Das Gehirn aktivieren

Unsere Lokalpos­tille hat da wieder ein Leck­er­li ausgegraben:

Joseph H. Pilates starb 1967 im Alter von 87 Jahren beim Ver­such, ein Feuer in seinem Stu­dio unter Kon­trolle zu bringen.

Boah, beim muti­gen Todes­fight mit 87 im bren­nen­den Stu­dio umgekom­men, wie dramatisch. 

Die erste Frage, die sich da auf­drängt ist ja: Wenn das Feuer im Jan­u­ar 1966 aus­ge­brochen ist und Pilates erst im Okto­ber 1967 gestor­ben ist, wieso hat das eigentlich so lange gebran­nt? Und warum hat ihn sein Löschver­such so schnell altern lassen, wo er 1967 erst 83 war? 

Aber gut, so schreibt es die IVZ. In Wirk­lichkeit

ist aber im Jan­u­ar 1966 „nur“ in dem Gebäude ein Feuer aus­ge­brochen und Claras Woh­nung und das Pilates-Stu­dio blieben wohl unversehrt. Pilates starb erst fast zwei Jahre später – im Okto­ber 1967 — an einem Lun­genem­phy­sem, das wohl von seinem starken Zigar­ren-Rauchen stammte.

Wie uncool.

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Datenschutz für Leichtgläubige

POPCORN! Die IVZ küm­mert sich wieder um das böse Face­book. Avan­ti Dilet­tan­ti! Face­book will ange­blich “alles” über seine Nutzer wis­sen, deswe­gen schmeisst da jemand von der IVZ seine Face­book-App vom Handy und meldet sich von Face­book ab. Und juchu, seit­dem die Per­son nun Three­ma ver­wen­det, sind ihre Dat­en geschützt. Oder so. Weil Three­ma ihrer Mei­n­ung nach keine Kom­mu­nika­tion spe­ichert und nicht überwacht. 

Das einzige Prob­lem an den Alter­na­tiv­en, die uns nicht überwachen und die keine Kom­mu­nika­tion spe­ich­ern, ist ja, dass zu wenig Men­schen diese Net­zw­erke nutzen. 

Ääh, nein: Man sollte die eigene Blöd­heit als Fehlerquelle nicht unterschätzen. 

Three­ma spe­ichert Kom­mu­nika­tio­nen. Ob Three­ma Kom­mu­nika­tio­nen abgreift oder weit­er­leit­et, dass weiß öffentlich nie­mand, weil die Fir­ma hin­ter Thre­ma dessen Quell­code nicht veröf­fentlicht. Und daher zieht golem.de fol­gen­des Fazit:

Mit der Val­i­da­tion verbindet Three­ma ein großes Ver­sprechen, das nicht gehal­ten wer­den kann. Eine Über­prü­fung der Kor­rek­theit der Ende-zu-Ende-Ver­schlüs­selung ist damit nicht möglich. Der Nutzer erfährt lediglich, dass sich die gel­og­gten Nachricht­en kor­rekt mit NaCl entschlüs­seln lassen — für den Fall, dass es sich bei ihnen tat­säch­lich um die über­tra­ge­nen han­delt. Mehr nicht.

Ander­er­seits ist das auch gar nicht so wichtig, wenn das Betrieb­ssys­tem, auf dem Three­ma läuft, sprich: iOS oder Android, schon kom­plett immun gegen Daten­sicher­heit ist. Im Klar­text: Wenn die Tex­teingabe im Handy abgeschnorchelt wird, ist es für den Schutz eigen­er Dat­en bedeu­tungs­los, ob der Text danach noch ver­schlüs­selt wird.

Aber wer bei der IVZ glaubt, durch das Löschen einzel­ner Apps würde sich sein Daten­schutz verbessern, der sollte vielle­icht ganz schnell die IVZ-App run­ter­schmeis­sen. Denn die will u.a. fol­gende Berech­ti­gun­gen:

Aktive Apps abrufen, Kon­ten auf dem Gerät suchen, genauer Stan­dort abfra­gen, Zugriff auf Fotos, Medi­en, Dateien, USB-Spe­icher­in­halte lesen, ändern oder löschen, Ruhezu­s­tand deak­tivieren, Vibra­tionsalarm steuern

Und nicht zu vergessen, die App kann ihre Kon­to- und/oder Pro­fil­in­for­ma­tio­nen auf Ihrem Gerät ver­wen­den. Also kann die App im Grunde ein Smart­phone aus dem Ruhe­modus aufweck­en und durch die Welt posaunen, wer Sie sind und wo sie ger­ade genau sind.

