New Work — mehr als nur heiße Luft

Im Lokalblättchen ist Lokaljour­nal­is­mus so ein wegschwim­mendes Fell, dass man sich lieber mit inhalt­sleerem Mar­ket­ing­sprech aufhält: Ein­er voll­ständig ver­wässerten Inter­pre­ta­tion von New Work.

Die, die betrof­fen sind, müssten inte­gri­ert, beteiligt wer­den, sie müssten mit­sprechen und mitentschei­den dür­fen, sie müssten ihren Arbeit­sort gestal­ten dürfen. 

Ja, aber bitte nicht mit den Bildern ihrer hässlichen Blagen: 

Wie New Work ausse­hen kann, ist auch in den Räu­men der IVZ (…) zu sehen. (…) Es gibt weniger Schreibtis­che als Arbeit­nehmer. Zudem muss man jeden Tag seinen Arbeit­splatz neu buchen. (…) Ein Vorteil, so Anke Bei­ing: Es gebe keine Schreibtis­che von soge­nan­nten „Jägern und Samm­lern“, die neben der Bilder­ga­lerie der Kinder gegebe­nen­falls noch ihre Ü‑Eier-Samm­lung präsentierten. 

Buchen Sie früh, wir haben nicht Platz für alle. Das ist der Arbeit­splatz der Zukun­ft, den sich Arbeit­nehmer wün­schen: Da ist vor dem Arbeits­be­ginn noch schön Zeit für ’ne Runde Reise nach Jerusalem.

Worauf die wohl als näch­stes kom­men? Dass Arbeit­splätze für Jour­nal­is­ten, die über­all ihren Lap­top hin­stellen kön­nen, in der Innen­stadt von Ibben­büren viel zu teuer sind? Nee, komm’, nicht wieder so kleinkari­ert: Ü‑Eier sind das Prob­lem, latürnich.

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Sachen gibt’s, die gibt es nach wie vor

Oh, beim Lokalblatt fällt man zurück in alte Trash-Zeit­en, indem man einen Artikel frei­willig veröf­fentlicht, über Dinge, die es ange­blich nicht mehr gibt: Walk­man, Taschen­rech­n­er, Fis­ch­er Tech­nik, Car­errabahn, Schnel­lkochtopf, Lavalampe, Tri­top, Met­tigel, Karl-May-Büch­er.

Klein­er Fak­tencheck: Das alles gibt es heutzu­tage tat­säch­lich sehr wohl noch.

Vieles von dem, was Karl May schrieb und schilderte, würde heute nicht mehr gedruckt werden.

säuselt man ähn­lich kom­pe­tent. Oder wie man bei Buchre­port schreibt:

Nach 20 Jahren Pause erscheinen ab Feb­ru­ar die berühmten grü­nen Bände endlich wieder im Taschenbuch! 

Der Quelle-Kat­a­log wär’s gewesen.

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Missglückte Döhnchen

Der Wikipedia-Ein­trag zu Friedrich Ernst Hun­sche wird größ­ten­teils von seinem Sohn geschrieben. Wie? Ja, Sie kön­nen das Pop­corn schon mal raus­holen. Da ste­hen dann so Helden­tat­en drin wie

Er baute bere­its 1917 seinen ersten Fotoapparat

Ja, ein großer Erfind­er schon im Kinde­salter, unser Kim-Jong Hun­sch. Wie? Was ste­ht wo? Nicht erfunden?

Er kauft sich 1917 einen vom Vet­ter August Pot­te­baum selb­st gebaut­en Fotoap­pa­rat, erstellt damit Pass­fo­tos, ver­di­ent Geld, kauft Büch­er. Da ist er 12 Jahre alt.

Ach so, gekauft, nicht erfun­den. Okay, ver­tausche ich auch dauernd.

Bis ins hohe Alter hat er seine Heimat sowie Mit­men­schen fotografiert. 

Ja, *kiesel­stein­schieß*, äh, sich­er, sich­er. Das hat lexikalis­chen Wert. Macht heute ja kein­er mehr, dauernd irgend­was in sein­er Umwelt knpipsen.

Hun­sches plattdeutsche Geschicht­en sind in zehn Bän­den bei Schön­ingh erschienen.

