Wilsberg — Die Fernsehserie

Die Krim­i­nal­aben­teuer des Georg Wilberg wur­den früh für’s Fernse­hen adap­tiert, so dass sich diverse Fig­uren, Eigen­heit­en und Humor entwick­el­ten, wodurch sich Buchvor­lage und Fernse­hadap­tion fast grund­sät­zlich voneinan­der unter­schei­den. Wer mal nichts anderes zu tun hat, darf sich die Serie allerd­ings dur­chaus mal reinpfeif­f­en — bei ein paar schwachen Aus­reißern unter­hält die Serie ganz gut.

01. Und die Toten lässt man ruhen Dur­chaus sym­pa­this­che, wenn auch deut­lich anges­taubte Auf­takt-Folge der Serie aus dem Jahr 1995.
02. In alter Fre­und­schaft Auf­takt der Rei­he mit Leonard Lansink als Georg Wilsberg.
03. Wils­berg und die Tote am See Marie Ziel­cke gibt dieser Folge mit Eva Kryl und Tobi Schlegl etwas Tempo.
04. Wils­berg und der Mord ohne Leiche Rou­tinierte Folge ohne größere Spannungsmomente.
05. Wils­berg und der Schuss im Mor­gen­grauen Guter Schmun­zelkri­mi.
06. Wils­berg und der let­zte Anruf Wils­berg trifft auf eine Ex, was öfters passiert. Emo­tion­s­ge­ladene, aber nicht über­mäßig span­nende Episode.
07. Wils­berg und der Tote im Beicht­stuhl Rou­tiniert­er Kirchenkri­mi mit wun­der­bar­er Jeanette Hain.
08. Wils­berg und der stumme Zeuge Der Hick­hack zwis­chen den Haupt­pro­tag­o­nis­ten ist okay, der Fall um eine ermordete Kün­st­lerin eher lahm.
09. Let­zter Ausweg: Mord Diese Episode ent­stand im Rah­men eines Inter­net-Pro­jek­ts aus der Zusam­me­nar­beit mehrerer Hob­byau­toren. Man merkt’s.
10. Der Min­is­ter und das Mäd­chen Span­nen­der Politkri­mi mit fiesem Mar­tin Bram­bach und ein paar Schmunzlern.
11. Tod ein­er Host­ess Span­nende Folge mit Leslie Mal­ton und Rolf Hoppe.
12. Tödliche Fre­und­schaft Man­ni in love, wie schön.
13. Schuld und Sühne Schöne, nicht über­sp­pan­nende Folge mit Franziska Walser.
14. Tode­sen­gel Kauzige Folge über unge­wollte Sterbehilfe.
15. Aus­ge­graben Drama­tis­che Folge über ver­armten Bauern. Guter Ein­stieg für Ekki Talköt­ter und schön­er Auftritt von Pierre Besson.
16. Call­girls Adop­tions­dra­ma mit Rain­er Piwek als Polizist. Nicht so span­nend.
17. Falsches Spiel Nicht son­der­lich span­nen­des Ent­führungs­dra­ma.
18. Tod auf Rezept Span­nende Vari­a­tion von “Das Fen­ster zum Hof”
19. Miss Wahl Hin­ter­hältige, aber nur mäßig span­nende Mod­el-Dra­ma-Folge.
20. Die Wiedertäufer Sehr frei von der Buchvor­lage abge­hende Folge, die trotz Michael Mendel span­nungsarm hin­ter der Vor­lage bleibt.
21. Unter Anklage Wen­dungsre­iche Folge, die überzeugt.
22. Film­riss Span­nende Folge aus dem Rotlich­m­i­lieu mit Phillip Moog.
23. Roy­al Flush Stim­mige, zum Ende nochmal span­nende Folge.
24. Inter­net Affären Schöne Folge, in der Kom­mis­sarin Anna Springer an sich und ihrem Job zu zweifeln hat.
25. Das Jubiläum Mit Anlei­hen bei Agatha Christie gewürzte, span­nende Jubiläums-Folge mit den wun­der­baren Peter Sattmann, Sask­ia Vester, Eva Kryll und Uwe Rohde.
26. Der Mann am Fen­ster Wils­berg und Ekki betrunk­en, sehr lustig. Dieses Mal ste­ht Wils­berg unter Ver­brechensver­dacht. Irri­tierend und span­nende Folge mit Jörg Schüt­tauf und Johann von Bülow.
27. Dok­tor­spiele Gen Ende etwas tragis­che, aber nicht son­der­lich span­nende Uni-Geschichte., teils in Mase­mat­te.
28. Oh du tödliche Lustige Weihnachtsfolge.
29. Gefahr im Verzug Stylis­ch­er Over­beck-Reiss­er mit diversen Run­ning Gags.
30. Bul­len­ball Schnell geschnit­ten­er Land­schmun­zelkri­mi mit Ekki in Not, bei dem der Gewal­taus­bruch etwas unver­ständlich bleibt. Dafür taucht das erste Mal Ibben­büren auf:

