Neu im Bücherschrank(5): Ludwig Wittgenstein — Tractatus logico-philosophicus

Als Loli­ta reinkam, war Pi noch da, da dachte ich, Taschen­büch­er gehen wohl nicht son­der­lich gut weg, ger­ade wenn es auch noch englis­che sind. Aber heute war es dann auch nicht mehr zu find­en. Daneben sah ich heute das erste Mal jeman­den anders, der Büch­er raus­nahm und eigene rein­stellte. Das hat schon sowas von der Beobach­tung eines Naturschauspiels.

Neu im Büch­er­schrank ab heute: Lud­wig Wittgen­steins Trac­ta­tus logi­co-philo­soph­i­cus, ein Klas­sik­er der Philoso­phie — wenn auch von den wenig­sten ver­standen. Das sollte aber eh’ nie­man­den dazu ver­an­lassen, nichts ins Buch zu schauen. Also viel Spaß beim Schmökern.

Neu im Bücherschrank
4. Vladimir Nobokov — Lolita
3. Yann Mar­tel — Life of Pi
2. Con­nie Pal­men — Die Gesetze
1. Cees Note­boom — Rituale

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Neu im Bücherschrank(4): Vladimir Nabokov — Lolita

Ach zum Lesen habe ich keine Zeit.” Lei­der hört man diesen Satz viel zu oft, was aber viel schlim­mer ist, man hört ihn von sich selb­st. Dabei ist Lesen eine diese wun­der­baren Eigen­schaften, die uns die Fähigkeit ver­lei­ht, ein­fach so in eine andere Welt einzu­tauchen, sein Wis­sen zu erweit­ern, das Ver­gan­gene in die Gegen­wart zu ver­wan­deln. Und jet­zt soll man da ein­fach keine Zeit mehr dafür haben. Man kann nie so beschäftigt sein, dass keine Zeit zum Lesen bleibt.

Ob die Ini­tia­toren des Büch­er­schranks in Ibben­büren eben­falls diesen Gedanken hat­ten, oder ob es eine bloße Mar­ket­ingskam­pagne der RWE ist, bleib für mich ein Geheim­nis, was aber kein Geheim­nis bleibt, ist, dass man darin doch den einen oder anderen bedeu­ten­den Klas­sik­er der Weltlit­er­atur findet. 

So auch eins der bedeu­tend­sten und bekan­ntesten Werke des rus­sisch-amerikanis­chen Schrif­stellers Vladimir Nabokov, der in seinem, eins viel umstrit­ten­em Werk, eine zwei­jährige Flucht von Hum­bert Hum­bert und sein­er zwölfjähri­gen Stieftochter beschreibt. Die bei­den leben in ein­er sex­uellen Beziehung, die zunehmend von Gewalt und Tyran­nei beherrscht wird. 

Wie schon viele rus­sis­chen Romane erzählt auch dieser vom Scheit­ern ein­er Liebe, wobei die Liebe nichts mit den roma­tis­chen Gaukeleien von Jen­nifer Anis­ton & Co. zu tun hat, wie sie uns durch die Traum­fab­rik vorge­spielt wird, son­dern mit dem besin­nungslosen Ver­fall einem anderen gegenüber, dass aus einem unschein­barem Liti­ratur­pro­fes­sor einen tyran­nis­chen Zuhäl­ter und Mörder wer­den lässt. 

Neu im Bücherschrank
3. Yann Mar­tel — Life of Pi
2. Con­nie Pal­men — Die Gesetze
1. Cees Note­boom — Rituale

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Neu im Bücherschrank(3): Yann Martel — Life of Pi

Ibben­büren­er sind immer­hin so sehr an Büch­ern inter­essiert, und sei es nur, um sie im Schrank ste­hen zu haben, dass ich fest­stellen kann, dass auch Con­nie Pal­mens Schmök­er der let­zten Woche einen neuen Stan­dort gefun­den hat. Diese Woche kommt das Buch in den Büch­er­schrank, das ich schon let­zte alter­na­tiv­er Weise in der Tasche hatte:

