- Harff-Peter Schönherr: Stimmungsmache mit Stimmzetteln
Eine Anzeige in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erregt die Gemüter: Aufgegeben durch das eigene Druckhaus basht sie Grüne und SPD.
(…)Man sei „erstaunt, dass eine unabhängige und einflussreiche Tageszeitung es zulässt, als politisches Instrument der Verlegerfamilie missbraucht zu werden“. In der Region Osnabrück sei die NOZ die einzige ernstzunehmende, primär als Lokalzeitung wahrgenommene Tageszeitung.
- Chefredakteur auf Abwegen: Kuscheln mit Russland
Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kooperiert mit umstrittenen Medien, über den Kreml berichtet sie wohlwollend. In der Belegschaft wächst Unmut.
- Weil offenbar kein Meinungsforschungsinstitut für das verschwörungstheoretische Alternativmagazin Multipolar arbeiten wollte, sprang die Neue Osnabrücker Zeitung ein. Über eine bemerkenswerte Zusammenarbeit der NOZ berichtet Martin Rücker (kostenlos lesbar mit Probe-Abo).
Viel schlimmer als 9/11
Geschichtskunde mit der NOZ:
Was für New York „Nine/Eleven“ war, der Angriff auf das World Trade Center am 11.9.2001, das war für Osnabrück – nur noch viel schlimmer – der „Nine/Thirteen“, der Bombenangriff vom 13. September 1944.
Allein schon.
Die NOZ und die nachgefragtesten Osnabrücker
Die NOZ versucht die berichtsarme Zeit zu überbrücken und sucht sich irgendwie bei Wikipedia die ihrer Meinung nach meistnachgefragtesten in Osnabrück Geborenen raus:
1. Olaf Scholz (1541121 Aufrufe)
2. Robin Schulz (1307521 Aufrufe)
3. Christian Wulff (1156866 Aufrufe)
4. Boris Pistorius (402689 Aufrufe)
5. Eva Högl (234885 Aufrufe)
6. Donis Avdijaj (205747 Aufrufe)
7. Holger Glandorf (149683 Aufrufe)
8. Beate Baumann (138321 Aufrufe)
9. Thomas Bellut (113267 Aufrufe)
10. Felix Nussbaum (97502 Aufrufe)
In Osnabrück Geborene, die zahlenmäßig eher als einige der Gelisteten in die Liste gehört hätten:
1. Gentleman (1143055 Aufrufe)
2. Erich Maria Remarque (749912 Aufrufe)
3. Alena Buyx (495401 Aufrufe)
4. Jochen Horst (431823 Aufrufe)
5. Uwe Fellensiek (381804 Aufrufe)
6. Metrickz (230627 Aufrufe)
7. Michael Schenk 173441 Aufrufe)
8. Paul Kirchhof (170902 Aufrufe)
9. Rudolf Seiters (123807 Aufrufe)
10. Peter Aron van Pels (121172 Aufrufe)
Andreas Maurer wegen Wahlbetrugs verurteilt
Kommt wohl als Reiseführer von NOZ-Redakteuren auch nicht mehr in Frage: Putin-Fan wegen Wahlbetrugs verurteilt.
In Putins Propagandastrudel
Noch mehr POPCORN! Der Journalist Thomas Ludwig, in offizieller Mission der NOZ in Russland und auf der Krim unterwegs, um sich ein eigenes Bild zu machen, ist wohl dort nicht alleine unterwegs. Hier zeigt er sich heute “in der Nähe von Domodedove” mit dem Politiker der Partei DIE LINKE, Andreas Maurer.
Andreas Maurer erwartet eine Anklage vor dem Osnabrücker Landgericht wegen *popcorngrabsch* Wahlbetrugs. Maurer hatte bei der Kommunalwahl in Quakenbrück erstaunliche 21,5% der Stimmen geholt, wobei bei der Urnenwahl unglaubliche 63% auf Maurer entfielen. Auch politisch machte er von sich reden:
Den dortigen Stadtrat sowie den Kreistag von Osnabrück wollte der Linken-Kommunalpolitiker per Resolution dazu bringen, die Krim als Teil Russlands anzuerkennen. […] Die Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta berichtete über den Resolutionsantrag aus Kwakenbrjuk, die staatliche Nachrichtenagentur RIA schaltete Maurer live aus Simferopol zum Thema „Wahrheit über die Krim“ zu, „Russia Today“ feierte ihn als „Ausnahmeerscheinung, die „im klaren Gegensatz zum deutschen Mainstream“ steht.