Und das Pub­likum war hel­lauf begeis­tert:

Was ist aber davon zu hal­ten, wenn son­st ange­se­hene Ver­lage mit im übri­gen ser­iösen Ver­lagspro­gram­men aus­ge­sprochen min­der­w­er­tige plattdeutsche Pro­jek­te auf den Bücher­markt brin­gen, weil sie zur Zeit ein gutes Geschäft ver­sprechen, und zwar Büch­er, die sie nach Form und Inhalt ganz gewiß nicht in hochdeutsch­er Sprache her­auszugeben wagen wür­den. Davon gibt es lei­der manche uner­freuliche Beispiele; um nur eins von vie­len zu nen­nen: die aus­ge­sprochen belan­glosen und im Grunde mißglück­ten Döh­nchen von Friedrich Ernst Hun­sche, die bei Schönigh in Pader­born erschienen.

Die gute alte Zeit, als man noch meinte, nie­mand würde Mem­oiren von Dieter Bohlen veröffentlichen.

Als Jour­nal­ist schrieb er ab 1928 regelmäßig Zeitungs- und Zeitschriftenartikel.

Ja, stimmt schon irgend­wie, aber damit war kurz nach dem Krieg Pause. Vielle­icht lag es daran, was er so in Zeitun­gen geschrieben hat:

Ueberzeugt sein von ein­er Sache, von der Kraft und Größe eines Führers, ueberzeugt sein von der Macht und Wirk­lichkeit des unsicht­baren, ungeschriebe­nen Schöp­fungs­ge­set­zes ist für den Fortschritt des volk­lichen Lebens uner­läßlich wie der Segen der Naturkräfte für die reifend­en Früchte des Feldes. Ueberzeu­gung schließt die Heili­gung aller unser­er Gefüh­le, Gedanken und Tat­en in sich. (…) Nur die Ueberzeu­gung, das heißt der Glaube an uns selb­st, läßt uns den Sieg über alle Feinde gewinnen

Von so großen Erfind­ern und großen Führern, da brauchen wir unbe­d­ingt noch mehr von. Nun gut, vielle­icht wan­delt sich der Wikipedia-Artikel auch mit der Zeit. Was macht der Sohne­mann eigentlich son­st so?

Ganzheitliche baubi­ol­o­gis­che Beratung

Heißt?

Äh, eine Met­allplat­te, die Elek­tros­mog und Fein­staub verd­ingst, damit man tagsüber nicht mehr müde ist? Ja, schade, dass es gegen Müdigkeit noch kein Mit­tel gibt, das man in Ther­moskan­nen trans­portieren kann. Aber egal, dieses Met­all­wun­der kann schein­bar ja auch Dis­tanzen eigen­ständig über­winden, für die ein Auto drei Stun­den braucht, wenn man es mal wieder spon­tan ins Auto leg­en will. Was kostet das denn?

298,00€

Schnap­per.

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In Putins Propagandastrudel

Noch mehr POPCORN! Der Jour­nal­ist Thomas Lud­wig, in offizieller Mis­sion der NOZ in Rus­s­land und auf der Krim unter­wegs, um sich ein eigenes Bild zu machen, ist wohl dort nicht alleine unter­wegs. Hier zeigt er sich heute “in der Nähe von Domode­dove” mit dem Poli­tik­er der Partei DIE LINKE, Andreas Maurer.

Andreas Mau­r­er erwartet eine Anklage vor dem Osnabrück­er Landgericht wegen *pop­corn­grab­sch* Wahlbe­trugs. Mau­r­er hat­te bei der Kom­mu­nal­wahl in Quak­en­brück erstaunliche 21,5% der Stim­men geholt, wobei bei der Urnen­wahl unglaubliche 63% auf Mau­r­er ent­fie­len. Auch poli­tisch machte er von sich reden:

Den dor­ti­gen Stad­trat sowie den Kreistag von Osnabrück wollte der Linken-Kom­mu­nalpoli­tik­er per Res­o­lu­tion dazu brin­gen, die Krim als Teil Rus­s­lands anzuerken­nen. […] Die Regierungszeitung Rossiska­ja Gase­ta berichtete über den Res­o­lu­tion­santrag aus Kwak­en­br­juk, die staatliche Nachricht­e­na­gen­tur RIA schal­tete Mau­r­er live aus Sim­fer­opol zum The­ma „Wahrheit über die Krim“ zu, „Rus­sia Today“ feierte ihn als „Aus­nah­meer­schei­n­ung, die „im klaren Gegen­satz zum deutschen Main­stream“ steht.