Ein englis­ches Buch also, dass da diese Woche als Neue­in­steiger in den Büch­er­schrank Einzug erhält. Dazu fällt mir ein, dass englis­che Büch­er in Ibben­büren­er Buch­hand­lun­gen auf dem Rück­zug zu sein scheinen. Beim let­zten Spatzier­gang durch die Läden ist mir nir­gends eine englis­che Bücherecke unter die Augen gekom­men. So ver­wun­der­lich ist das nicht, denn Ama­zon hat ziem­lich oft Dump­ing­preise dieser nicht Buch­preis gebun­de­nen Schmök­er und in Nul­lkom­manichts find­et man auch ille­gale Kopi­en online.

Im Deutschen heisst der Roman, der 2002 den Book­er Preis bekom­men hat, Schiff­bruch mit Tiger. Auf Wikipedia kann man den Inhalt des Buch­es schon mal vor­lesen, ich rate aber dazu, das Buch ohne Ken­nt­nis des Inhalts zu lesen.

Der Roman ist ger­ade ver­filmt wor­den und kommt im Novem­ber in die amerikanis­chen Kinos, d.h. schätzungsweise kom­mendes Jahr in die deutschen:

Neu im Bücherschrank
2. Con­nie Pal­men — Die Gesetze
1. Cees Note­boom — Rituale

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Neu im Bücherschrank (2): Connie Palmen — Die Gesetze

Mit zwei Büch­ern, einem gebun­de­nen und ein­er Taschen­buchaus­gabe, habe ich mich heute zum Büch­er­schrank aufgemacht. Das Taschen­buch für den Fall, dass das am Son­ntag reingestellte Buch noch da ist, das gebun­dene für den gegen­st­zlichen Fall.

Wie man sieht: Das gebun­dene Buch ist drin. Das heißt, Ibben­büren liest noch und ist offen für gute Büch­er. Wie schön. Beim let­zten Buch kam der Vorschlag, eine Ausleih­liste ins Buch zu kleben, so wie früher in der alten Bücherei. Aber ganz so peni­bel wollte ich es dann doch nicht hal­ten, wie wohl es dur­chaus inter­es­sant wäre, etwas mehr über die Fluk­tu­a­tion der Schrankbüch­er zu erfahren. Vielle­icht meldet sich ja mal ein Leser zu Wort.

Dann geht es somit weit­er mit Con­nie Pal­mens Die Geset­ze. Und da beste­ht sog­ar eine Verbindung zum vorheri­gen Buch, denn Pal­men hat ihre Abschlus­sar­beit an der Uni­ver­sität über Cees Noote­boom geschrieben.

Das Buch ste­ht jet­zt mal auf der son­nen­abge­wandten Seite, soll ja nicht ganz so leicht gefun­den wer­den, auch wenn das jet­zt schon so etwas wie Ostereierver­steck­en bekommt.

Inhalt
Die Haupt­per­son ist Philoso­phi­es­tu­dentin und führt in dieser Zeit 7 Beziehun­gen zu Män­nern, anhand der­er sie die Geset­ze des Lebens zu ver­ste­hen ver­sucht. Das Buch set­zt sich anhand der Sprache von der Gefahr ab, ein plat­ter Frauen­ro­man zu werden.

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Früher, nech, da saßen se bei Volks­festen alle traut beieinan­der: De Dok­tor, de Lehrer, de Pschtor, de Haus­frau, de Küs­terin, alle­mang. Da war es egal wo du herkamst oder wer du warst, man war beisam­men, drink noch eene met, so sollte es sein. Aber die Gemein­samkeit fand irgend­wann ihr Ende. Alles wurde lauter, alles musste tech­nis­ch­er wer­den, alles bess­er organ­isiert, alles, was früher neben­säch­lich war, nun drängte das sich in den Mit­telpunkt. Es musste irgend­was Beson­deres ins Prov­inzielle. Aus Spaß ver­anstal­tete man in den 90ern mal ein Okto­ber­fest. Aus Spaß. Das sollte kein Trend werden.