Das wäre auch für mich der erste, an den ich mich ranhänge, um mir ein eigenes Bild zu machen.
Beckenbauerismus bei der NOZ
POPCORN! Die Beckenbauersche Realitätsverweigerung ist im Journalismus angekommen: Die NOZ schickt einen Journalisten auf die Krim, der holt sich da etwas russische Propaganda ab und kippt die ungefiltert in die Zeitung. Und das klingt dann so:
Juri Konstantinowitsch Gempel ist auf die Bundeskanzlerin nicht gut zu sprechen. „Wegen der Politik von Angela Merkel kann ich meine Töchter nicht besuchen. Ist das gerecht?“ fragt Gempel. Die Antwort schwingt unausgesprochen mit. (… Seine Töchter) leben in Düsseldorf und Fulda, ein Enkel dient in der Bundeswehr. Seitdem die Krim wieder zu Russland gehört, bekommt der Vater und Großvater jedoch kein Visum mehr für Deutschland.
Das stimmt so nicht. Der gute Mann kann sich durchaus von der Krim aus ein ukrainisches Visum für Deutschland besorgen. Nur ist der gute Mann Mitglied in Putins Partei, das wäre wohl parteiintern und wenn man nur einen russischen Pass besitzt eher ein Problem.
Vor vier Jahren, am 18. März 2014 konnte Russlands Präsident Wladimir Putin Vollzug melden: Nach ihrer Lossagung von der Ukraine wurde die Krim Teil der Russischen Föderation.
Ach, die Krim hat sich von der Ukraine losgesagt? Wann ist das denn passiert? Vor oder nachdem russische Soldaten den Flugplatz besetzt haben?
Viele der 2,3 Millionen Bewohner wissen, was sie dem russischen Präsidenten zu verdanken haben. „Die Politik Putins hat uns 2014 vor gewalttätigen Ausschreitungen bewahrt. Er hat uns das Referendum ermöglicht, er hat uns Sicherheit und Stabilität gebracht“, erzählt Gempel
Ausschreitungen gab es keine auf der Krim, das Referendum konnte man nicht als frei und demokratisch betrachten, wenn die Soldaten des okkupierenden Staates an jeder Straßenecke stehen und gerade die Stabilität ist flöten gegangen: Viele wissen nun, dass sie ihre Jobs und ihre Gelder verloren haben. Dass diverse Geschäfte schließen, die Stromversorgung eine Glückssache ist, teilweise tagelang ausfällt. Und dass sie keine Chance haben, hörbar Kritik zu äußern.
Russischer Lesart zufolge haben russische Streitkräfte die Krim nicht annektiert, sondern lediglich das Referendum abgesichert, mit dem sich die Menschen mehrheitlich für eine gemeinsame Zukunft mit Moskau und gegen eine Zukunft in der Ukraine ausgesprochen haben. Die internationale Gemeinschaft will davon bis heute jedoch nichts wissen. Der herrschenden juristischen Meinung zufolge handelt es sich um eine Annexion ukrainischen Staatsgebietes.
Oh, nicht nur nach “der herrschenden juristischen Meinung”, was immer das da für ein Kampfbegriff sein soll. Wenn sie Leute auf der Krim fragen, die nicht bloß russische Propaganda von sich geben, werden die ihnen auch erzählen, dass während des Umsturzes in der Ukraine auf der freien Krim plötzlich ungekennzeichnete Soldaten den Flughafen besetzt hielten. Und diese gaben sich irgendwann als russische zu erkennen. Von einem Referendum war da noch gar nicht die Rede, geschweige denn von einem Verlangen der Politik auf der Krim, Russland angehören zu wollen.