Das wäre auch für mich der erste, an den ich mich ran­hänge, um mir ein eigenes Bild zu machen.

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Beckenbauerismus bei der NOZ

POPCORN! Die Beck­en­bauer­sche Real­itätsver­weigerung ist im Jour­nal­is­mus angekom­men: Die NOZ schickt einen Jour­nal­is­ten auf die Krim, der holt sich da etwas rus­sis­che Pro­pa­gan­da ab und kippt die unge­filtert in die Zeitung. Und das klingt dann so:

Juri Kon­stan­ti­now­itsch Gem­pel ist auf die Bun­deskan­z­lerin nicht gut zu sprechen. „Wegen der Poli­tik von Angela Merkel kann ich meine Töchter nicht besuchen. Ist das gerecht?“ fragt Gem­pel. Die Antwort schwingt unaus­ge­sprochen mit. (… Seine Töchter) leben in Düs­sel­dorf und Ful­da, ein Enkel dient in der Bun­deswehr. Seit­dem die Krim wieder zu Rus­s­land gehört, bekommt der Vater und Groß­vater jedoch kein Visum mehr für Deutschland.

Das stimmt so nicht. Der gute Mann kann sich dur­chaus von der Krim aus ein ukrainis­ches Visum für Deutsch­land besor­gen. Nur ist der gute Mann Mit­glied in Putins Partei, das wäre wohl partei­in­tern und wenn man nur einen rus­sis­chen Pass besitzt eher ein Problem.

Vor vier Jahren, am 18. März 2014 kon­nte Rus­s­lands Präsi­dent Wladimir Putin Vol­lzug melden: Nach ihrer Los­sa­gung von der Ukraine wurde die Krim Teil der Rus­sis­chen Föderation.

Ach, die Krim hat sich von der Ukraine los­ge­sagt? Wann ist das denn passiert? Vor oder nach­dem rus­sis­che Sol­dat­en den Flug­platz beset­zt haben?

Viele der 2,3 Mil­lio­nen Bewohn­er wis­sen, was sie dem rus­sis­chen Präsi­den­ten zu ver­danken haben. „Die Poli­tik Putins hat uns 2014 vor gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen bewahrt. Er hat uns das Ref­er­en­dum ermöglicht, er hat uns Sicher­heit und Sta­bil­ität gebracht“, erzählt Gempel

Auss­chre­itun­gen gab es keine auf der Krim, das Ref­er­en­dum kon­nte man nicht als frei und demokratisch betra­cht­en, wenn die Sol­dat­en des okkupieren­den Staates an jed­er Straße­necke ste­hen und ger­ade die Sta­bil­ität ist flöten gegan­gen: Viele wis­sen nun, dass sie ihre Jobs und ihre Gelder ver­loren haben. Dass diverse Geschäfte schließen, die Stromver­sorgung eine Glückssache ist, teil­weise tage­lang aus­fällt. Und dass sie keine Chance haben, hör­bar Kri­tik zu äußern. 

Rus­sis­ch­er Lesart zufolge haben rus­sis­che Stre­itkräfte die Krim nicht annek­tiert, son­dern lediglich das Ref­er­en­dum abgesichert, mit dem sich die Men­schen mehrheitlich für eine gemein­same Zukun­ft mit Moskau und gegen eine Zukun­ft in der Ukraine aus­ge­sprochen haben. Die inter­na­tionale Gemein­schaft will davon bis heute jedoch nichts wis­sen. Der herrschen­den juris­tis­chen Mei­n­ung zufolge han­delt es sich um eine Annex­ion ukrainis­chen Staatsgebietes.

Oh, nicht nur nach “der herrschen­den juris­tis­chen Mei­n­ung”, was immer das da für ein Kampf­be­griff sein soll. Wenn sie Leute auf der Krim fra­gen, die nicht bloß rus­sis­che Pro­pa­gan­da von sich geben, wer­den die ihnen auch erzählen, dass während des Umsturzes in der Ukraine auf der freien Krim plöt­zlich ungekennze­ich­nete Sol­dat­en den Flughafen beset­zt hiel­ten. Und diese gaben sich irgend­wann als rus­sis­che zu erken­nen. Von einem Ref­er­en­dum war da noch gar nicht die Rede, geschweige denn von einem Ver­lan­gen der Poli­tik auf der Krim, Rus­s­land ange­hören zu wollen.

