büren hat beschwichti­gend auf das The­ma reagiert, mit Eltern gesprochen, Kri­tik ange­hört. Schon im Vor­feld hat man ver­sucht, aufzus­püren, was hin­ter der Kri­tik ein­er ehe­ma­li­gen Mitar­bei­t­erin und ein­er Anfrage von RTL steckt, ohne auf Missstände gestoßen zu sein.

Wenn man sich jet­zt doch ein­mal kri­tisch an den RTL-Bericht machen möchte, dann sei mal eine Selb­stver­ständlichkeit vor­angestellt: Ein solch­es Ver­fahren soll keine Mis­shand­lun­gen von Kindern unter den Tisch fall­en lassen, soll nicht einen Miss­stand ver­wässern oder kaschieren. Es soll nur der Frage nachge­hen, wie überzeu­gend der RTL-Bericht ist, denn auf den muss man sich ja als nicht beteiligter Zuschauer verlassen.

Der RTL-Bericht ist hier nachzuse­hen. Er ist nur 1:36 Minuten lang. 45 Sekun­den lang sieht man keine bean­standendswerte Szene, man hört nur eine Sprecherin, die drama­tisch über einen Miss­stand redet. Dann fol­gt der Schlag ein­er Erzieherin, der einen Jun­gen trifft:

Als ein Junge an der Jacke ein­er Erzieherin zieht, erhält er prompt einen Schlag.

RTL unter­titelt die Szene allerd­ings mit dem Satz: “Du sollst nicht hauen.” Es wird nicht erläutert, wieso der RTL der Mei­n­ung ist, dass die Erzieherin hier bloß aus Rache, nicht aus einem erzieherischen Ansatz her­aus agiert — so unpassend der Schlag auch ist. 

Dies ist die einzige Szene, in der ein­deutig eine kri­tisier­bare Hand­lung erfol­gt. Dass eine Erzieherin ein Kind von seinem Stuhl ver­weist, kann nun wirk­lich diverse Gründe haben, die ohne die Erläuterung der Erzieherin alle­samt Speku­la­tion bleiben. Diese als auch alle anderen Szenen wer­den durch die Sprecherin drama­tisiert, als ob die Szenen eben nicht für sich selb­st sprächen und die sprach­liche Unter­stützung brauchen, wie “erschreck­end” und “schock­ierend” die Sit­u­a­tion ist. Ein ganz typ­is­ch­er RTL-Beitrag eben.

Im Begleit­text schreibt man bei RTL zur Szene mit dem Schlag:

Und das ist kein Aus­nah­me­fall. Der kleine Max lässt beispiel­sweise aus Verse­hen eine Schüs­sel Joghurt run­ter­fall­en, die Erzieherin schre­it ihn sofort an: “Geht’s noch?!” — als Strafe darf er nicht raus, während die anderen Kinder draußen spie­len. Fast zwei Stun­den wird Max alleine im Grup­pen­raum vor seinem Teller sitzen gelassen. Bis die anderen Kinder vom Spie­len wieder hereinkommen.

Dass die Szene mit dem schlag kein Aus­nah­me­fall sei, wird dem­nach mit ein­er Szene belegt, in der nicht geschla­gen wird. Und müsste die Sit­u­a­tion mit der Schüs­sel anders dargestellt wer­den, wenn die Schüs­sel absichtlich herun­terge­fall­en lassen wor­den wäre? Man kann immer noch darüber disku­tieren, ob die Bestra­fung in der Form richtig war, wenn man RTL glaubt, dass die Bestra­fung so gewe­sen ist. 

Bei RTL wer­den aus einzel­nen Szenen im Begleit­text auch schon mal eine Vielzahl: 

Kinder wer­den angeschrien, aus­ges­per­rt und sog­ar geschlagen.

Es wurde mehr als ein Kind geschla­gen? Belege?

Das erschüt­ternde Aus­maß der Bestra­fun­gen sehen Sie im Video. 

Das sieht man eben nicht. Die Gerüchteküche besagt, dass eine ehe­ma­lige Mitar­bei­t­erin RTL “den Tipp” gab, und dass ein weit­er­er Bericht am 1. Okto­ber in Team Wall­raff — Reporter under­cov­er fol­gt. Vielle­icht überzeugt RTL dann mehr. Bish­er ist es nicht ver­ständlich, weswe­gen man diese Kita der­art an den Pranger stellt.

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Der Name, der nicht genannt werden darf (2)

Beim Stadt­mu­se­um hat jemand einen Vor­trag zur NSDAP in Ibben­büren gehal­ten, als ob er unser Wiki gut gele­sen hätte, und bei der IVZ kri­tisiert man in der morgi­gen Ausgabe:

Klingsöhr, dessen Arbeitss­chw­er­punkt eigentlich der Kul­turkampf in Ibben­büren ist, präsen­tierte die Schlaglichter auf die Ibben­büren­er NSDAP-Geschichte als Syn­ergien sein­er Archivrecherchen. Für die Zuhör­er bemerkenswert war die Zurück­hal­tung des His­torik­ers bei der Nen­nung konkreter Namen. Klingsöhr blieb da vielle­icht etwas zu vor­sichtig, wollte auf der sicheren Seite bleiben.

Für die Leser bemerkenswert nen­nt man bei der IVZ natür­lich auch nicht den oder die Namen, den oder die man so ver­misst, will wohl auf der sicheren Seite bleiben. Wie immer.

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Twitter raus und rein

Momen­tan sind wir hier angesichts des Wet­ters und pri­vater Angele­gen­heit­en eher in ein­er Art Som­mer­pause. So fiel es eher zufäl­lig auf, dass unser Twit­ter-Zugang ges­per­rt wurde. Auf ein verärg­ertes “Wieso sper­rt ihr grund­los den Zugang?” kam ein “Entschuldigung, es sah halt nach ein­er Ver­let­zung unser­er Regeln aus”:

Twit­ter ver­fügt über automa­tis­che Sys­teme zum Find­en und Ent­fer­nen automa­tis­ch­er Spam-Accounts. Schein­bar wurde dein Account verse­hentlich Opfer ein­er dieser Spam­grup­pen. Das passiert manch­mal, wenn ein Account automa­tisiertes Ver­hal­ten zeigt und dadurch gegen die Twit­ter Regeln ver­stößt (https://twitter.com/rules).

Es ist zwar so, dass der Zugang automa­tisch mit Nachricht­en befüllt wird, aber das scheint den Regeln auch nicht zu widersprechen.

Es zeigt sich, dass man sehr schnell, ohne Begrün­dung und ohne überzeu­gende Erk­lärung ger­ade bei Twit­ter ges­per­rt wer­den kann. Man sollte nicht zu sehr sein Herz an diesen Dienst hängen.

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Lesezeichen vom 10.07.2018

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