Kathryn Taylor: Colors of love (Bd. 1-5)

Cover So weit mir bekannt ist, ist Kathryn Taylor von den vor Ort wohnenden Schriftstellern die Einzige, die es mal in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Das darf mal genug Grund sein, sich mal ihre Schmöker vorzunehmen. Allerdings wäre mir wohl auch ein anderer nicht eingefallen.

Die 22-jährige, sexuell unerfahrene Grace, eine Bridget-Jones-Variante, himmelt den hochwohlgeborenen Jonathan, einen Mr-Sheffield-Abklatsch, an und verwandelt sich von der naiven Jungfrau zum naiven Flittchen, das sich fragt, ob er es wohl ernst meint. Kostprobe?

Im nächsten Moment spüre ich die Fahrstuhlwand im Rücken, und seine Hände legen sich um meine Brüste, streichen durch den dünnen Stoff meines Shirts über die aufgerichteten Nippel. Die Berührung schickt Blitze in meinen Unterleib, viel intensiver als die in meinem Traum, und ich werde von einer Welle viel zu gewaltiger Empfindungen überrollt, während ich seinen Kuss weiter fast verzweifelt erwidere. Er ist mir überlegen, in jeder Hinsicht, dominiert mich, aber genau das erregt mich auf eine nie gekannte Weise. Wie eine Ertrinkende halte ich mich an ihm fest und ergebe mich dem Ansturm seiner Lippen und Hände.

Das geht dann vier weitere Bände so „prickelnd“ weiter. Ein auf der Shades-of-Grey-Welle schwimmender Hausfrauenporno für Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, an denen die Emanzipation folgenlos vorbei gegangen ist.

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Jürgen Kehrer – Lambertussingen

lambertuskehrer Dies ist der zweite Teil der Bastian-Matt-Reihe vom Wilsberg-Erfinder, die etwas im Münsteraner Umfeld spielen soll: Ein Frauenmörder zieht mit seinem Campingwagen durchs Münsterland und orientiert sich beim Töten am Lied des Lambertussingens.

Kehrer legt in diesem Fall Wert auf die korrekte Beschreibung von Polizeiarbeit und Täterpsychologie. Leider geht dies stark zu Lasten der eigentlichen Geschichte, denn die ist abgelutscht, unspannend, witzlos und vorhersehbar. Und wenn Kehrer der asiatischen Gerichtsmedizinerin andichtet, dass sie dauernd deutsche Sprichwörter anwendet und dies konsequent falsch, dann nervt das irgendwann nur noch. Lokalkolorit besitzt das Buch keinen, die Figurenzeichnung ist substanzlos, es ist bei aller Spannungslosigkeit nicht schlecht geschrieben, hierbei auch besser als der Rest der Münsterlandkrimis, aber ohne rechten Pfiff.

Eine Leseempfehlung für alle, die bei dieser Serie am Ball bleiben wollen, und für Krimileser, die auf Nervenkitzel verzichten möchten.

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Jürgen Kehrer: Kein Fall für Wilsberg

Weiterer Schritt in meinem Vorhaben, einmal die Wilsberg-Romane durchzulesen: Der vierte Schmöker der Reihe . Ein Industrieller eines Vororts von Münster wird ermordet aufgefunden. Seine Firma ist in Waffenlieferungen verstrickt und er hat ein persönliches Geheimnis. Sämtliche Figuren bis auf Wilsberg bleiben farblos, der Fall haut einen nicht vom Hocker, Lokalkolorit ist auch kaum gegeben, einzig die Mordmethode bleibt vielleicht etwas im Hinterkopf. Ansonsten geht sich dieser Text im Rausch alltäglicher Informationen zielsicher unter.

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Daniel Wichmann: Ella – Die abgestumpften Leiden des jungen W.

wichmannella Daniel Wichmann hat ein autobiographisch anmutendes Buch über einen Daniel Wichmann geschrieben, der aus Ibbenbüren stammt und sein Leben in Berlin durch Anschaffung eines Hundes versucht zu ändern.