Alles auf Kosten des kleinen Mannes. Präsi­dent Putin spürt davon rein gar nichts, wenn er uns auf der Krim besucht“, sagt ein Mitar­beit­er im Außen­min­is­teri­um: „Was also nützen Sank­tio­nen?“ Schon wieder eine dieser rhetorischen Fragen.

Ger­ade rhetorische Fra­gen gilt es kri­tisch anzuge­hen, was diesem Autor allerd­ings nicht ein­fällt. Es geht wohl um einen Mitar­beit­er des rus­sis­che Außen­min­is­teri­ums. Schaut man sich aber die EU-Sank­tio­nen ein­mal an, tre­f­fen die eher nicht den kleinen Mann.

Wer durch die Straßen von Sim­fer­opol schlen­dert, sieht vor allem eines: viele junge Men­schen. Frauen mit Kinder­wa­gen. Fam­i­lien. Neu angelegte, gut besuchte Kinder­spielplätze. Straßen­musikan­ten. Wer ein mas­sives Aufge­bot von Sicher­heit­skräften erwartet hat – Fehlanzeige.

Ja, wer hat das denn erwartet? Der von jed­er Kri­tik an rus­sis­ch­er Pro­pa­gan­da unange­tastete Autor erge­ht sich dann auf Twit­ter in Humor:

Wo ich dann doch noch eine Frage auf der Zunge hatte:

Dann war wohl der ganze Text nur symbolisch.

Und die NOZ dar sich gerne mal die Frage stellen, was sie mit diesem kri­tik­be­fre­it­en Urlaub­sjour­nal­is­mus eigentlich bezweckt?

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Die Süddeutsche Zeitung über die IVZ

Pop­corn! Wenn Zeitun­gen über Zeitun­gen schreiben, ist das meist eher von Wohlwollen als von kri­tis­ch­er Analyse geprägt. Und so klar es ist, dass die IVZ sich wan­deln muss, will sie über­leben, so skuril ist es, wenn in Worte gefasst wird, was abge­hen soll. In der Süd­deutschen Zeitung liest sich das so:

Ver­leger Klaus Rieping nimmt an, dass sein Pro­dukt noch etwa die Hälfte der Men­schen im Teck­len­burg­er Land erreicht.

Wirk­lich? Laut Wikipedia leben Ende 2015 im Teck­len­burg­er Land 173.879 Men­schen, das wären dann 86.939 Leser am Tag. 63.000 Leute im Teck­len­burg­er Land wohnen da, wo keine IVZ erhältlich ist, und über deren Lokalgeschehen auch nicht berichtet wird. Im Grunde liest wohl jed­er, der lesen kann, im Ver­bre­itungs­ge­bi­et der IVZ die IVZ. Respekt!

Das Konzept, das auf eine Idee von Klaus Rieping selb­st zurück­ge­ht, ist sim­pel: Statt ein Kom­plet­tabo für stolze 38,90 Euro im Monat zu buchen, kön­nen die Men­schen für je drei Euro im Monat einzelne The­men­felder abonnieren

Wenn die Autorin das schon für einen stolzen Preis ansieht, hat sie wohl den aktuellen Preis irgend­wie überse­hen. Die IVZ-Schreiber

haben Order, sich tiefer in ihre Fachge­bi­ete einzuar­beit­en als bish­er möglich und ihre Leser stärk­er einzu­binden — etwa in Form von Aufrufen oder Veranstaltungen.

Was denn für Ver­anstal­tun­gen? Die, die es sowieso schon gibt? Und zu denen wird dann aufgerufen? Als wäre da irgend­je­mand, dem die Leser fol­gten. Abgekehrt ist Klaus Ripeing vom Gedanken, “heim­liche Mitleser” der IVZ zu akzep­tieren und darauf zu warten,

dass sie irgend­wann nicht anders kön­nen, als dafür zu bezahlen.

und möchte

die Lücke nach und nach schließen, pro Nutzer nur noch einen Zugang ermöglichen und aus heim­lichen Mitle­sern “Themenwelt”-Kunden machen.

- wie immer das auch ausse­hen mag. Ver­lieren jet­zt die Leute, die man mit Kaf­fee­bech­ern geködert hat, ihre Zugänge?

Jet­zt kön­nte man fra­gen, was so bahn­brechend daran sein soll, herkömm­liche Nachricht­en nach The­men gebün­delt im Netz anzubieten.

