Wie die IVZ Wahlkampfhilfe für die SPD leistet

Manch­mal glaubt man auch, seinen Augen nicht zu trauen: Da schaut man doch heute auf der ersten Lokal­seite der IVZ eine riesige Wahlkamp­fanzeige, in der der Bürg­er­meis­ter zur Wahl der SPD aufruft. Schade für die IFI, dass dies auf Ver­an­las­sung der IVZ zur über­flüs­sig großen Erläuterung der IFI-Kri­tik am Bürg­er­meis­ter und nicht auf Ver­an­las­sung der SPD geschah. Denn wäre dies auf Ver­an­las­sung der SPD oder gar des Bürg­er­meis­ters geschehen, hätte wohl kaum jemand bezweifelt, dass dies eine unrecht­mäßige Wahlwer­bung des amtieren­den Bürg­er­meis­ters sei.

So dünn ist auch die Begrün­dung seit­ens der SPD, weswe­gen dieser Text als Teil der aktuellen SPD-Wahlkampffly­ers rechtlich nicht zu bean­standen sei: Der Text sei ein­deutig als Teil eines Wahlkampffly­ers erkennbar und nicht als amtlich­er Ver­laut­barung des Bürg­er­meis­ters, der diesen Titel auch pri­vat angeben dürfe. Das entschei­det die Sache nicht ganz, denn so genau ste­ht das im Urteil, auf das man bei der SPD ver­weist, nicht drin. Außer­dem ste­ht im Urteil auch nicht, wie der dort ver­han­delte Bürg­er­meis­ter jew­eils beze­ich­net wurde.

Ich denke, die Beze­ichung Ste­in­grövers im Fly­er ist in der Tat so, dass man meinen kön­nte, hier rede der amtierende Bürg­er­meis­ter kraft seines Amtes, so wie es im Urteil, das die IFI her­anzieht, bean­standet wird.. Deswe­gen wird man bei der SPD auch erwogen haben, die Beze­ich­nung zu stre­ichen. Für rechtliche Sank­tio­nen — wir reden in diesem Kon­text schleißlich um Anfech­tun­gen ganz­er Wahlen — scheint mir die Angele­gen­heit allerd­ings nicht geeignet zu sein, da eine wahlbee­in­flussende Inten­sität wohl nicht gegeben ist.

Das wäre natür­lich anders, hätte die SPD diesen Text als Anzeige auf die Lokal­seite der IVZ gebracht. Das hat ja jet­zt jemand anders bew­erk­stel­ligt — zum Frust der IFI und zum Schenkelk­lopfen bei der SPD.

Aktu­al­isierung

Wenige Stun­den später wird aus dieser Num­mer in den Kom­mentaren zum Artikel auf der Seite der IVZ eine 1a-Verschwörungtheorie:

14.05.2014 18:28 von KritischesAuge:
Noch ein Nach­trag mein­er­seits mit der üblichen und bekan­nten Kri­tik auch an die IVZ. Den SPD-Fly­er hat man pri­ma in Szene geset­zt und das über die inhaltlich gemachte sach­liche Kri­tik der IFI. Was glaubt die SPD und ich muß sagen.…die IVZ, das der Bürg­er das nicht durch­schaut? Liebe Leser, dass ist haus­gemachter Wahlkampf und mein iro­nisch sarkastis­ches Lob in Sachen Objek­tiv­ität bzw. Neu­tral­ität ein­er Zeitung die wie­der­mal zeigt, wie SPD-Lastig sie ist, Dau­men hoch! Ich finde es so gese­hen bil­lig und über­lege, was man glaubt wie dumm die Leute sind?

Gefol­gt vom Ein­druck eines Nutzers, ob sich hin­ter dieser Äußerung die IFI ver­birgt. Ich weiß ger­ade gar nicht, was ich lustiger find­en würde. *pop­corn­grab­sch*

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Kaffeeprüttlesen mit der IVZ (4)

Man hätte ja schon denken kön­nen, dass man bei der IVZ ver­standen hat, was an ihrem Online-Umfrage-Tool aus jour­nal­is­tis­ch­er Sicht kri­tisier­bar ist, nach­dem bei früheren Erwäh­nun­gen zu diesen Umfra­gen zulet­zt nur noch von abgegebe­nen Stim­men, unerkennbar wer wie oft abges­timmt hat, die Rede war.