Und die wollen mir was von Daten­schutz erzählen!

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Ich sehe was, was du nicht siehst (2)

Ich hat­te beim Text über eine ange­bliche Ter­rorzelle in Ibben­büren schon über die jour­nal­is­tis­che Arbeit hin­ter den besproch­enen Tex­ten geäußert:

Was in diesen Tex­ten bloßes Gerücht ist, was Infor­ma­tion des Ver­fas­sungss­chutzes, was eine Tat­sache, was der Phan­tasie des Autors entspringt — das alles gibt sich die Klinke in die Hand.

Und auf diese Tour macht man bei der IVZ bezüglich des Todes eines IS-Kämpfers (Link auf von der WN über­nomme­nen Artikel), der ver­mut­lich aus Ibben­büren stammt munter weiter:

Von dem Mann existiert ein Foto, das ihn mit ein­er Schuss­wunde im Kopf zeigt. Er wurde nach Medi­en­bericht­en in einem Dorf fünf Kilo­me­ter südöstlich von Kobane, dem lange umkämpften Gren­zort zur Türkei, ermordet.

Nach Protesten auf der Seite der WN hat man es doch für sin­nvoller gehal­ten, in der gedruck­ten Aus­gabe nicht von “ermordet”, son­dern von “getötet” zu reden. Es existieren im Inter­net Fotos vom Getöteten (Ver­linkung unterbleibt). Allerd­ings zeigen sie keine Schuss­wunde im Kopf*. Von ein­er der­ar­ti­gen Wunde ist außer bei der IVZ wed­er in der dpa-Mel­dung noch in türkischen Medi­en die Rede.

Sein Kampf­name sei Abdul Dsch­aber al-Tur­ki gewesen.

Laut türkischen Medi­en war sein Kampf­name Abdul­cab­bar El Tur­ki. Das kann ich von hier aus nicht ver­i­fizieren, nur taucht der in deutschen Medi­en ver­wen­dete Name unab­hängig vom dpa-Bericht nicht auf.

Der Getötete hat­te eine Lehre als Elek­trik­er gemacht und soll sich vor einein­halb Jahren radikalisiert haben. dafür soll auch eine Gruppe in Ibben­büren ver­ant­wortlich sein.

Denn wenn man sel­ber so ein Gerücht ohne Nach­weis in der Öffentlichkeit bre­it­tritt, sollte man das mal wieder­holen, auch wenn es schon mas­siv kri­tisiert wor­den ist — was man dann aber bess­er verschweigt.

Die Leser-Kri­tik fol­gt dann auch auf dem Fuß:

Entwed­er Sie sind ein Ahnungslose Berichter­stat­terin oder haben Sie von der Türkei ein Som­merurlaub Gutschein erhal­ten um Tat­sachen bewusst umdrehen.

* 12.05.2015: Inzwis­chen sind mir Fotos zuge­sendet wor­den, die einen Getöteten mit Schuss­wunde zeigen. Dies kön­nte der Betrof­fene sein.

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Der Name, der nicht genannt werden darf

Manch­mal ist das, was das Käse­blättchen so bringt, schon unfassbar:

Die braune Brut schwappt wütend durch die Nacht. Sie flutet die Straße vor der Syn­a­goge und spült Hass und Pflaster­steine durch bers­tende Fen­ster­scheiben hinein. Möbel split­tern. Der Toraschrein liegt in Trüm­mern, doch das reicht den Nazis nicht, sie wollen auch Men­schen in Trüm­mern sehen. Die Nazis johlen. Ihre Nacht – ihre Jagd – hat erst begonnen. So oder ähn­lich wird es gewe­sen sein. 