Röchtööööch. Kön­nte man fra­gen, wenn sich die Frage nicht schon so selb­st beant­wortet hätte, dass man kein Frageze­ichen set­zt. Allerd­ings meint die Autorin:

weil es den Lokaljour­nal­is­mus verän­dert — weg vom Gen­er­al­is­ten­tum, hin zu mehr Tiefe.

Sie hat definitv noch keine IVZ in der Hand gehabt.

die Ver­suche, Part­ner für das Online-Wag­nis zu gewin­nen, blieben ergeb­nis­los. “Wenn jemand eine bessere Idee hat”, meint Klaus Rieping, “soll er sie mir sagen.”

Kri­tis­ch­er Jour­nal­is­mus. Ern­sthaft. Das eigentliche Prob­lem ist nicht die Ver­pack­ung, son­dern dass zu viele poten­tielle Leser die Berichter­stat­tung der IVZ für verzicht­bar hal­ten, weil sie sie nicht ange­ht. Bis auf weit­eres aber

ver­suchen sich die Ibben­büren­er Zeitungs­mach­er eben selb­st als Pioniere.

Zumin­d­est bei der Frage, wie teuer so ein Zeitungsabo wer­den kann. Inzis­chen ist ein IVZ-Abo schon 5€ im Monat teuer­er als eins der WN.

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Hochoffiziell

POPCORN! Auf der Suche nach neuen The­men macht das Lokalblatt jet­zt Inter­net­seit­enkon­trolle: Ein Musikschullehrer hat auf sein­er pri­vat­en Inter­net­seite Videos eingestellt, in denen Poli­tik­er der AfD zu Wort kom­men. So weit, so voll­ständig von der Mei­n­ungs­frei­heit gedeckt: Man darf strun­zdäm­lich­es Zeug auf sein­er eige­nen Inter­net­seite veröf­fentlichen ✓. Die Zeitung stellt ihn den­noch an den Pranger — jet­zt, wo der Nach­bar keine Wer­bung mehr schal­tet, kann man auch endlich mal gegen die AfD holzen. Wo ist also für die Zeitung, die kein Prob­lem mit ihrem Karika­tur­is­ten hat, der Casus Knaxus?

Per­fide wird es aber, wenn Till unter dem hochof­fiziell klin­gen­den Namen „Musikschule Recke“ Botschaften vom recht­en Rand verbreitet.

Ah, “hochof­fiziell” — das klingt ja schon höchst verdächtig. Nur klingt der Name nicht nur hochof­fziell “Musikschule Recke”, er ist es auch. Der Begriff Musikschule ist in Deutsch­land außer in Bay­ern für jeden frei ver­wend­bar ✓.

Eltern, Kinder und Jugendliche erwarten hier Infor­ma­tio­nen über Instru­men­talun­ter­richt, aber sich­er keine Politpropaganda.

JA, DENKT DENN KEINER AN DIE KINDER? Weil man mit bil­ligem Pop­ulis­mus nicht alleine da ste­hen will, holt man sich den Bürg­er­meis­ter von Recke und den Vor­sitzen­den des Kul­turvere­ins von Recke ins Boot:

Keller­meier find­et eben­so wie Rück­er, dass poli­tis­che Inhalte auf ein­er Musikschule-Home­page „abso­lut nichts ver­loren haben“.

Sie hät­ten auch sagen kön­nen, sie find­en, das Autos auf Straßen abso­lut nichts ver­loren haben, das hätte dieselbe Aus­sagekraft gehabt. Der Kul­tur­preis des Kul­turvere­ins ging übri­gens 2017 laut dessen Inter­net­seite, die sich haupt­säch­lich um die Schule für Musik dreht, an

Mar­tin Stroot für sein Lebenswerk der Kul­tur­förderung in der Kom­mu­nalpoli­tik in Recke und im Kreis Steinfurt.

Schnöff tä-tääääääääääääääääääää!

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Mettinger Mailservice

Vor Kurzem startete die Inter­net­seite Mettingen.eu als Ver­such, durch Ver­fü­gung­machung von Mail-Adressen der Gemeinde Met­tin­gen zu etwas mehr Pop­u­lar­ität zu ver­helfen. Nutzer bekom­men ein 1 GB großes Mail­post­fach gegen Angaben zu ihrer Per­son. Zwar ste­ht in den Daten­schutzer­läuterun­gen der Seite

Die Nutzung unser­er Web­seite ist in der Regel ohne Angabe per­so­n­en­be­zo­gen­er Dat­en möglich.