31. Frischfleisch Kom­mis­sarin Springer in Liebesnot und ein ver­wick­el­ter Fall im nicht so ganz real­is­tis­chen Call­boygewerbe mit Hugo Egon Balder als Fiesling.
32. Tote Hose Dieses Mal sind Over­beck und Ekki in Liebesnot in einem span­nen­den Kri­mi mit fiesem Alexan­der Rad­szun und Sieg­mar Sol­bach. Schönes Spiel auch von Bian­ca Hein.
33. Im Namen der Rosi Tat­säch­lich eine etwas an Der Name der Rose erin­nernde Episode, der es allerd­ings etwas an Real­itätssinn mangelt.
34. Aus Man­gel an Beweisen Etwas düstere, aber auch leicht über­frachtete Kid­nap­ping-Folge mit Hein­rich Giskes als Ekkis Vater — mit drama­tis­ch­er Auflösung.
35. Die Biele­feld-Ver­schwörung Eine qua­si an ihre Vorgän­gerin anschließende Folge, etwas gaga ob des The­mas, aber dur­chaus ein­fall­sre­ich und skuril.
36. Halb­stark  Schul-Folge ohne Lokalkolorit und rechte Span­nung, aber immer­hin dicht erzählt.
37. Die Ent­führung Eine sich vom übr­lichen Kri­m­iniveau abhebende Folge, bei der der Witz über­flüs­sig daherkommt, was aber durch das schöne Spiel von Michael Rotschopf über­lagert wird.
38. Treuetest Over­beck hat ein paar lustige Auftritte in dieser Folge um Begleit­ser­vice-Mördereien, Mün­ster kommt bess­er zur Gel­tung, die Span­nung ist mäßig.
39. Gegen den Sturm Weniger Ulk, mehr Span­nung und ein schön irres Spiel von Eva Löbau erwartet den Zuschauer dieser Folge, in der Ekki ein Haus in der Umge­bung sein­er Jugend erbt.
40. Hengst­pa­rade Weil Kom­mis­sarin Springer in dieser Folge ent­führt wird, muss man auf ihre Schimpfti­raden und Tadelun­gen verzicht­en, während die nicht son­der­lich witzige Geschichte dieses Mal sich etwas zwis­chen den unter­schiedlichen Hand­lungssträn­gen verliert.
41. Nacht im Netz Schlüpfrige Folge um Alex. Aus tech­nis­ch­er Sicht etwas naiv, aber auf Grund der Ver­wick­lun­gen unterhaltsam.
42. Mund­tot Wils­berg in dieser Folge in Geld­schwierigkeit­en. Ohne Over­berg-Witze geht nichts mehr, der Lokalkolorit ist mal wieder etwas mehr im Vordergrund.
43. Das Geld der anderen Ordentliche Krim­is­pan­nung bietet diese Folge, die auch passend mit Witz und Lokalkolorit gespeist ist.
44. 90–60-90 Hmm, schon wieder ein Mod­el­lkri­mi. Dieser mit Karo­line Eichko­rn wirkt aber eher hys­ter­isch als spannend.
45. Kein Weg zurück Diese Folge mit einem her­ausstechen­den Bernd-Michael Lade ist schön düster und set­zt wohltuend weniger auf Blödeleien.
46. Rus­sis­ches Roulette Irgendwelche rus­sis­chen Frauen, die ille­gal nach Deutsch­land eingeschleust wur­den und aus einem LKW in Mün­ster entkom­men, lan­den bei Wils­berg im Anti­quar­i­at, dem wiederum im sel­ben Wald nach einem Unfall viel Geld in die Hände gefall­en ist. Klis­chee­lastig und seicht.
47. Bauch, Beine, Po Schon bess­er: Span­nende Episode mit schön schmierig spie­len­dem Jörg Schüt­tauf, bei dem der Zuschauer lange im Unklaren gelassen wird.
