Konzert zum CD-Release von Arbeiter der Liebe und gleichzeitig Auftakt der Tour mit gleichem Namen. Die Kleine Freiheit in Osnabrück bedeutet ein ausverkauftes Heimspiel für Christian Steiffen, das merkt man schnell. Der Einstieg bei vorfreudiger Atmosphäre mit “Wie gut, dass ich hier bin” fällt bombastisch aus.
Leider wird das Konzert dadurch etwas getrübt, dass der Sound der Boxen nicht überzeugt. Während der Sänger gut durchkommt, hört man von der eigentlichen Musik, die einen raffinierten Begleitpart spielt, wenn, dann nur dröhnend etwas. Die Überschwänglichkeit des Kleine-Freiheit-Publikums machen es dem Sänger im Folgenden dann auch nicht so einfach, seinen gewohnten Charme anzubringen. Auf neue Songs reagiert das Publikum kaum. Immerhin schafft Steiffen es, die Konzertatmosphäre zu halten, auch im Übergang zur Metal-Interpretation seiner Songs durch die Formation Motor Steiffen.
Und beim Metalteil ist der Sound gleich ungemein besser, weil Schlagzeug und Bass sich besser gegen die Boxen durchsetzen können. Da lässt sich Christian Steiffen dann auch nicht aus der Ruhe bringen, als er der Forderung des Publikums nach Zugabe zustimmt, die Band aber die Bühne verlässt. Als Qualifikation, Schlager-Nachfolger von Heino in Wacken zu werden, dürfte das aber locker ausreichen. Der Abschluss des Konzerts fällt mit einem belanglosen Cover von “Drum leb dein Leben” und dem dritten Mal “Sexualverkehr” unaufgeregt aus, vielleicht ist das an diesem Abend auch besser so.
Und damit kommen wir zur CD-Kritik, denn das Konzert diente ja auch zur Vorstellung seines Debütalbums. Auch wenn 7 der 14 Lieder schon von der letztjährigen EP bekannt sind, braucht sich die CD nicht zu verstecken. “Wie gut, dass ich hier bin” eröffnet die Scheibe genauso mitreißend, wie es beim Konzert funktioniert. “Ich hab’ die ganze Nacht von mir geträumt” und die Neuaufnahme von “Sexualverkehr”, wobei die der EP besser ist, dürfen nicht fehlen. “Champagner und Kaviar” ist ein netter Tabubruchversucher, “Eine Flasche Bier” wird als Getränkbesingung unvergessen bleiben. Bei “Ich hab’ dir den Mond gekauft” hat selbst meine Mutter gelacht. “Selbstmitleid” klingt gesanglich etwas neben der Spur, und genau das macht “Mein bester Freund” wieder wett, das thematisch zwar etwas irritiert, aber beeindruckend gesungen wird. “Ich habe Haschisch probiert” wirkt auf Konzerten besser, “Ein Leben lang” ist wieder schön ausgesungen, der “Flasche Bier Marsch” ist das Polonasen-Muss der Platte und “Eine Rose” ein sanfter, passender Abgang.
Kurz und gut: Die Befürchtung, Steiffen könnte auf CD gepresst überproduziert daherkommen, wenn es sie denn gab, war nicht berechtigt. Ohne Aussetzer unterhält Steiffen seine Hörer formidabel. Seit langem überhaupt man wieder ein Album, dass man in einem Rutsch anhören kann.