Das ist aber insofern etwas nicht zutr­e­f­fend, als dass ein Nutzer den Ser­vice gar nicht in Anspruch nehmen kann, wenn er nicht seinen Namen, seine Adresse, seine Tele­fon­num­mer und seine Han­dynum­mer angibt. Präzisierend heisst es in den AGB:

Der Nutzer ist verpflichtet, bei der Reg­istrierung genaue, aktuelle und voll­ständi­ge Angaben zu sein­er Per­son (Reg­istrierungs­dat­en) nach der Vor­gabe des Reg­istrierungs­for­mu­la­rs zu machen und diese Reg­istrierungs­dat­en stets aktuell zu hal­ten. Es sind nur Adressen in Deutsch­land bei der Reg­istrierung erlaubt. Bei der Reg­istrierung wer­den die eingegebe­nen Adress­dat­en mit einem Adressverze­ich­nis abgeglichen, um fehler­hafte Adres­seingaben zu minimieren.

Weit­er unten in den AGB kommt noch ein richtiger POPCORN-Moment: Es ist einem Nutzer im Schreiben ein­er E‑Mail über diesen Dienst untersagt

ein tat­säch­lich­es Geschehen wieder[zu]geben, ohne dass ein über­wiegen­des berechtigtes Inter­esse ger­ade an dieser Form der Berichter­stat­tung vorliegt;

Damit ist wohl jed­er E‑Mail, in der es um Met­tin­gen geht, ein Ver­stoß gegen die AGB. Von einem über­wiegend berechtigten Inter­esse an Met­tin­gen habe ich noch nicht gehört.

Mit dem Auss­chluss der Möglichkeit der anony­men Nutzung des Dien­stes ver­stoßen die Betreiber von Mettingen.eu schlicht gegen das Teleme­di­enge­setz, das Anbi­etern von Teleme­di­en­di­en­sten eine anonyme Nutzung durch die Benutzer vorschreibt, wenn es nicht gute Gründe gibt, die dies unmöglich machen. Dass die Betreiber von Mettingen.eu davon auch so gar keine Ahnung haben, legt ein Blick ins Impres­sum nahe:

Die Gemeinde Met­tin­gen ist eine Kör­per­schaft des Öffentlichen Rechts. Sie wird vertreten durch Bürg­er­meis­terin Christi­na Rählmann. Ver­ant­wortlich­er gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Bürg­er­meis­terin Christi­na Rählmann.

Der Staatsver­trag über Medi­en­di­en­ste, kurz MDStV, ist seit 2007(!) außer Kraft.

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Des Kanzlers Leibkoch

POPCORN! Ich weiß ja nicht, ob Sie sich noch erin­nern, aber das ist schon etwas her, da schrieb man beim Lokalblättchen gle­ich auf die erste Seite:

Die Ibben­büren­er Volk­szeitung ste­ht … für ser­iösen Jour­nal­is­mus, geprüfte Fak­ten, Wahrheit und Klarheit

Aber das ist jet­zt auch schon ein biss­chen her. Ne Woche oder so. Wer erin­nert sich denn noch an sein Geschwätz von vor so lan­gen Zeit­en? Jeden­falls haben die jet­zteinen Hob­bykoch inter­viewt: Rüder Ton ver­darb mir den Spaß am Kochen. Gut, klein­er Schnitzer in der Über­schrift: Dem Hob­by­topf­schwinger ist nicht die Spaß am Kochen ver­loren gegan­gen, son­dern das Inter­esse, Rezepte auf chefkoch.de zu veröf­fentlichen. Aber sowas passiert ja schon mal. Warum ist chefkoch.de denn der Erwäh­nung wert?

2003 meldete er sich bei chefkoch.de an, ein Forum, das damals ger­ade fünf Jahre alt war, als kleine Rezept-Daten­bank begann, und heute nach eige­nen Angaben Europas größte Kochcom­mu­ni­ty ist, die nach IVW-Zäh­lung im Jan­u­ar eine neue Reko­rd­marke mit 104,3 Mil­lio­nen Vis­its aufstellte.

Äh, nein. Das bezieht sich auf den Dezem­ber 2016. Aber sowas passiert ja schon mal. Kochen ist ja jet­zt auch eher so ein dröges The­ma. Vielle­icht kann man das irgend­wie auf­pep­pen. Wie kam denn unser Inter­net­seit­enkoch zu seinem Hobby?