48. 48 Stun­den Rück­ge­blendete Folge, die etwas flot­ter daher kommt.
49. Bit­tere Pillen Nicht über­mäßig span­nende Heil­prak­tik­er-Folge mit beißen­der Kri­tik an der Behand­lung von Flüchtlin­gen in Deutschland.
50. Tod im Super­markt Ziem­lich bemühte, wenig span­nende und kaum witzige Folge.
51. Mord und Beton Schöne Gas­tauftritte von Christoph M. Ohrt und Gesine Cukrows­ki in dieser Jubiläums-Folge, die zumin­d­est nicht langweilt.
52. In Treu und Glauben Ecki will in dieser Episode über­raschend heirat­en — und das wird span­nend und schön schmierig. Mit schön schräg spie­len­der Nad­ja Becker.
53. Der Betreuer Schon wieder dank Regis­seur Marc Rens­ing eine schmis­sige Folge über das Aus­nutzen älter­er, dementer Men­schen mit Gudrun Gun­delach und Jür­gen Tarrach.
54. Die fün­fte Gewalt Und es geht noch bess­er = mit diesem Polit­thriller samt einem her­vor­ra­gend dia­bolis­chen Jan Hen­rik Stahlberg.
55. Straße der Trä­nen Bräsige Social-Media-Welle-Geschichte, in fast allen Hin­sicht­en am The­ma vorbei.
56. Mün­ster­leaks Paten­rochter Mer­le wird in dieser Folge neu einge­führt, beset­zt aber dieselbe Funk­tion wie früher Alex. Ute Will­ing anson­sten als Licht­blick ein­er über­frachteten und insofern hölz­er­nen Folge.
57. Alle Jahre wieder Wei­h­nacht­en kann Wils­berg. Atmo­sphärisch stim­mige, mit lusti­gen Logik­wech­seln verzierte Folge.
58. Mod­er­ney Atmo­sphörisches Crossover mit der Serie Fries­land. Schön nordisch bebriest.
59. Prog­nose Mord Schön düstere Folge mit Humor.
60. Die Nadel im Müll­haufen Öko-Episode mit her­rlichem Daniel Christensen.
61. Mörderische Ren­dite Alte-Leute-wer­den-übers-Ohr-gehauen-Folge mit düsterem Simon Schwarz und beson­ders Michael Kausch.
62. Gottes Werk und Satans Kohle Witzig-schmis­sige, religiöse Folge mit den umw­er­fend­en Maren Kroy­mann und Inka Friedrich und einem dia­bolis­chen Simon Licht.
63. Minus 196° Atmo­sphärische Folge mit mehr Beto­nung auf Kri­mi. Tolle Julia Bren­der und schöne Ver­sion von Over­beck als Papa.
64. Ins Gesicht geschrieben. Over­beck als Cyber­cop. Lau­nis­che Kri­mi.Folge.
65. Schutzen­gel. Dialo­glastige Folge mit Over­beck auf Abwe­gen, kom­plex­er Kri­mi mit Nostalgie.
66. Biele­feld 23. Biele­feld-Behör­den-Man­ni-Folge mit Mer­le als Farbtupfer.
67. Wellen­brech­er. Folge
68. Vater­freuden . Folge
69. Alles Lüge . Folge
70. Unser täglich­es Brot . Folge
71. Überwachen und belohnen . Folge
72. Aus heit­erem Him­mel . Folge
73. Ein­er von uns . Folge
74. Gene lügen nicht . Folge
75. Unge­betene Gäste . Folge
76. Schmeckt nach Mord . Folge
77. Fette Beute . Folge
78. Folge mir . Folge
79. Wut und Totschlag .Folge
80. Ein Detek­tiv und Gen­tle­man Episode, deren Inhalt man größ­ten­teils gle­ich wieder ver­gisst, aber mit einem großar­ti­gen August Zirn­er, dem man den Englän­der nicht die Bohne abn­immt, kein Wun­der, er ist Amerikaner.

