Die zwei Anträge für ein Jugendparlament

Die Junge Union hat als erste poli­tis­che Kraft beim Stad­trat einen Antrag für ein Jugend­par­la­ment gestellt. So weit, so gut. Denn wenn alle Parteien gegen Poli­tik­erver­drossen­heit ange­hen wollen, ist das sich­er nicht der verkehrteste Schritt, den man ein­schla­gen kann.

Aber Jugend­par­la­ment und Antrag, war das nicht was? Ach ja:

So wollte ein Besuch­er wis­sen, wieso es in Ibben­büren noch kein Kinder- und Jugend­par­la­ment gebe. Karl-Heinz Otten­hus (IFI) las auf dem Podi­um daraufhin einen Antrag vor, wonach „der Rat die Prü­fung und Instal­la­tion“ eines Par­la­mentes prüfen und beschließen solle – und sig­nierte das Schreiben. Dr. Mar­lene Klatt (Grüne) unterze­ich­nete ebenfalls.

Muss wohl ins Alt­pa­pi­er gewan­dert sein, dieser vor Jugendlichen unterze­ich­nete Antrag. Was für ein schönes Zeichen gegen Politikerverdrossenheit.

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Viel Zirkus, wenig Tacheles

Jet­zt mal Tacheles. Das war zumin­d­est der Unter­ti­tel der Jugend.Polit.Kultur-Veranstaltung am Fre­itag. Den sollte man der Ver­anstal­tung sel­ber nicht voren­thal­ten, auch wenn davon selb­st wenig am Fre­itag mitzubekom­men war — zumin­d­est auf der Bühne.

MG 0117

 

Die Ver­anstal­tung litt etwas unter Anfänger­fehlern, was man den aus­führen­den Akteuren kaum ankrei­den kann, aber die Ver­ant­wortlichen hin­ter der Kulisse mit etwas mehr Erfahrung, dür­fen sich dieser annehmen:

  • die Frage, ob es eine gute Idee ist, eine Diskus­sionsver­anstal­tung nah an ein­er viel befahre­nen Straße zu platzieren, kann als beant­wortet erk­lärt werden;
  • wenn man schon ein Zirkuszelt als Ort des Geschehens wählt, wieso nutzt man nicht die Form für eine Manege, son­dern baut eine herkömm­liche Bühne auf?
  • lei­der war der Ton mitunter ein Ärg­er­nis: Zuschauer ver­standen die Sprech­er auf der Bühne nicht; auf der Bühne war nicht zu ver­ste­hen, was jemand in 5 Metern Ent­fer­nung sagt; wieder­holt kam es zu laut­en Rückkoppelungen;
  • nie­mand sorgte für Ruhe, wenn Zuschauer wegen Unruhen im und außer­halb des Zeltes abge­lenkt wur­den oder nichts verstanden;
  • die Mod­er­a­toren ließen sich von jeman­dem von der IFI ein­fach das Heft aus der Hand nehmen, als es um die merk­würdi­ge Spende ging;
  • wenn man als Mod­er­a­tor nicht bei den Diskus­sion­steil­nehmern nach­hakt, bekommt man auch kein Tacheles, son­dern nur Poli­tik­folk­lore zu hören;
  • man kann Ref­er­enten genauer ins­turi­eren und insofern bess­er auswählen; es brachte her­zlich wenig, dass da jemand das Wort Europa durch­buch­sta­biert (“E wie Euphorie. Von Euphorie bzgl. Brüs­sel ist ger­ade wenig zu spüren.”), wenn es bess­er um die Europawahl an sich gegan­gen wäre;
  • dass beim Vor­trag des Ref­er­enten kaum noch Jugendliche, die nicht zum Leitung­steam gehörten, anwe­send waren, deutet auf einen Rohrkrepier­er auf Grund des Gesamtkonzepts hin.

Gemessen daran, dass bei dieser Ver­anstal­tung das Jahres­ge­halt von Richard Gemar ver­ballert wurde, darf die Frage schon gestellt sein, was das Ganze denn nun gebracht hat.

Aber auch die Poli­tik ließ sich durch die Ver­anstal­tung eher zu Zirkus animieren:

  • Dass es keine Partei oder Wäh­lervere­ini­gung geschafft hat, aus den eige­nen Rei­hen jeman­den unter 38 in eine Diskus­sion mit Jugendlichen zu schick­en, ist schon schwach.
  • Dass die IFI die Podi­umsver­anstal­tung der­art für Wer­bung in eigen­er Sache instru­men­tal­isiert, weckt Zweifel, inwiefern man Respekt vor den Ver­anstal­tern und vorm Pub­likum hat.
  • Gezanke auf der Bühne vor Jugendlichen? Ernsthaft?
  • Die Sau Kinder- und Jugend­par­la­ment durchs Dorf treiben, dabei ver­schweigen, dass die Poli­tik für ein solch­es Pro­jekt nicht aus­re­ichend finanzielle Mit­tel bere­it stellt, und dann darauf hin­weisen, dass Jugendliche an sowas ein­fach nicht teil­nehmen, ist eine Ver­wech­slung von Ursache und Wirkung.
  • Die Forderung, die Jugendlichen müssten ein­fach zu den Parteien kom­men, ist eine Bankrot­terk­lärung für die Selb­st­darstel­lung der kom­mu­nalen Parteien, wenn sie nicht auf das Abschreck­ende, dass in ihren Parteien (Selb­st­darstel­lungs­drang, Gezeter, Öffentlichkeit­sar­beit) steckt, reagieren.

Vielle­icht ist es aber auch ein­fach etwas zu viel ver­langt, unter dem Zirkuszelt etwas anderes als Zirkus zu erwarten.

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