Öh, ja. Und ein dun­kler Wagen bret­terte mit qui­etschen­den Reifen Staub aufwirbel­nd um die Straße­necke. So oder so ähn­lich eben wird’s gewe­sen sein, oder ganz anders — wen inter­essiert das schon genau? Der Schreck­en der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus in Ibben­büren ist wohl für sich genom­men noch nicht so drama­tisch, da muss man sprach­lich mit den Mit­teln des Bil­ligkrim­i­nal­ro­mans nochmal nach­helfen, ganz egal wie sehr das den eigentlichen Gegeben­heit­en entspricht oder nicht. Geht’s eigentlich noch? Damals hat­te ich das noch für eine Ein­tags­fliege gehal­ten. Aber darüber wollte ich’s gar nicht haben.

Bei so manch­er Lokalzeitung ist man ja schon über jedes extrav­a­gante The­ma glück­lich, das man brin­gen kann, ohne in Schwierigkeit­en zu ger­at­en. Es ist im Grunde auch nicht ganz verkehrt, 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz an diese Zeit zu erin­nern. Aber es kann doch nicht nur darum gehen, eine alte Geschichte zu erzählen. Was für Fol­gen hat­te denn die Zeit oder ist sie mit dem Ende des Wohnens jüdis­ch­er Mit­bürg­er in Ibben­büren abgeschlossen? Und was ist eigentlich mit den nichtjüdis­chen Opfern des Nation­al­sozial­is­mus in Ibben­büren? Wieso fall­en die per­ma­nent unter den Tisch?

Aber darüber wollte ich’s auch nicht haben. Wenn man schon über das The­ma schreibt und eine Liste jüdis­ch­er Opfer veröf­fentlicht, dann hätte man sich vielle­icht auch die Mühe machen sollen, die richtige Schreib­weise der Namen und den aktuellen Ken­nt­nis­stand über den Verbleib der Opfer, den man auch im Inter­net find­et, zu recher­chieren. Früher hieß das mal jour­nal­is­tis­che Sorgfalt­spflicht. Aber darüber wollte ich’s auch nicht haben.

Mir geht es um den let­zten Absatz:

Der Hop­sten­er Joseph Davids hat in Ameri­ka über­lebt. Er erhob später Anklage gegen den Anführer des braunen Mobs. „Es ist mir bekan­nt gewor­den, dass er noch sein Geschäft in Ibben­büren betreibt und unbelästigt sein­er Wege geht.“ Der Mann wurde nie zur Rechen­schaft gezogen.

Dass auch hier ein Opfer falsch geschrieben wird, ja, so ist das dann wohl. Man kann ja schon froh sein, dass da nicht ste­ht, dass er mit kaltem Schweiss auf der Stirn und brüchiger Stimme wütend Anklage erhoben hat. So oder anders hätte es ja auch sein kön­nen. Aber wir schreiben das Jahr 2015 und in diesem Text wird der ver­meintliche Täter nicht namentlich genan­nt, das ist doch inter­es­sant. Weil Her­mann Dill­hoff der Grün­der des heuti­gen Mod­e­haus­es Dill­hoff ist? 

Man müsste gar nicht unbe­d­ingt über ihn schreiben. Schließlich wurde er seit­ens der Straf­be­hör­den zur Rechen­schaft gezo­gen. Nur sah es für die Zuständi­gen auf britis­ch­er und deutsch­er Seite offen­bar so aus, dass ihm nicht genug für eine Anklage nachgewiesen wer­den konnte.

Man kann einem Verdächti­gen nicht vorhal­ten, wenn das Rechtssys­tem nicht greift. Man kann das Rechtssys­tem hier­für kri­tisieren. Ein vernün­ftiger Grund, den Namen des Verdächti­gen zu ver­heim­lichen, wenn man dieses The­ma auf­greift, ist mir allerd­ings nicht ersichtlich.

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Schöner Stolpern

In Ibben­büren ist das Stolper­stein­pro­jekt angestoßen wor­den. Und da das Pro­jekt zum Stolpern qua­si ani­mieren soll, legt man bei der IVZ am Sam­stag gle­ich vor:

Lang ist es her, wer­den so manche stöh­nen. Was geht mich das an, ich war nicht dabei, ich bin nicht schuld. Darum geht es nicht. Es geht um Rassismus. 