wird erweit­ert — bis zum näch­sten neuen Fall.

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Propaganda trifft auf Verschwörungstheorie

Einige deutsche Medi­en rieben sich in let­zter Zeit angesichts des Starts des Fernsehsenders RTdeutsch auf. RTdeutsch ist ein vom rus­sis­chen Staat finanziert­er Sender, der rus­sis­che Staat­spro­pa­gan­da unter dem Deck­man­tel ein­er ange­blich nicht offen aus­ge­sproch­enen Wahrheit unters Volk brin­gen will. Auf dieser Mis­sion lud man sich den deutschen Ver­schwörungs­the­o­retik­er Ken Jeb­sen ins Stu­dio und her­aus kam dieses sehenswerte Stück darüber, wie es aussieht, wenn Pro­pa­gan­da auf Ver­schwörungs­the­o­rie trifft:

Wir sehen eine naive Mod­er­a­torin, die einen naiv­en Gedanken (“Sind nicht alle unfair gegenüber Putin?”) vom Ver­schwörungs­the­o­retik­er bestätigt sehen möchte, was dieser rhetorisch gekon­nt von The­ma zu The­ma sprin­gend ver­weigert, weil er so doof nicht ist.

Dazu seien mal zwei Dinge gesagt: Ein­er­seits kenne ich Leute, die unge­filtert rus­sis­che Pro­pa­gan­da glauben, ander­er­seits Leute, die unge­filtert die Ver­schwörungs­the­o­rien wie der Ken Jeb­sens glauben. Grund genug, hier mal einen genaueren Blick drauf zu werfen.

Ander­er­seits muss man sich etwas mit den Grundgedanken dieser Angele­gen­heit­en beschäfti­gen, wenn man sich eine gute Mei­n­ung bilden möchte. Sowohl die rus­sis­che Pro­pa­gan­da als auch die klas­sis­che Ver­schwörungs­the­o­rie gehen davon aus, dass Wahrheit nur aus der ger­ade herrschen­den Mei­n­ung beste­ht. Daher erscheint es sin­nvoll, eine Alter­na­tivmei­n­ung aufzubauschen, die eben­so daneben ste­hen kön­nte. Dieses Vorge­hen wird dann ver­mis­cht mit Sätzen, die dur­chaus wahr sind, im Sinne von fak­tisch nach­weis­bar, und schwup­ps hat man eine Posi­tion ein­genom­men, von der nicht gesagt wer­den kann, dass sie gän­zlich falsch sei — sie bein­hal­tet ja richtige Elemente.

Die rus­sis­che Pro­pa­gan­da soll Zweifel an der Hal­tung west­lich­er Staat­en schüren, was vielle­icht nicht der Sache nach, aber eben der Methodik nach zweifel­haft ist; Ver­schwörungs­the­o­rien sollen das Ego des jew­eili­gen Ver­schwörungs­the­o­retik­ers bauch­pin­seln — son­st wür­den Vertreter bei­der Posi­tio­nen nicht ver­suchen, ein­er Sach­analyse immer aus dem Weg zu gehen. Und so sind bei­de Ansätze grund­sät­zlich unredlich: Dass es auf der Welt nur Mei­n­un­gen und genau genom­men keine Wahrheit gibt, wird bei den Posi­tio­nen voraus­ge­set­zt und am Ende wieder entnommen.

Lesetipp

Hubert Schle­ichert: Wie man mit Fun­da­men­tal­is­ten disku­tiert, ohne den Ver­stand zu verlieren

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Bi us … moije Wiehnachten!

Gäß´ton seg­gt Hilde, dat niäch­ste Wiäke Wiehnacht­en is. Ick hebb noch gar keen Dann´nboom … Dan fohr ick an´t Sater­dag maol in de Wohld van Cre­spel. Daor sün veele Boomen. Ick heff de Dann´nboom lesst Joahr afsägt, wiel of umdat Hein (de Dös­pad­del) seg­gt, dat daor Krabbeltieken in wöörnt.