„Alles auf Kosten des kleinen Mannes. Präsident Putin spürt davon rein gar nichts, wenn er uns auf der Krim besucht“, sagt ein Mitarbeiter im Außenministerium: „Was also nützen Sanktionen?“ Schon wieder eine dieser rhetorischen Fragen.
Gerade rhetorische Fragen gilt es kritisch anzugehen, was diesem Autor allerdings nicht einfällt. Es geht wohl um einen Mitarbeiter des russische Außenministeriums. Schaut man sich aber die EU-Sanktionen einmal an, treffen die eher nicht den kleinen Mann.
Wer durch die Straßen von Simferopol schlendert, sieht vor allem eines: viele junge Menschen. Frauen mit Kinderwagen. Familien. Neu angelegte, gut besuchte Kinderspielplätze. Straßenmusikanten. Wer ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften erwartet hat – Fehlanzeige.
Ja, wer hat das denn erwartet? Der von jeder Kritik an russischer Propaganda unangetastete Autor ergeht sich dann auf Twitter in Humor:
Und wetten, dass der neue #Simferopol-Airport VOR dem #BER eröffnet wird! Noch im Frühjahr nämlich — dafür bauen sie noch nicht so lange. 🤔 pic.twitter.com/iZX4NnhXIY
— Thomas Ludwig (@LudwigThs) March 18, 2018
Wo ich dann doch noch eine Frage auf der Zunge hatte:
Möchten Sie gerade wirklich den Miniflughafen in Simferopol mit dem Berliner Flughafen vergleichen?
— Caasn (@caasn) March 18, 2018
Das wollen wir nicht ernsthaft diskutieren, es geht doch wohl ums Symbolische…
— Thomas Ludwig (@LudwigThs) March 18, 2018
Dann war wohl der ganze Text nur symbolisch.
Das Symbolische dieses Flughafens ist, dass es keine internationalen Flüge mehr gibt. Die Einheimischen sind abgekoppelt vom Rest der Welt.
— Caasn (@caasn) March 18, 2018
Und die NOZ dar sich gerne mal die Frage stellen, was sie mit diesem kritikbefreiten Urlaubsjournalismus eigentlich bezweckt?
Nichts erinnert an die Tat
Kommen wir nun zur Verleihung des Mario-Barth-Preises für hemmungslos vergeigten Aufklärungsjournalismus. Er geht in diesem Jahr, etwas überraschend, in der Sparte Ibbenbüren an die Neue Osnabrücker Zeitung für den Artikel “79-Jährige auf Friedhof vergewaltigt: Prozess beginnt Dienstag”.
Die Neue Osnabrücker Zeitung hat fünf Monate nach einer Vergewaltigung auf einem Friedhof eine Journalistin und einen Fotografen zu besagtem Friedhof geschickt, um vor Ort Stimmungen einzufangen, wobei diese auf die schmutzige Scheibe einer Übersichtstafel stießen, sowie auf einen zufällig anwesenden Friedhofsbesucher, der eine Grabstätte sauber machte. Zwei Gegebenheiten, die mit dem eigentlichen Thema nicht im Geringsten etwas zu tun haben. Und nicht nur das:
Zwei steinerne Engel wenden der Wiese ihre Rücken zu.
Und hätte die Journalistin genauer hin geschaut, hätte sie am Himmel auch eine blaue Telefonzelle rumfliegen sehen.
Wie eine kleine Lichtung liegt sie da, eingerahmt von Gräbern. Das kalte, nasse Moos bedecken braune Eichenblätter. Vögel zwitschern, in der Ferne rauschen Autos vorbei. Eine Kirchenglocke läutet.
In China fällt ein Sack Reis um. Erschütternd, was daraus geschlossen wird:
Heute erinnert nichts mehr an die Tat.