Äh, nein. Es geht um Anti­semitismus, und der ist keine Unter­form von Ras­sis­mus — solange man nicht das Vok­ab­u­lar der Nation­al­sozial­is­ten ver­wen­den möchte oder jüdisch für eine genetis­che Eigen­schaft hält. Es geht aber auch um die Gle­ich­heit der Per­so­n­en vor dem Gesetz, scheint auch nach dem Zweit­en Weltkrieg nicht über­all für voll genom­men wor­den zu sein:

Krim­i­nalpolizei­wacht­beis­ter Gat­tner kam am 21. Feb­ru­ar 1950 zu dem Schluss, dass die Täter des Progroms in Hop­sten nicht ein­deutig iden­ti­fiziert wer­den kon­nten und dass die verur­sacht­en Schä­den “gegenüber anderen Städten in keinem Ver­hält­nis ges­tanden haben” (Lars Boe­sen­berg, Jür­gen Düttmann, Nor­bert Ort­gies, Macht­sicherung, Aus­gren­zung, Ver­fol­gung: Nation­al­sozial­is­mus und Juden­ver­fol­gung in Ibben­büren, mit einem Beitrag von Mar­lene Klatt und Rita Schlaut­mann-Over­mey­er, His­torisch­er Vere­in Ibben­büren, S. 94)

Stolpern war gar nicht notwendig, denn Ger­nold Mudrack hat­te in der­sel­ben Aus­gabe mit Verve vorgelegt:

Es sind eine ganze Menge Ini­tia­tiv­en im Sande ver­laufen, weil der lange Atem und der notwendi­ge Biss fehlten. Es gab auch Vor­be­halte: Kön­nten wir Ärg­er kriegen mit Leuten, denen nachge­sagt wird, sie hät­ten sich an jüdis­chem Eigen­tum ver­grif­f­en? Dann fällt ein schlecht­es Licht auf ser­iöse und ange­se­hene Mit­bürg­er, und das wollen wir doch nicht… Im Grunde: Es ist verzögert worden.

Das ist in der Tat in ganz kurz die Vorgeschichte einiger bish­eriger Ver­suche der Aufar­beitung Ibben­büren­er Geschichte von pri­vater Seite. Über­set­zt heisst das: Wie groß ist die Gefahr, von bes­timmten Per­so­n­en verk­lagt zu wer­den? Manch­mal sind der­ar­tige Per­so­n­en ja finanziell auch so gut aus­ges­tat­tet oder so erbost, dass eine wenig Erfolg ver­sprechende Klage angestrebt wird, nur um den Beklagten zu schaden. 

Klage­an­dro­hun­gen funk­tion­ieren sich­er auch als Druck­mit­tel nicht schlecht. Seit 2009 ist allein dieses Blog mit Klage­an­dro­hun­gen mit ange­blichen Stre­itwerten bis unterm Strich über 300.000 € kon­fron­tiert wor­den. Vor Gericht ist noch nie­mand gegangen.

Um beim The­ma Nation­al­sozial­is­mus zu bleiben: Während die Stadt Ibben­büren finanzieller Forderun­gen ehe­ma­liger jüdis­ch­er Bürg­er nachkam, sahen Bürg­er dies anders:

Andere “Käufer” arisiert­er Immo­bilien waren nicht so ein­sichtig, vor allem wurde in der frühen Nachkriegszeit der Zusam­men­hang zwis­chen Juden­ver­fol­gung und Arisierung teil­weise heftig bestrit­ten. Ehe­ma­lige “Ariseure”, also “Aufkäufer” jüdis­ch­er Immo­bilien, stellen sich als, Opfer der Zeit und der dama­li­gen Recht­slage dar, ver­weisen auf das NS-Sys­tem oder die Kriegszeit und lehnen eigene Ver­ant­wor­tung vehe­ment ab (Fre­und, Susanne; Jako­bi, Franz-Josef; Johanek, Peter; His­torisches Hand­buch der jüdis­chen Gemein­den in West­falen und Lippe, Ardey-Ver­lag, 2008, S. 421f.)

Man darf ges­pan­nt sein, ob die Stolper­steine sich so ein­fach ver­legen lassen.