Hebb´t iar dat in de Kaas­blatt liäsen, met di Folter­bericht van de USA? In de groote Krieg wullt de Amerikon­er miene Dong hebben, aww­er ick wiät nich, wat de dormee mak­en hefft.

Ick wün­sch ji en Moi­je Wiehnacht­en en glück­selig Neei­jaar. Wenn je Piep­ko­ken hebben musst, kom vorbie.

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Schnelle Eingreiftruppe

Mehr als zwei Monate nach ihrer unkri­tis­chen Berichter­stat­tung kommt man bei der IVZ mal auf die Idee, die Preise der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land in Hin­sicht auf son­stige Anbi­eter zu betra­cht­en — nicht ohne zu beto­nen, dass wer nicht Kunde bei den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land werde, auf Heimatver­bun­den­heit pfeiffe.

Wie war das noch

[E]s gibt nach wie vor gute Gründe, eine Tageszeitung im Haus zu haben: Nur hier erhalte ich höchst aktuell alle wesentlichen Infor­ma­tio­nen aus mein­er Stadt

[Quelle]

Das Wörtchen aktuell scheint offen­bar region­al unter­schiedlich aufge­fasst zu werden.

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Ruhe in Frieden, Mazztv (2009–2014)

Opu­lent ges­tartet, stiekum einge­stampft: Während wir dieses Jahr unser 5jähriges gebührend feierten, macht die IVZ ihre öffentlich zugängliche Video­plat­tform Maz­zTV zum 5. Geburt­stag dicht. Das ist schon vor ein paar Tagen geschehen: Man nen­nt das Ende von Maz­zTV, mit dem man einst die Abo-Erhöhung begrün­dete, offiziell eine Inte­gra­tion in die IVZ-Fam­i­lie, und ist darüber wohl so glück­lich, dass man diese schon ini­ti­ierte Verän­derung in den IVZ-Pro­duk­ten bis heute ver­schweigt. Auch in den sozialen Net­zw­erken, in denen man sich doch son­st so gerne aufregt, dass man bei der IVZ deren Arbeit nicht kosten­los ins Inter­net stellt, scheint die Verän­derung bis­lang gar nicht wahrgenom­men wor­den zu sein.

Die Geschichte von Maz­zTV ist die Geschichte ein­er miss­lun­genen Markene­in­führung (Weiß irgend­je­mand, wass Mazz heißen soll?) anhand eines For­mats, dass andere Zeitun­gen schon vor Jahren einge­mot­tet haben. Statt wie vois.tv Pro­jek­te zu entwick­eln auszupro­bieren, die die Marke nach­haltig auf den Radar der Öffentlichkeit gebracht hät­ten, blieb es meist beim Kam­era-draufhal­ten. Und die Balkon-Show der Sportjour­nal­is­ten ent­larvte meist nur, wie triv­ial ihre Sicht auf das Sport­geschehen ist. Nun wurde Maz­zTV bei Face­book schon der Steck­er gezo­gen. Auf der Twit­ter-Seite liest man:

maz­zTV war von 2009 bis 2014 die regionale Video­plat­tform für das Teck­len­burg­er Land

Wobei diese Beze­ich­nung ja schon Unsinn ist, wenn ein Pro­jekt mit Teck­len­burg, Lad­ber­gen, Lengerich, Lienen, Lotte und West­erkap­peln — sprich mit der Hälfte des Teck­len­burg­er Lan­des — nichts zu tun hat. So hört sich die Beschrei­bung dann auch eher nach einem Ende als nach ein­er Fam­i­lien­auf­nahme an. Videos der IVZ ver­schwinden von nun an unter­halb des öffentlichen Radars hin­ter ein­er Bezahlschranke und ob die Com­e­dytruppe von der Sportredak­tion weit­er­hin ihre nichts erk­lären­den Woch­enen­do­rakel dort zum Besten gibt, ist unklar — seit dem 5. Dezem­ber erscheint die Rubrik nicht mehr.

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Schöner Stolpern

In Ibben­büren ist das Stolper­stein­pro­jekt angestoßen wor­den. Und da das Pro­jekt zum Stolpern qua­si ani­mieren soll, legt man bei der IVZ am Sam­stag gle­ich vor:

Lang ist es her, wer­den so manche stöh­nen. Was geht mich das an, ich war nicht dabei, ich bin nicht schuld. Darum geht es nicht. Es geht um Rassismus. 

