Daniel Wichmann hat ein autobiographisch anmutendes Buch über einen Daniel Wichmann geschrieben, der aus Ibbenbüren stammt und sein Leben in Berlin durch Anschaffung eines Hundes versucht zu ändern.
Jener Daniel Wichmann lebt mit seiner Freundin in der Bundeshauptstadt und gerade scheint er definitiv ins Erwachsenenleben hineinzuschliddern: Seine Freundin ist auf dem Weg in eine wegweisende berufliche Position, er schließt sein Studium ab und gelangt an seinen ersten Job, und in der Beziehung bahnt sich an, dass klar werden soll, wohin die Reise geht. Allerdings kriselt es, die Freundin vermisst am Verhalten ihres Freundes etwas, er beschließt einen Hund zu kaufen, um zu zeigen, dass er bereit ist, für die Beziehung etwas zu riskieren — denn er leidet unter einer Angst vor Hunden. Da bricht das Unheil auf ihn ein: Seine Freundin zieht es beruflich nach Hamburg, sein Job nimmt ihm die Zeit, sich passend um den Hund zu kümmern. Er nimmt unangemeldet einen trinkfreudigen und auch sonst chaotischen Untermieter auf und verliert wegen Hund und Untermieter Job und Wohnung. Für unseren Dandy ist dies allerdings ein Schritt in die richtige Richtung, denn erfindet ein mietbares Haus in der Umgebung Berlins, in das er samt Freundin, die es in Hamburg alleine nicht aushält, und Hund einzuziehen gedenkt.
Die Spannung des Buches speist sich natürlich etwas aus der Frage, inwieweit Wichmann hier autobiographisch vorgeht und was erfunden ist. Zumindest — und das ist die große Stärke des Buches — betreibt er keine Schönfärberei. Seine Hauptfigur ist ein ziemlicher Kauz, fast apathisch im Umgang mit seiner Umwelt. In den eigenen vier Wänden fährt er schon mal aus der Haut, während er außerhalb den Schwanz einzieht. Seiner Freundin kauft er einen Hund, um die Beziehung zu retten, was ein doch sehr seltsamer Schritt ist, wie auch die Freundin später anmerkt und in Tränen ausbricht. Und ob das Vorhaben so überhaupt gelingt, steht in den Sternen. Sein Untermieter ist im Gegensatz zu seiner eigenen Spießigkeit ein Bonvivant, mit dem der Buch-Daniel aber wenig anzufangen weiß. Den Leser lässt er gerade anfangs mit vielen Vergleichen, die unerklärt in der Luft hängen bleiben, und den Kapiteln vorangestellten Zierzitaten alleine. Aber warum sollte es dem Leser auch anders ergehen als den Personen im Buch?
Wichmann verkauft seine Leser nicht für blöd, riskiert einiges mit einer so autobiographischen Geschichte und liefert ein durchaus interessantes Ibbenbüren-Bild. Überhaupt sollte Ibbenbüren öfter in der Literatur auftauchen, wenn man mich fragt. Also: Lesen Sie diese Geschichte!
Daniel Wichmann — Ella: Ein Hund fürs Leben , ISBN: 3855357943, Erscheinungstermin: 20.02.2014
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