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Ruhe in Frieden, Mazztv (2009–2014)

Opu­lent ges­tartet, stiekum einge­stampft: Während wir dieses Jahr unser 5jähriges gebührend feierten, macht die IVZ ihre öffentlich zugängliche Video­plat­tform Maz­zTV zum 5. Geburt­stag dicht. Das ist schon vor ein paar Tagen geschehen: Man nen­nt das Ende von Maz­zTV, mit dem man einst die Abo-Erhöhung begrün­dete, offiziell eine Inte­gra­tion in die IVZ-Fam­i­lie, und ist darüber wohl so glück­lich, dass man diese schon ini­ti­ierte Verän­derung in den IVZ-Pro­duk­ten bis heute ver­schweigt. Auch in den sozialen Net­zw­erken, in denen man sich doch son­st so gerne aufregt, dass man bei der IVZ deren Arbeit nicht kosten­los ins Inter­net stellt, scheint die Verän­derung bis­lang gar nicht wahrgenom­men wor­den zu sein.

Die Geschichte von Maz­zTV ist die Geschichte ein­er miss­lun­genen Markene­in­führung (Weiß irgend­je­mand, wass Mazz heißen soll?) anhand eines For­mats, dass andere Zeitun­gen schon vor Jahren einge­mot­tet haben. Statt wie vois.tv Pro­jek­te zu entwick­eln auszupro­bieren, die die Marke nach­haltig auf den Radar der Öffentlichkeit gebracht hät­ten, blieb es meist beim Kam­era-draufhal­ten. Und die Balkon-Show der Sportjour­nal­is­ten ent­larvte meist nur, wie triv­ial ihre Sicht auf das Sport­geschehen ist. Nun wurde Maz­zTV bei Face­book schon der Steck­er gezo­gen. Auf der Twit­ter-Seite liest man:

maz­zTV war von 2009 bis 2014 die regionale Video­plat­tform für das Teck­len­burg­er Land

Wobei diese Beze­ich­nung ja schon Unsinn ist, wenn ein Pro­jekt mit Teck­len­burg, Lad­ber­gen, Lengerich, Lienen, Lotte und West­erkap­peln — sprich mit der Hälfte des Teck­len­burg­er Lan­des — nichts zu tun hat. So hört sich die Beschrei­bung dann auch eher nach einem Ende als nach ein­er Fam­i­lien­auf­nahme an. Videos der IVZ ver­schwinden von nun an unter­halb des öffentlichen Radars hin­ter ein­er Bezahlschranke und ob die Com­e­dytruppe von der Sportredak­tion weit­er­hin ihre nichts erk­lären­den Woch­enen­do­rakel dort zum Besten gibt, ist unklar — seit dem 5. Dezem­ber erscheint die Rubrik nicht mehr.

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Schnelle Eingreiftruppe

Mehr als zwei Monate nach ihrer unkri­tis­chen Berichter­stat­tung kommt man bei der IVZ mal auf die Idee, die Preise der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land in Hin­sicht auf son­stige Anbi­eter zu betra­cht­en — nicht ohne zu beto­nen, dass wer nicht Kunde bei den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land werde, auf Heimatver­bun­den­heit pfeiffe.

Wie war das noch

[E]s gibt nach wie vor gute Gründe, eine Tageszeitung im Haus zu haben: Nur hier erhalte ich höchst aktuell alle wesentlichen Infor­ma­tio­nen aus mein­er Stadt

[Quelle]

Das Wörtchen aktuell scheint offen­bar region­al unter­schiedlich aufge­fasst zu werden.

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Meine expertisierte Welt

Mit ihren Experten hat die IVZ kein Glück, auch das The­ma Inter­net ist irgend­wie nicht ihres. In der dieswöchi­gen Ver­anstal­tung sollte es zu “Einkaufen, bezahlen und über­weisen im Inter­net” gehen, auf gut deutsch: Um die Sicher­heit von Über­weisun­gen über das Inter­net. Dazu hat­te die IVZ Experten ein­ge­laden, die sie dann auch in der Über­schrift des dazuge­höri­gen Artikels Experten nen­nt und die sowas wohl von sich gegeben haben:

Brinkmann: Pay­pal ist aber ein Drit­ter, ein Dien­stleis­ter. Sie hin­ter­lassen dabei Ihre Dat­en. Wenn Sie dann im Netz bezahlen, geben Sie Ihr Pass­wort ein – mehr Schutz ist da aber nicht. Wenn es jemand schafft, an Ihr Pass­wort zu kom­men, dann ste­ht die Sche­une offen.