Äh, nein. Es geht um Anti­semitismus, und der ist keine Unter­form von Ras­sis­mus — solange man nicht das Vok­ab­u­lar der Nation­al­sozial­is­ten ver­wen­den möchte oder jüdisch für eine genetis­che Eigen­schaft hält. Es geht aber auch um die Gle­ich­heit der Per­so­n­en vor dem Gesetz, scheint auch nach dem Zweit­en Weltkrieg nicht über­all für voll genom­men wor­den zu sein:

Krim­i­nalpolizei­wacht­beis­ter Gat­tner kam am 21. Feb­ru­ar 1950 zu dem Schluss, dass die Täter des Progroms in Hop­sten nicht ein­deutig iden­ti­fiziert wer­den kon­nten und dass die verur­sacht­en Schä­den “gegenüber anderen Städten in keinem Ver­hält­nis ges­tanden haben” (Lars Boe­sen­berg, Jür­gen Düttmann, Nor­bert Ort­gies, Macht­sicherung, Aus­gren­zung, Ver­fol­gung: Nation­al­sozial­is­mus und Juden­ver­fol­gung in Ibben­büren, mit einem Beitrag von Mar­lene Klatt und Rita Schlaut­mann-Over­mey­er, His­torisch­er Vere­in Ibben­büren, S. 94)

Stolpern war gar nicht notwendig, denn Ger­nold Mudrack hat­te in der­sel­ben Aus­gabe mit Verve vorgelegt:

Es sind eine ganze Menge Ini­tia­tiv­en im Sande ver­laufen, weil der lange Atem und der notwendi­ge Biss fehlten. Es gab auch Vor­be­halte: Kön­nten wir Ärg­er kriegen mit Leuten, denen nachge­sagt wird, sie hät­ten sich an jüdis­chem Eigen­tum ver­grif­f­en? Dann fällt ein schlecht­es Licht auf ser­iöse und ange­se­hene Mit­bürg­er, und das wollen wir doch nicht… Im Grunde: Es ist verzögert worden.

Das ist in der Tat in ganz kurz die Vorgeschichte einiger bish­eriger Ver­suche der Aufar­beitung Ibben­büren­er Geschichte von pri­vater Seite. Über­set­zt heisst das: Wie groß ist die Gefahr, von bes­timmten Per­so­n­en verk­lagt zu wer­den? Manch­mal sind der­ar­tige Per­so­n­en ja finanziell auch so gut aus­ges­tat­tet oder so erbost, dass eine wenig Erfolg ver­sprechende Klage angestrebt wird, nur um den Beklagten zu schaden. 

Klage­an­dro­hun­gen funk­tion­ieren sich­er auch als Druck­mit­tel nicht schlecht. Seit 2009 ist allein dieses Blog mit Klage­an­dro­hun­gen mit ange­blichen Stre­itwerten bis unterm Strich über 300.000 € kon­fron­tiert wor­den. Vor Gericht ist noch nie­mand gegangen.

Um beim The­ma Nation­al­sozial­is­mus zu bleiben: Während die Stadt Ibben­büren finanzieller Forderun­gen ehe­ma­liger jüdis­ch­er Bürg­er nachkam, sahen Bürg­er dies anders:

Andere “Käufer” arisiert­er Immo­bilien waren nicht so ein­sichtig, vor allem wurde in der frühen Nachkriegszeit der Zusam­men­hang zwis­chen Juden­ver­fol­gung und Arisierung teil­weise heftig bestrit­ten. Ehe­ma­lige “Ariseure”, also “Aufkäufer” jüdis­ch­er Immo­bilien, stellen sich als, Opfer der Zeit und der dama­li­gen Recht­slage dar, ver­weisen auf das NS-Sys­tem oder die Kriegszeit und lehnen eigene Ver­ant­wor­tung vehe­ment ab (Fre­und, Susanne; Jako­bi, Franz-Josef; Johanek, Peter; His­torisches Hand­buch der jüdis­chen Gemein­den in West­falen und Lippe, Ardey-Ver­lag, 2008, S. 421f.)

Man darf ges­pan­nt sein, ob die Stolper­steine sich so ein­fach ver­legen lassen.

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