Iss was?! Tiere, Fleisch & Ich

Ger­ade ist seit­ens der Hein­rich-Böll-Stiftung ein pro­vokant daherk­om­mendes Buch mit dem Titel Iss was?! Tiere, Fleisch & Ich erschienen. Ab dem 10. März ist es auch kosten­los als Down­load erhältlich. Und darum geht’s:

Laut der Stiftung räumt das Buch auf mit dem verniedlichen­den Bild von unser­er Land­wirtschaft. “Wir soll­ten endlich aufhören, Kindern und Jugendlichen Wurst in Bärchen­form aufzutis­chen und so zu tun, als würde unser Fleisch von glück­lichen Tieren vom Bauern­hof kom­men. Es ist höch­ste Zeit, dass wir Jugendliche als mündi­ge Kon­sumenten ernst nehmen, die eigene Entschei­dun­gen tre­f­fen wollen”, sagt Bar­bara Unmüßig, Vor­stand der Hein­rich-Böll-Stiftung. Dafür müsse man den Mut haben mit ihnen über die ver­schiede­nen Facetten der Fleis­ch­pro­duk­tion ins Gespräch zu kommen.

Pro­vokant oder nicht: Fleis­chlose Nahrungsalter­na­tiv­en sind im Trend. In Osnabrück beispiel­sweise hat ein Sushi-Laden Erfolg, der auss­chließlich veg­anes Sushi anbi­etet. Das hat allerd­ings seinen Preis, Sushi ist eh nicht ger­ade etwas für den schmalen Geld­beu­tel. Wie man sich aber Sushi ganz kostengün­stig und veg­an selb­st machen kann, zeigt Tati.

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Jürgen Kehrer — Schuß und Gegenschuß

wilsbergschuss Ein abge­sack­ter Wils­berg hat mit dem niederen Film­busi­ness zu tun und trifft auf abge­halfterte Mitar­beit­er des Gen­res. Span­nung bleibt aus, Über­raschungsef­fek­te sind nicht vorhan­den, Lokalkolorit und Fig­uren­ze­ich­nung mäßig, aber vor allem sprach­lich ist dieser Teil der Krim­irei­he einschläfernd.

Der Autor macht nicht den Ein­druck, als könne er der Fig­ur Wils­berg noch irgendwelche inter­es­san­ten Aspek­te abgewin­nen, die Serie hätte hier enden kön­nen — geht aber noch 12 Teile weiter.

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Kathryn Taylor: Colors of love (Bd. 1–5)

Cover So weit mir bekan­nt ist, ist Kathryn Tay­lor von den vor Ort wohnen­den Schrift­stellern die Einzige, die es mal in die Spiegel-Best­sellerliste geschafft hat. Das darf mal genug Grund sein, sich mal ihre Schmök­er vorzunehmen. Allerd­ings wäre mir wohl auch ein ander­er nicht eingefallen.

Die 22-jährige, sex­uell uner­fahrene Grace, eine Brid­get-Jones-Vari­ante, him­melt den hochwohlge­bore­nen Jonathan, einen Mr-Sheffield-Abklatsch, an und ver­wan­delt sich von der naiv­en Jungfrau zum naiv­en Flittchen, das sich fragt, ob er es wohl ernst meint. Kostprobe?

Im näch­sten Moment spüre ich die Fahrstuhlwand im Rück­en, und seine Hände leg­en sich um meine Brüste, stre­ichen durch den dün­nen Stoff meines Shirts über die aufgerichteten Nip­pel. Die Berührung schickt Blitze in meinen Unter­leib, viel inten­siv­er als die in meinem Traum, und ich werde von ein­er Welle viel zu gewaltiger Empfind­un­gen über­rollt, während ich seinen Kuss weit­er fast verzweifelt erwidere. Er ist mir über­legen, in jed­er Hin­sicht, dominiert mich, aber genau das erregt mich auf eine nie gekan­nte Weise. Wie eine Ertrink­ende halte ich mich an ihm fest und ergebe mich dem Ansturm sein­er Lip­pen und Hände.

Das geht dann vier weit­ere Bände so “prick­el­nd” weit­er. Ein auf der Shades-of-Grey-Welle schwim­mender Haus­frauen­porno für Vertreterin­nen des weib­lichen Geschlechts, an denen die Emanzi­pa­tion fol­gen­los vor­bei gegan­gen ist.

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Jürgen Kehrer — Lambertussingen

lambertuskehrer Dies ist der zweite Teil der Bas­t­ian-Matt-Rei­he vom Wils­berg-Erfind­er, die etwas im Mün­ster­an­er Umfeld spie­len soll: Ein Frauen­mörder zieht mit seinem Camp­ing­wa­gen durchs Mün­ster­land und ori­en­tiert sich beim Töten am Lied des Lambertussingens. 