Nu’ is das Iro­nis­che ver­schwun­den, Okto­ber­feste in Preußen wieder­holen sich. Der alte Fritz würde im Grabe rotieren. Aber seien Sie beruhigt: Das preußis­che Okto­ber­fest ist auch ein Schutzwall. Denn während in unseren Bre­it­en­graden Preußen Bay­ern imi­tieren, fröh­nt man in Bocholt der Kirmes. Man nimmt sich den Fre­itag frei und wartet — auf den Wendler.

Der Wendler wurde ja dere­inst bekan­nt durch das Besinge ein­er vere­in­samten Dis­cobe­sucherin, die den Hob­by­plat­te­nau­fleger hin­ter­her­him­melt. Und seine Zuhörerin­nen him­melten dann genau­so dem Wendler hin­ter­her, auch wenn der sangestech­nisch nichts nach­le­gen kon­nte. Der Rat­ten­fänger des Ruhrge­bi­ets eben. Und weil sich Bocholt eher dem Rhein­land und dem Ruhrge­bi­et als dem Mün­ster­land zuge­hörig fühlt, gibt es jedes Jahr eine Sange­sau­dienz des Wendlers.

Und ich sage Ihnen eines: Gegen Wendlererschei­n­un­gen helfen nur ähn­lich däm­liche Aktio­nen wie preußis­che Okto­ber­feste. Da bin ich aber man fest von überzeugt. Face­book-Grup­pen, die ihn zu vertreiben suchen, wer­den das nicht schaf­fen. Um Gaby Bagin­sky-Auto­gramm­stun­den sind wir noch herumgekom­men, aber die GZSZ-Sternchen, RTL-Pro­lls und Mar­cus Schenken­bergs dieser Welt schar­ren schon mit den Hufen.

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Busklingel

Na, da wer­den doch Kind­heit­sträume war. Eine Klin­gel an der Bushal­testelle, so dass der Bus anhält:

Schluss mit dem elendi­gen Rumge­fuch­tel am Straßen­rand, wenn der Bus­fahrer beim Blick auf die Straße das Drumherum aus­blendet. Ein­fach den Knopf drück­en, die ganze Hal­testelle fängt an zu blinken, Him­mel­sklänge durch­drin­gen die Luft, flankiert von hochschießen­den Wasser­fontä­nen, … oder wie funk­tion­iert das?

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Ich sach ja, Tach ein, Tach aus, es ist unterm Strich doch zu dunkel inne Stadt. Zu viele dun­kle Gässken. Da gehen se von ein­er beleuchteten Straße kurz in eine Gasse und schwupss, da wis­sen se doch gar nicht mehr, was man da tut, wenn da was passiert. Es müsste heller wer­den. Sich­er. Son­st zün­den da die Jun­gens gle­ich Büch­er und Zeitun­gen an, wie jetzt. 

Ja, gut ich weiß auch nicht, was diese Büch­er im Glass­chrank da ver­loren haben. Liest doch kein­er, was soll man die da nicht mal anders ver­wen­den? Früher, ja früher wurde öffentlich mehr gele­sen. Da hätte man sich bei Bücherver­bren­nun­gen auch noch mehr erregt. Zu mein­er Zeit nahm man sich die Zeitung und set­zte sich inne Stadt auffe Mauer. Dann fal­tete man sie zusam­men, schaute dem Treiben in der Stadt zu, pro­minierte etwas und dann ließ man die Zeitung irgend­wo liegen. Sollte doch ein ander­er sie fertiglesen. 

Das braucht man heute ja auch nicht mehr, ste­ht ja bei denen heute alles im Schaufen­ster. Fehlte nur noch, dass die den Schaufen­sterkiek­ern auch noch ein schlecht­es Gewis­sen einre­den, was ihnen denn ein­fällt, kosten­los ins Schaufen­ster zu kieken.