Pustekuchen. Inzwis­chen weiß man sog­ar, dass es sich bei den am Don­ner­stag 275 Stim­men der Kirch­platznutzung­sum­frage, bei der sich die einzel­nen Antworten nicht unvere­in­bar miteinan­der sind, um einzelne Bürg­er gehan­delt hat. Da waren also keine Min­der­jähri­gen dabei, die da gek­lickt haben. Soso. Was der Kaf­feep­rütt nicht alles hergibt.

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Absanierer

DSCF9974 Gibt es eigentlich noch andere Plakate, die noch während des Hän­gens ver­al­ten? Gut, der Jungspund sieht eh nicht danach aus, als habe er ger­ade das Arbeit­en erfun­den. Vielle­icht soll das auch nur vorherse­hend die Ent­täuschung darstellen, dass der Kern der Innen­stadt­sanierung nicht in Angriff genom­men wer­den kann.

Für sich genom­men scheint sich das dem Scheit­ern nahe Pro­jekt ger­ade ziem­lich gut für ver­bran­nte Erde zu eignen. Die Linke schiebt als Reak­tion auf die heutige Berichter­stat­tung der Stadt und den anderen Parteien den Schwarzen Peter zu. Auch der IVZ-Benutzer r.lohmeyer will die Äußerung der Grü­nen so nicht ste­hen lassen:

Eine Empfehlung: Wenn Frau Klatt von den Grü­nen keine Ahnung hat, dann sollte Sie sich ein­fach etwas vor­sichtiger sein. Der Wäh­ler wird das genau registrieren.

Natür­lich! *pop­corn­grab­sch*

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Ganz nah dran

Dann hat mich doch mal inter­essiert, was die FDP in meinem Heimat­wahlkreis so von sich gibt.

Der Wahlbezirk von Rein­hard Mau ver­fügt (Stand 2009) über 1.232 Wahlberechtigte. Bei der Kom­mu­nal­wahl 2009 wur­den 848 gültige Stim­men gezählt. Damit erre­icht­en knapp 45 % der möglichen 100 % Stim­men eine Gültigkeit. 

Äh, 45%? Ganz nah dran ist auch vorbei.

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Shitstorm in Buchform: Akif Pirinçcis “Deutschland von Sinnen”

Da hat es ein Ibben­büren­er mal wieder in die ZEIT geschafft. Es geht um Ijo­ma Man­golds Ver­riss von Akif Pir­inç­cis Deutsch­land von Sin­nen.

Pir­inç­ci hat 1989 mit Fel­i­dae einen lesenswerten Katzenkri­mi geschrieben, der ein Best­seller wurde. Danach ver­suchte er diese Romantier­form am Köcheln zu hal­ten, was lei­dlich gelang. Lesenswert ist das alles nicht. Nun hat er seine Homo­pho­bie oder sein homo­phobes Geschwätz, denn als homo­phob sieht er sich nicht, zusam­men mit sein­er Islam­o­pho­bie zwis­chen Buchdeck­el gepresst. Es ist das argu­men­ta­tives Armut­szeug­nis eines Hauptschu­la­b­sol­ven­ten, dem weit­ere Bil­dung nie ein Bedürf­nis war, so dass er zu ein­er Auseinan­der­set­zung mit dem Begriff des Recht­staats nie gelangt ist. Seine Argu­men­ta­tions­form begren­zt sich auf das Dif­famieren der als fun­da­men­tal­is­tisch gekennze­ich­neten Gegen­po­si­tion, was seine eigene, eben­so bloß daher­be­haupteten Posi­tio­nen als recht­ens erweisen soll. Tut es aber nicht. Ein Pam­phlet für die Deine-Mud­da-Gen­er­a­tion und für den Rest ein Fall fürs Altpapier:

Es ist ohne­hin ein Skan­dal und eine boden­lose Frech­heit, die indi­gene Bevölkerung als einen Haufen von reak­tionären, Nazis, ja, ver­hin­derten Mördern zu verunglimpfen, sobald sie mitbes­tim­men möchte, mit welch­er Sorte von Men­schen sie in ihrem eige­nen Land zusam­men­leben wün­scht und mit welch­er nicht. (Akif Pir­inç­ci, Deutsch­land von Sin­nen, S. 27 in der epub-Version)

Sowas kann man nur ohne Hirn­in­farkt schreiben, wenn man nicht ver­standen hat, was ein Rechtsstaat im Kern ist.