Kehrer legt in diesem Fall Wert auf die kor­rek­te Beschrei­bung von Polizeiar­beit und Täterpsy­cholo­gie. Lei­der geht dies stark zu Las­ten der eigentlichen Geschichte, denn die ist abge­lutscht, unspan­nend, wit­z­los und vorherse­hbar. Und wenn Kehrer der asi­atis­chen Gerichtsmedi­ziner­in andichtet, dass sie dauernd deutsche Sprich­wörter anwen­det und dies kon­se­quent falsch, dann nervt das irgend­wann nur noch. Lokalkolorit besitzt das Buch keinen, die Fig­uren­ze­ich­nung ist sub­stan­z­los, es ist bei aller Span­nungslosigkeit nicht schlecht geschrieben, hier­bei auch bess­er als der Rest der Mün­ster­land­krim­is, aber ohne recht­en Pfiff.

Eine Leseempfehlung für alle, die bei dieser Serie am Ball bleiben wollen, und für Krim­i­leser, die auf Ner­venkitzel verzicht­en möchten.

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Jürgen Kehrer: Kein Fall für Wilsberg

Weit­er­er Schritt in meinem Vorhaben, ein­mal die Wils­berg-Romane durchzule­sen: Der vierte Schmök­er der Rei­he . Ein Indus­trieller eines Vororts von Mün­ster wird ermordet aufge­fun­den. Seine Fir­ma ist in Waf­fen­liefer­un­gen ver­strickt und er hat ein per­sön­lich­es Geheim­nis. Sämtliche Fig­uren bis auf Wils­berg bleiben far­b­los, der Fall haut einen nicht vom Hock­er, Lokalkolorit ist auch kaum gegeben, einzig die Mord­meth­ode bleibt vielle­icht etwas im Hin­terkopf. Anson­sten geht sich dieser Text im Rausch alltäglich­er Infor­ma­tio­nen ziel­sich­er unter.

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Mary Scherpe — An jedem einzelnen Tag

scherpetagMary Scherpe ist eine bekan­nte Mode­blog­gerin. Und sie hat einen Stalk­er. Der schickt ihr tagtäglich irgendwelche Dinge, mis­cht sich in ihre Pri­vatleben ein, kon­tak­tiert Fre­unde, ver­fol­gt sie. In diesem Buch schreibt sie nieder, was passiert ist. Wie sie ver­sucht hat, ihn zu brem­sen, ihn zu ver­ste­hen, ihm zu helfen. Wie sie scheit­erte und wie es ihr zusetzte.

Die Stärke des Buch­es ist, dass Scherpe nicht in fem­i­nis­tis­che Klis­chees abwan­dert, ihre eigene Rolle nicht merk­lich schön­schreibt und sprach­lich sehr gut for­muliert. So ist der Leser erstaunt, was ihr alles wider­fährt, aber auch irri­tiert, weswe­gen sie ihn vor Fre­un­den ern­sthaft als Affäre kaschiert oder ver­sucht, sich seines Prob­lems anzunehmen.

Das Buch ist nicht moral­isierend, nicht objek­tiv, aber offen und schildert, wie Stalk­ing heutzu­tage von­stat­tenge­ht. Und es ist ein Plä­doy­er dafür, sich zu wehren, wenn man ange­gan­gen wird.

Mary Scherpe, An jedem einzel­nen Tag. Mein Leben mit einem Stalk­er, Bastei Lübbe, 14,99€ (gebun­dene Ausgabe)/ 11,99€ (eBook)

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Daniel Wichmann: Ella — Die abgestumpften Leiden des jungen W.

wichmannella Daniel Wich­mann hat ein auto­bi­ographisch anmu­ten­des Buch über einen Daniel Wich­mann geschrieben, der aus Ibben­büren stammt und sein Leben in Berlin durch Anschaf­fung eines Hun­des ver­sucht zu ändern. 

Jen­er Daniel Wich­mann lebt mit sein­er Fre­undin in der Bun­de­shaupt­stadt und ger­ade scheint er defin­i­tiv ins Erwach­se­nen­leben hineinzuschlid­dern: Seine Fre­undin ist auf dem Weg in eine weg­weisende beru­fliche Posi­tion, er schließt sein Studi­um ab und gelangt an seinen ersten Job, und in der Beziehung bah­nt sich an, dass klar wer­den soll, wohin die Reise geht. Allerd­ings kriselt es, die Fre­undin ver­misst am Ver­hal­ten ihres Fre­un­des etwas, er beschließt einen Hund zu kaufen, um zu zeigen, dass er bere­it ist, für die Beziehung etwas zu riskieren — denn er lei­det unter ein­er Angst vor Hun­den. Da bricht das Unheil auf ihn ein: Seine Fre­undin zieht es beru­flich nach Ham­burg, sein Job nimmt ihm die Zeit, sich passend um den Hund zu küm­mern. Er nimmt unangemeldet einen trink­freudi­gen und auch son­st chao­tis­chen Unter­mi­eter auf und ver­liert wegen Hund und Unter­mi­eter Job und Woh­nung. Für unseren Dandy ist dies allerd­ings ein Schritt in die richtige Rich­tung, denn erfind­et ein miet­bares Haus in der Umge­bung Berlins, in das er samt Fre­undin, die es in Ham­burg alleine nicht aushält, und Hund einzuziehen gedenkt.