Auslei­h­bare Taschen­lam­p­en am Ein­gang der Stadt. Das wäre mal eine Maß­nahme. Dann müsste man auch nicht extra hell machen.

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Als langjähriger Press­esprech­er ein­er Lokalpartei füh­le ich mich dem Amt des Bun­de­spräsi­den­ten gewach­sen. Ich kann gut Geld annehmen, Hän­de­schüt­teln, bei Fre­un­den über­nacht­en, auf Mail­box­en brüllen und Flugtick­ets upgraden lassen.

Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem nor­male Men­schen wie ich nicht Bun­de­spräsi­dent werden.

Der Gauck will’s ja eh nicht machen, der Lanz macht Wet­ten, dass..?, Dep­pen­dorf kommt aus seinem Ver­trag nicht raus und die von der Leyen will kein­er. Sie sehen: Es bleiben nicht viele.

Wählen Sie mich! Ein­er von unten. Ein Nör­gler aus dem Volke. Warum nicht?

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Früher, als wir noch jung waren, ja da kan­nten wir nichts: Da sind wir über­all mit unsere Mofas übers Gelände gebret­tert, auf den Wegen, neben den Wegen, bis die Beine zit­trig wur­den. Da wurde keine Rück­sicht genom­men auf die Natur und die angelegten Wege.

Heute ist das ja anders. Wenn ich heute so die Straße ent­lang fiet­ze, nehme ich immer den Bürg­er­steig. Ich sag immer so: Bis 8 muss man den als Fahrrad­fahrer benutzen, ab 8 darf man. Das schont ja auch den nor­malen Straßen­teer. Als Poli­tik­er muss man auch wirtschaftlich denken. Ich mach dann auch nicht mehr Licht an abends, weniger Elek­triz­ität schont die Umwelt, sag ich immer. Man kann heute ja gar nicht mehr anders als ökol­o­gisch denken. Dafür stelle ich dann meinen Fiet­z­mo­tor höher ein, damit ich schneller an den Wiesen vor­bei bin und die Tiere scho­nen kann. Man hat halt auch Ver­ant­wor­tung den andern gegenüber.

Ja, und wis­sen Sie, was das Ganze auch noch schont? Meine Ner­ven. Denn ich muss mich nicht darüber aufre­gen, wie hoch die Parkge­bühren in der Innen­stadt sind.

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Joooooooh, ger­ade noch mal gut gegan­gen. Ich habe mich eben nach meinem Mit­tags­bier inne Stadt noch rechtzeit­ig auf meinen Draht­e­sel geschwun­gen, um vor dem Regen nach Hause zu kom­men. Das ist manch­mal ein doch schon knappes Ren­nen. Aber was ich fra­gen wollte: Sind Sie eigentlich in let­zter Zeit schon mal mit offe­nen Augen auf dem Weg aus der Stadt gewesen? 

Wenn, dann würde Ihnen was auf­fall­en. Da latscht ein­er nach dem andern zu Fuß mit seinem Handy in der Hand und Stöpsel im Ohr her und spielt rum. Und wenn Sie jet­zt fra­gen: Ja, was machen die denn da? Da gibt es schon einen Begriff für. Das muss die Indus­trie erfun­den haben, anders kann man sich das nicht vorstellen.

Wenn so ein Jüngling sich so die Plas­tikknöpfe ins Ohr dreht und unun­ter­brochen auf seinem Handy rumditscht, dann nen­nt man das erweit­erte Real­ität. Da kön­nense sich dann, wenn Sie vor lauter aufs Handy guck­en gegen einen Lat­er­nenpfahl geschmettert sind, gle­ich den schnell­sten Weg zum näch­sten Dok­tor zeigen lassen. Erweit­erte Real­ität! Früher, ja früher musste man noch derbe viel rauchen für, bis dass die Real­i­tiät mal ordentlich erweit­ert war.

Das geht heute mit so einem Bat­terie betriebe­nen Elek­troteil. Und wenn Sie mich fra­gen: Der Bescheuerungs­grad ist derselbe!

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