Man­gold lässt sich lei­der von diesem aufgewiegel­ten Geschwätz anheizen und ver­gle­icht das Mach­w­erk allen Ern­stes, unnötiger Weise und völ­lig unüberzeu­gend mit Hitlers Mein Kampf:

Dieses Buch ist das Pro­dukt eines wild gewor­de­nen Auto­di­dak­ten. Im Bra­mar­basieren über alles und jedes, in der schein­bar wider­stand­slosen Her­stel­lung von Evi­denz und Zusam­men­hang, in der tri­umphal­is­tis­chen Geste der Ent­larvung von medi­alen Lügenge­spin­sten, in sein­er Mis­chung aus Bru­tal­ität und Heulerei erin­nert das Buch – ich schwöre, ich habe noch nie einen Hitler-Ver­gle­ich gezo­gen in meinem Beruf­sleben – an Adolf Hitlers Mein Kampf.

Das tut es nicht. Hitler hat­te eine Agen­da, set­zte entsprechend um, was er in seinem Buch anspin­nte, so hölz­ern geschrieben es auch ist. Pir­inç­ci schreibt nicht hölz­ern, son­dern er argu­men­tiert brech­stan­ge­nar­tig. Man­gold heizt so den Shit­storm, den das eigentlich in Rede ste­hende Buch verkör­pert, nur weit­er an.

Ste­fan Willeke reagiert auf die Empörun­gen zu Man­golds Kri­tik, indem er Aufmüp­fige kon­tak­tiert. Darunter Her­rn H. aus Ibben­büren, der Man­golds Text wohl als “geisti­gen Dün­npfiff” charak­ter­isiert hat. In die Fäkalsprache hat­te allerd­ings auch Man­gold schon einges­timmt. Der angerufene Herr H. legt zunächst ein­fach auf, wird aber ein zweites Mal angerufen:

Dies­mal sagt er, bevor er auflegt: “Mich inter­essiert Ihre Zeit­geist-Pos­tille nicht.”

Schöne Rep­lik, allerd­ings nicht ganz so überzeu­gend, wenn man eigens Leser­brief-Mails an die Redak­tion schreibt.

Willeke selb­st ver­fängt sich im Shit­storm dann noch wie fol­gt:

Sind wir, die Jour­nal­is­ten der großen Zeitun­gen, unehrlich? Man muss über uns keine Stu­di­en anfer­ti­gen, um zu erken­nen, dass wir stärk­er zum rot-grü­nen Milieu tendieren als die meis­ten Wäh­ler. Natür­lich stammt kaum jemand von uns aus ein­er Hartz-IV-Fam­i­lie. Natür­lich leben wir viel zu oft in densel­ben bürg­er­lichen Stadt­teilen der­sel­ben Großstädte, in Berlin-Pren­zlauer Berg oder in Ham­burg-Eppen­dorf. Alt­bau, hohe Deck­en, Fis­chgrät­par­kett. Natür­lich lei­det unser Blick auf die Welt unter dem Eppen­dorf-Syn­drom. Aber nur, weil wir selb­st in ein­er Homogen­itäts­falle der urba­nen Mit­telschicht steck­en, wird nicht der Umkehrschluss zuläs­sig, Pir­inç­ci leiste aufrichtige Basis­ar­beit. Viel unheil­voller ist es, wenn der Dem­a­goge Pir­inç­ci von sein­er Bon­ner Vil­la aus die Geräusche der Straße imi­tiert, um damit reich zu werden.

Ach Gottchen. Wer Pir­inç­ci Argu­men­ta­tion­s­muster nicht passend analysieren kann, ohne ihm der­art Dinge zu unter­stellen, der argu­men­tiert für Leser nicht grundle­gend anders als Pir­inç­ci selb­st. Und wer bitteschön hat nach dieser selb­stver­liebten Jour­nal­is­ten­flanke gefragt?