Die Span­nung des Buch­es speist sich natür­lich etwas aus der Frage, inwieweit Wich­mann hier auto­bi­ographisch vorge­ht und was erfun­den ist. Zumin­d­est — und das ist die große Stärke des Buch­es — betreibt er keine Schön­fär­berei. Seine Haupt­fig­ur ist ein ziem­lich­er Kauz, fast apathisch im Umgang mit sein­er Umwelt. In den eige­nen vier Wän­den fährt er schon mal aus der Haut, während er außer­halb den Schwanz einzieht. Sein­er Fre­undin kauft er einen Hund, um die Beziehung zu ret­ten, was ein doch sehr selt­samer Schritt ist, wie auch die Fre­undin später anmerkt und in Trä­nen aus­bricht. Und ob das Vorhaben so über­haupt gelingt, ste­ht in den Ster­nen. Sein Unter­mi­eter ist im Gegen­satz zu sein­er eige­nen Spießigkeit ein Bon­vi­vant, mit dem der Buch-Daniel aber wenig anz­u­fan­gen weiß. Den Leser lässt er ger­ade anfangs mit vie­len Ver­gle­ichen, die unerk­lärt in der Luft hän­gen bleiben, und den Kapiteln vor­angestell­ten Zierz­i­tat­en alleine. Aber warum sollte es dem Leser auch anders erge­hen als den Per­so­n­en im Buch?

Wich­mann verkauft seine Leser nicht für blöd, riskiert einiges mit ein­er so auto­bi­ographis­chen Geschichte und liefert ein dur­chaus inter­es­santes Ibben­büren-Bild. Über­haupt sollte Ibben­büren öfter in der Lit­er­atur auf­tauchen, wenn man mich fragt. Also: Lesen Sie diese Geschichte!

Daniel Wich­mann — Ella: Ein Hund fürs Leben , ISBN: 3855357943, Erschei­n­ung­ster­min: 20.02.2014

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Jürgen Kehrer: Wilsberg — Gottesgemüse

Der drit­ter Teil der Wils­berg-Büch­er-Serie, Gottes­gemüse , spielt im hochbe­tucht­en Sek­ten-Milieu. Das Buch wurde nicht ver­filmt, die Hand­lung kommt einem allerd­ings auch hin­läu­fig bekan­nt vor. Vielle­icht war das in den 90ern anders, aber unterm Strich bleibt nur eine Ver­fol­gungs­jagd nach Eng­land übrig. Wed­er son­der­lich span­nend, noch sprach­lich oder inhaltlich im Gedächt­nis bleibend.

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Jens Mühling — Mein russisches Abenteuer

muehlingDieses Buch ist eine Art Road-Movie zwis­chen Buchdeck­eln quer durch Rus­s­land und die Ukraine. Müh­ling ist auf der Suche nach wahren Geschicht­en, von denen ihm ein Fre­und mal sagte, es gäbe sie nur in Rus­s­land zu find­en. So macht er sich eines Tages auf den Weg, Agaf­ja Lykowa zu tre­f­fen, was sich als waghal­siges, wenn nicht gar lebens­ge­fährlich­es Aben­teuer erweist.

Man lernt in diesem Buch vieles über die Geschichte Rus­s­lands und einiges über den Umgang mit Russen. Agaf­ja Lykowa ist wohl die Dame in diesem Video:

Ein sehr lesenswert­er Schmök­er für alle, die mal einen Blick über den Teller­rand wagen wollen.

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Peter Buwalda — Bonita Avenue

Mehr als 300.000 Mal wurde dieser Schmök­er alleine in den Nieder­lan­den verkauft. Es han­delt vom Ensched­er Hochschullehrer Sierius, dessen Kinder sein­er Patch­work-Fam­i­lie im Erwach­se­nenal­ter Prob­leme machen, was als heil­lose, gewaltvolle und sex­uelle Katas­tro­phe sein Leben zerstört.

Der Ver­gle­ich mit Jonathan Franzen hinkt, denn bei Boni­ta Avenue han­delt es sich weniger um eine gesellschaftliche Analyse über eine Fam­i­lie als um die Odysee eines famil­iären Nieder­gangs. Im Nieder­ländis­chen reißt der Roman durch seine Wort­ge­walt mit, welche in der deutschen Über­set­zung lei­der oft­mals hol­prig daher kommt. Man braucht sicher­lich einen län­geren Atem, um mit dem Werk zurecht zu kom­men, aber es lohnt sich.

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