Falsch. Man kann seine Über­weisun­gen bei Pay­pal mit SMS absich­ern. Außer­dem kann man mit Pay­pal nur über­weisen, wenn sich auf einem dor­ti­gen Kon­to Geld befind­et oder wenn eine Verbindung zu einem Girokon­to beste­ht — welche man aber auch löschen kann.

Brinkmann: […] Echte Mah­nun­gen müssen in Deutsch­land übri­gens postal­isch zugestellt werden.

Falsch. Mah­nun­gen per E‑Mail sind zuläs­sig.

Noch schön­er wird es im Video zur Ver­anstal­tung, wenn Herr Brinkmann fragt, ob man für Pay­pal-Transak­tio­nen zahlt. Die richtige Antwort wäre gewe­sen, dass es Transak­tion­s­ge­bühren gibt, die manch­mal der Rech­nun­gaussteller und manch­mal der Rech­nungs­be­gle­ich­er übern­immt. Herr Brinkmanns Antwort auf das Zahlungsmit­tel für Transak­tion­skosten bei Pay­pal dage­gen ist:

Die Dat­en, ja.

Willkom­men in der Welt der Ver­schwörungs­the­o­rie: Für Brinkmann ist Pay­pal wohl eine Datenkrake, bei der Kun­den mit Dat­en statt Transak­tion­skosten zahlen, ohne dass diese Behaup­tung irgend­wie belegt wird. Die IVZ ver­ste­ht ihn in ihrer gedruck­ten Aus­gabe ebenso:

Ste­fan Brinkmann über Bezahl­dien­ste wie “Pay­pal”, die mit den Dat­en ihrer Kun­den Geld verdienten.

Zum Schluss des Videos gibt er noch 10 Ver­hal­tensweisen zum Schutz vor nicht autorisierten Über­weisun­gen preis, von denen ihm nur drei ein­fall­en und die dritte ist schon die Rückbesin­nung auf den gesun­den Men­schen­ver­stand, um auch noch zu sagen:

Eine Rück­über­weisung wird es nicht geben.

Möchte jemand rat­en, wer Rück­über­weisun­gen anbi­etet? Pay­pal.

Auf den Vor­trag Brinkmanns fol­gte Herr Feck:

[Feck:] bei grober Fahrläs­sigkeit – dazu gehöre übri­gens auch, ohne Viren­scan­ner zu sur­fen – habe der Nutzer selb­st den Schwarzen Peter.

Falsch. Geschädigte haften bei nicht autorisierten Über­weisun­gen nur, wenn die Bank ihnen grobe Fahrläs­sigkeit nach­weisen kann. Daher schreibt der WDR:

Sobald die Bank dies nicht nach­weise oder nicht nach­weisen könne, müsse sie dem Kun­den das fälschlicher­weise über­wiesene Geld erstatten.

Übri­gens hat laut Chris­t­ian Solmecke der Bun­des­gericht­shof bis­lang immer verneint, dass es seit­ens Win­dows-Benutzer grob fahrläs­sig wäre, keinen Viren­scan­ner instal­liert zu haben.

Als Leser weiß man an dieser Stelle auch nicht, ob Fehler beim Experten oder beim Textver­fass­er zus­tande kom­men, denn auch die Hil­festel­lung bei Phish­ing ist eher so…

Feck: Wenn Sie noch mal diese Mail bekom­men, dann kön­nen Sie es an den „Phish­ing-Read­er“ der Ver­braucherzen­trale senden. Wir prüfen das, gegebe­nen­falls wird die Adresse gesperrt.

Wenn sie jet­zt den “Phish­ing-Read­er” über Google nicht find­en kön­nen, kön­nte es daran liegen, dass er Phish­ing-Radar heisst. Und was für eine E‑Mail-Adresse da dann ges­per­rt wer­den soll, ist mir auch nicht ganz ersichtlich.

Ich habe heute viel gel­ernt. Vor allem: Man sollte seinen Com­put­er schützen“, fasste Dr. Peter Erf, stel­lvertre­tender Leit­er der Volk­shochschule Ibben­büren, den Abend in seinem Schluss­wort zusammen.

