Die IVZ hat ein offenbar Anfang Dezember aufgenommenes, aber erst jetzt gebrachtes Interview mit Jürgen Coße veröffentlichtes und wer gedacht hat, bei so etwas geht es kritisch zu, der ist vielleicht etwas naiv. Nein, der Lokaljournalismus vor Ort ist eben Gefälligkeitsjournalismus, der Journalist duzender Stichwortgeber und fällt, wenn man den Kandidaten persönlich kennt, gleich ganz aus seiner Funktion des kritischen Betrachters. Da wird sich kaum vorbereitet, da wird nicht nachgefragt, da wird dem Befragten kritiklos alles abgenommen. Das Gespräch erreicht keine Tiefe und verkauft die Reputation der IVZ der Wahlkampf-PR.
Es ist offenkundig bei der Wahl des Kandidaten für den Bundestag im Wahlkreis vor Ort mehr vorgefallen, als das ein unterlegener Mitbewerber sauer wegen seiner Niederlage war. So wenig günstig das für die SPD ist, so sehr ist es die Aufgabe eines mündigen Journalisten, hier nachzuhaken, Antworten zu bekommen auf Fragen, die sich aus der Lektüre der Lokalpresse ergeben. Aber offenbar hemmt die Aboverlustangst derartige Grundfähigkeiten. Das ist Journalismus, der sich aufgegeben hat.