Was die Journalistin wohl gerne gesehen hätte? Die Szenerie ist in etwa so trostlos wie die Berufsauffassung der beiden Journalisten, die gerade auf dem Ibbenbürener Friedhof stehen und von braunen Eichenblättern bedecktes, kaltes, nasses Moos als Sinnbild ihres Artikels entdecken. Als ob der Ort der Vergewaltigung das eigentlich Schreckliche an dieser Tat wäre.
“Vor einiger Zeit standen hier noch weitere Gräber.”
Früher war mehr Lametta, Alkohol macht Birne hohl und morgen ist auch noch ein Tag. Warum man überhaupt die Stehgräber in Ibbenbüren abgeschafft hat — ein weiteres Rätsel. Aber bleiben wir beim Text.
Der ist auch deswegen so preiswürdig, weil nach dem Inhalt auch die Grammatik aus dem Gleis hüpft:
Nun dürfte die Debatte nun von neuem beginnen wird (…)
Schütteln Sie sich mal selbst den Satz so, dass er passt.
(…) parallel zur Diskussion über die Vergewaltigung und mutmaßliche Ermordung einer Studentin durch einen 17-jährigen Flüchtling in Freiburg.
hofft orakelt die Journalistin, deren Spürnase nicht entgeht:
Selbst in Boulevardmedien sind keine Informationen zu finden, die über die Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft hinausgehen – alle halten dicht.
Nicht so unsere Bildzeitungsleserin Journalistin: Sie deckt auf, wenn Übersichtstafeln schmutzig sind und unbeteiligte Passanten Beweise vernichten Laub wegharken.
Warum die NOZ weiterhin ein Abo ohne Digital-Zugang hat
Ein wenig wundern durfte man sich (heute in der gedruckten Version, gestern online) ja schon, dass die IVZ einen frei zugänglichen Artikel der NOZ vom Montag übernimmt, ihn dann aber minimalst umschreibt. Aber sei’s drum. Es ist halt manchmal interessanter, was die NOZ so schreibt.
Wie zum Beispiel das, was die Redaktion der NOZ gerade zu ihrem neuen Abo-Modell schreibt. Inzwischen soll man für Artikel der NOZ über Abos online Geld zahlen. Diese Abos sind nicht von einem Zeitungs-Abonnement abhängig. Man kann also nur die gedruckte Zeitung bestellen oder nur ein Online-Abo, wahlweise für Smartphone oder Computer. Das ist genau das Gebührenmodell, was einige Kunden der IVZ sich gewünscht hatten.
Seitens der IVZ hatte man damals gemeint:
Würden wir aber unser Printprodukt durch ein zusätzliches Digitalangebot schwächen – und das würde ohne Zweifel passieren -, dann könnten wir unseren Inserenten/Werbekunden kein verlässliches Angebot mehr machen; heißt: Die Reichweite der Tageszeitung würde sinken und damit auch die Attraktivität der Werbung in ihr.
Und da überrascht die Stellungnahme der NOZ dann doch etwas, wenn man begründet, weswegen man gerade keine Kopplung von gedrucktem und Online-Abonnement anbietet:
wir hätten gerne für alle Zeitungsabonnenten den kostenlosen Zugriff ermöglicht.
Leider haben wir uns steuerlichen Gründen anders entscheiden müssen: Während die Zeitung nur einer Umsatzsteuer von sieben Prozent unterliegt gilt für digitale Produkte der Regelsatz von 19 Prozent. Das hätte für uns bedeutet, dass wir bei einer kostenlosen Zugabe zum Zeitungsabonnement möglicherweise etwa ein Viertel unserer gesamten Erlöse aus dem Zeitungsverkauf mit 19 Prozent MwSt. hätten belegen müssen. Um dieses Risiko deutlich zu verringern, müssen Abonnenten sich jetzt bewusst für das Web-Abo zum eher symbolischen Preis von einem Euro entscheiden und alle reinen Zeitungsabonnements unterliegen weiterhin dem ermäßigten Steuersatz.
Bei einem Abo-Preis der gedruckten Zeitung von stolzen 33,90€ ist die Rede von einem symbolischen Preis, den ein Digitalabo im günstigsten Fall zusätzlich kostet, allerdings so eine Sache.