Und immer schön beim Kaf­feetrinken den Löf­fel aus der Tasse nehmen, damit man sich nicht ins Auge sticht.

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Bi us … de teindusend Leser

Gäß´ton was Hilde up Koffie bi us. Se seg­gt, dat di Kaas­blatt tein­dusend Leser häfft. Habb ick seg­gt, dat kan niet sein. Wohiär wullt de Blät­tken wiäten, datt ick de Kaas­blatt auk liäse.
De Kaas­blatt kan jo niet wiäten, dat ick de Blatt voor Dag un Dau bi Hilde uten Breifkas­ten hol, fix liäse en dan de Blät­tken retireer.

Ick hebb de Börg­er­meester gäß´ton up Stroate drepen. He häfft me vertellt, dat ick met mien Hanomag niet mehr up de Schier­loher Mohlen­patt naor Dörnte jukeln kan. De Molen­patt wullt nu en Stroate vöör de Fiet­sen wöörn.  De Wit­ten wöörn daor inten­siev­er Kon­trolle mak­en. Aww­er seg­gt ick hen, dat ick daor liek­ers dröw­er jukeln weren. Is toch de Mohlen­patt de körteste Weg naor Dörnte.

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Lokalpatriotismusstrom

Da ist noch Luft nach oben drin, nur irgend­wie wird dieser Umstand beim Lokalblatt mit kein­er Silbe erwäh­nt: Der Strom­tarif der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land ist raus und befind­et sich in einem Mit­telfeld­bere­ich ver­gle­ich­bar­er Tar­ife. Im Grunde genom­men ist das okay, nur konkret bedeutet dieser Tarif z.B. für Fam­i­lien einen Unter­schied von bis zu 200€ in bezug auf gün­stigere Ange­bote. Der Tarif ist wirtschaftlich gese­hen nur für Kun­den der RWE inter­es­sant, die sich zudem nicht online über Tar­ife informieren. Bei Gaspreisen sieht es übri­gens noch etwas deut­lich­er zu Ungun­sten des Tar­ifs der Stadtwerke Teck­len­burg­er Land aus.

Es ist bemerkenswert, dass dieser doch eher sim­ple und offen­sichtliche Umstand tot­geschwiegen wird: Im Video der IVZ ist von Per­so­n­en die Rede, die ange­blich gerne auf Großkonz­erne schimpfen und dann doch nicht wech­seln wollen. Im Text von Fam­i­lien­vätern die ange­blich kurz­er­hand unter­schreiben, die aber nicht fotografiert oder namentlich erwäh­nt wer­den kön­nen. Per­so­n­en, die Ken­nt­nisse aus dem Inter­net über Strom­tar­ife haben, sind schein­bar gar nicht auf der Straße gewe­sen. Die Berichter­stat­tung ähnelt eher der Wer­bung als Journalismus.

In diesem Sinne bringt man dann auch so ein Zitat:

„Wer TE am Auto hat, der iden­ti­fiziert sich mit der Region. Der kann ja auch Strom und Gas von den TE-Stadtwerken kaufen“, blickt der Ibben­büren­er SPD-Rat­sherr Jür­gen Bosse in die Zukun­ft mit möglichst vie­len Kunden.

Nach dieser Logik kön­nen TE-Auto­kennze­ichen-Besitzer auch jeden Mor­gen gegen eine Teck­len­burg­er Eiche laufen, so blöd, wie sie sind. Gut, im Zitat klingt immer­hin schon ein wenig durch, dass der Tarif der Stadtwerke allein nicht gän­zlich überzeugt, da muss Lokalpa­tri­o­tismus her. Aber wie aufgezeigt: Wer Gas und Strom bei den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land bestellt, zahlt im Ver­gle­ich jährlich bis zu 400€ mehr.

Warum muss mir über die Presse vorge­gaukelt wer­den, dass nur Dep­pen nicht den Stro­man­bi­eter wech­seln und zu den Stadtwerken Teck­len­burg­er Land gehen, obwohl sie eigentlich über ihren Großkonz­ern-Anbi­eter her ziehen? Kann man doch mal machen als Lokalpa­tri­ot, während die unin­ter­essierte Mut­ti für’s Töchterchen einen Luft­bal­lon abgreift.

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