Im Urlaub an der Algarve in den 1990er-Jahren gab es im Hotel zufäl­lig einen Kur­sus mit Man­fred Schwarz, dem dama­li­gen Koch von Hel­mut Kohl, an dem er teil­nahm. Die Kochlei­den­schaft brach damit endgültig durch.

Der Kan­zler hat­te einen eige­nen Koch? Muss ja stim­men, ste­ht ja in der IVZ. Das hat dann doch das Bun­deskan­zler­amt damals auch bestätigt, was?

Hel­mut Kohl, 62, Bun­deskan­zler (CDU), wit­terte ten­den­z­iöse Berichter­stat­tung schon im Pla­nungssta­di­um eines TV-Beitrages. Ein Redak­teur des Nord­deutschen Rund­funks (NDR) hat­te den Solinger Kan­zler-Werbe­strate­gen Coordt Mannstein um ein Inter­view für ein geplantes Kohl-Porträt “zum 10jährigen Dien­stju­biläum” des Kan­zlers gebeten. In seinem Schreiben erwäh­nte der NDR-Mann, welche “Mitar­beit­er, Weg­bere­it­er und Weg­be­gleit­er” noch zu Wort kom­men soll­ten, unter anderen auch ein gewiss­er “Man­fred Schwarz, Kohls Leibkoch im Dei­desheimer Hof”. 

Der Antwort­brief kam prompt, aber aus dem Bun­deskan­zler­amt, und war gerichtet an den NDR-Inten­dan­ten. Darin urteilte Amtschef und Bun­desmin­is­ter Friedrich Bohl humor­los und barsch: “Die ten­den­z­iöse Absicht des Unternehmens ist m. E. ganz offen­sichtlich. Allein das in Aus­sicht genommene Inter­view mit Man­fred Schwarz, ange­blich Leibkoch im Dei­desheimer Hof, ist ent­lar­vend.” Dazu wollte Bohl “nur ange­merkt” haben: “Der Bun­deskan­zler hat keinen Leibkoch! Es han­delt sich hier­bei um ein Restau­rant, das der Bun­deskan­zler lediglich zwei- bis dreimal im Jahr besucht.”

Gott­sei­dank hat die IVZ da noch mal gegen­recher­chiert. Son­st wüssten wir ja gar nichts von solchen Fak­ten. Genau­so wie Tim Mälz­er sein Grühnkohlrezept bei chefkoch.de klaut. Ste­ht auch in der IVZ, es muss also stim­men. Deren Jour­nal­is­ten hin­ter­fra­gen Infor­ma­tio­nen. Die schreiben ja nicht irgen­deinen ungeprüften Stuss vom Hören­sagen in ihre Zeitung wie die Idioten auf Facebook.

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Fake-News

POPCORN! Die Schreiber von “Die Aura wird eine Paint­ball-Are­na” und “Die Kanadagänse sind wieder zurück” posaunen ab heute raus, keine Fake News zu verbreiten.

Was Wahrheit ist, definiert keine Regierung, kein Face­book, kein Twitter!

Äh, das hat wer jet­zt genau über­haupt mal behauptet?

Wahrheit ist Pflicht – alles andere gehört sich nicht.

Das war’s dann wohl mit den Aprilscherzen in der IVZ.

Unser Anspruch ist es, Wirk­lichkeit abzu­bilden, nicht Leg­en­den zu schaffen.

schreibt die Autorin dieser nie real gewor­de­nen Leg­ende.

Fake News’ gibt’s im Märchen. Echte Nachricht­en gibt es bei uns.

Kana­da, ick hör’ dir trapsen.

Unsere 15 Lokal- und über 30 Man­telredak­teure recher­chieren sorgfältig, über­prüfen die Nachricht­en­quellen und hin­ter­fra­gen Informationen.

Sorgfältig? Hin­ter­fragt? Recher­chiert?

Sie informieren immer mit kri­tis­ch­er Distanz.

Ja, sich­er. Die wür­den nie auf die Idee kom­men, Poli­tik­er im Inter­view zu duzen, weil sie so dicke Kumpels sind.

Aber immer­hin: Keine Fake-News zu veröf­fentlichen ist ein schön­er Vor­satz für die Zukun­ft. Hat ja in der Ver­gan­gen­heit nicht so ganz geklappt.

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