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Neu im Bücherschrank (66): Louis Begley — Lügen in Zeiten des Krieges

So langsam ostert es wieder, zumin­d­est die bun­ten Parteiplakate säu­men wieder die Lat­er­nenpfäle. Da ich ger­ade für’s Wiki die Naz­izeit Ibben­bürens erar­beite, passt dieser Schinken gut rein:

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Das Buch habe ich 1996 gele­sen, und kann das nur unter­stre­ichen, was ich 2008 schrieb:

Ein Buch, das mir in grausiger Erin­nerung bleibt wegen der Szene mit dem Kleinkind. Beschreibt schlicht die Aus­geliefer­theit gegenüber dem Terror.

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Der Konsul von Bangladesh

Anfang der 1970er Jahre stand in der Kanal­straße 13 in Ibben­büren ein Haus, das abbruchreif war. Man nan­nte es das Bangladesh. Viele Jugendliche tum­melten sich in diesem unbe­wohn­ten Haus, weil es keinen Jugendtr­e­ff für sie in der Innen­stadt gab.

Irgend­wann tauchte ein Mann aus Berlin im Bangladesh auf, der sich Kon­sul von Bangladesh und Che nan­nte. Mit richtigem Namen hieß er Hugo Gün­ter Lach­mund. Im Kon­sulat sollen während sein­er Anwe­sen­heit Dro­gen wie LSD verkauft wor­den sein.

Lach­mund stammte aus Thürin­gen, ließ sich in Wup­per­tal zum Bäck­er aus­bilden und war als Schiff­skoch zur See gefahren. Er hat­te in Deutsch­land seinen Pass ver­loren, dieser tauchte allerd­ings in ein­er Jacke ein­er Per­son wieder auf, die in Berlin über­fahren wurde und unken­ntlich entstellt wurde. Daraufhin erk­lärte man Lach­mund für tot, was dieser aber erst nach sein­er Wieder­ankun­ft in Deutsch­land erfuhr.

Nun ging er nach Freiburg und machte dort ange­blich einen Mag­is­ter­ab­schluss in Ger­man­is­tik, holte aber sein Zeug­nis nie ab. Danach ging er nach Ibben­büren, wonach er als Koch im beset­zten Tom­my-Weißbeck­er-Haus in der Kreuzberg­er Wil­helm­straße arbeit­ete. Offen­bar hat er in Berlin erzählt, er habe im Mün­ster­land eine Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für Bangladesh gegründet.

Lach­mund starb 2002, nach­dem er den Anspruch auf Sozial­hil­fe ver­lor und in Folge dessen ein lebenswichtiges Blutverdün­nungsmit­tel nicht mehr beziehen kon­nte, völ­lig ver­armt in Berlin auf ein­er Parkbank.

Mehr im Wiki: http://wiki.ibbtown.com/Konsulat

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Ifaußett

Tja, also entwed­er hat da die Schlussredak­tion der IVZ geschlafen und der Fußgän­ger­in­ter­view­er kann nicht richtig zuhören oder da ist jeman­dem ein famoser Troll gelun­gen. Jeden­falls: Gegen diese Bil­dun­ter­schrift eines Inter­viewten kommt man dann auch mit Satire nicht mehr gegen an.

Erich Weißel (68), Ravensburg

Im Trollen ist Erich eigentlich aber auch beg­nadet. (Danke an den Einsender!)

Aktu­al­isierung 28. März 2014, 13 Uhr

Zumin­d­est online hat man die Angabe nun korrigiert.

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Edmund Geilenberg — Der vergessene Ibbenbürener Kriegsverbrecher

Für den Artikelschreiber, der am 21. Okto­ber 1964 in der IVZ vom Tode Edmund Geilen­bergs berichtet, war er ein Vor­bild. Geilen­berg habe “in all seinen arbeit­sre­ichen Jahren stets einen sehr engen Kon­takt mit sein­er Heimat­stadt Ibben­büren” gepflegt. Der “all­seits geschätzte und geachtete Werks­di­rek­tor” lebte “in seinem wohlver­di­en­ten Ruh­e­s­tand” bis zu seinem Tod am Sonnenhügel.

Und er hat­te tausende Men­schen­leben auf dem Gewis­sen.

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