Jener Daniel Wichmann lebt mit seiner Freundin in der Bundeshauptstadt und gerade scheint er definitiv ins Erwachsenenleben hineinzuschliddern: Seine Freundin ist auf dem Weg in eine wegweisende berufliche Position, er schließt sein Studium ab und gelangt an seinen ersten Job, und in der Beziehung bahnt sich an, dass klar werden soll, wohin die Reise geht. Allerdings kriselt es, die Freundin vermisst am Verhalten ihres Freundes etwas, er beschließt einen Hund zu kaufen, um zu zeigen, dass er bereit ist, für die Beziehung etwas zu riskieren – denn er leidet unter einer Angst vor Hunden. Da bricht das Unheil auf ihn ein: Seine Freundin zieht es beruflich nach Hamburg, sein Job nimmt ihm die Zeit, sich passend um den Hund zu kümmern. Er nimmt unangemeldet einen trinkfreudigen und auch sonst chaotischen Untermieter auf und verliert wegen Hund und Untermieter Job und Wohnung. Für unseren Dandy ist dies allerdings ein Schritt in die richtige Richtung, denn erfindet ein mietbares Haus in der Umgebung Berlins, in das er samt Freundin, die es in Hamburg alleine nicht aushält, und Hund einzuziehen gedenkt.

Die Spannung des Buches speist sich natürlich etwas aus der Frage, inwieweit Wichmann hier autobiographisch vorgeht und was erfunden ist. Zumindest – und das ist die große Stärke des Buches – betreibt er keine Schönfärberei. Seine Hauptfigur ist ein ziemlicher Kauz, fast apathisch im Umgang mit seiner Umwelt. In den eigenen vier Wänden fährt er schon mal aus der Haut, während er außerhalb den Schwanz einzieht. Seiner Freundin kauft er einen Hund, um die Beziehung zu retten, was ein doch sehr seltsamer Schritt ist, wie auch die Freundin später anmerkt und in Tränen ausbricht. Und ob das Vorhaben so überhaupt gelingt, steht in den Sternen. Sein Untermieter ist im Gegensatz zu seiner eigenen Spießigkeit ein Bonvivant, mit dem der Buch-Daniel aber wenig anzufangen weiß. Den Leser lässt er gerade anfangs mit vielen Vergleichen, die unerklärt in der Luft hängen bleiben, und den Kapiteln vorangestellten Zierzitaten alleine. Aber warum sollte es dem Leser auch anders ergehen als den Personen im Buch?

Wichmann verkauft seine Leser nicht für blöd, riskiert einiges mit einer so autobiographischen Geschichte und liefert ein durchaus interessantes Ibbenbüren-Bild. Überhaupt sollte Ibbenbüren öfter in der Literatur auftauchen, wenn man mich fragt. Also: Lesen Sie diese Geschichte!

Daniel Wichmann – Ella: Ein Hund fürs Leben , ISBN: 3855357943, Erscheinungstermin: 20.02.2014

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Jürgen Kehrer: Wilsberg – Gottesgemüse

Der dritter Teil der Wilsberg-Bücher-Serie, Gottesgemüse , spielt im hochbetuchten Sekten-Milieu. Das Buch wurde nicht verfilmt, die Handlung kommt einem allerdings auch hinläufig bekannt vor. Vielleicht war das in den 90ern anders, aber unterm Strich bleibt nur eine Verfolgungsjagd nach England übrig. Weder sonderlich spannend, noch sprachlich oder inhaltlich im Gedächtnis bleibend.

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Peter Buwalda – Bonita Avenue

Mehr als 300.000 Mal wurde dieser Schmöker alleine in den Niederlanden verkauft. Es handelt vom Enscheder Hochschullehrer Sierius, dessen Kinder seiner Patchwork-Familie im Erwachsenenalter Probleme machen, was als heillose, gewaltvolle und sexuelle Katastrophe sein Leben zerstört.

Der Vergleich mit Jonathan Franzen hinkt, denn bei Bonita Avenue handelt es sich weniger um eine gesellschaftliche Analyse über eine Familie als um die Odysee eines familiären Niedergangs. Im Niederländischen reißt der Roman durch seine Wortgewalt mit, welche in der deutschen Übersetzung leider oftmals holprig daher kommt. Man braucht sicherlich einen längeren Atem, um mit dem Werk zurecht zu kommen, aber es lohnt sich.

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Jörg Hartmann/ Jürgen Kehrer – Wilsberg: In alter Freundschaft

wilsbergfreundschaft Den zweiten Wilsberg-Krimi gibt es seit letztem Jahr auch als Comic-Version (die gibt es auch online), illustriert durch Zeichnungen von Jörg Hartmann. Damit trifft man neben den zwei Fernsehermittlern nun auf die dritte bildliche Verkörperung des Georg Wilsberg. Würde mich ja wundern, wenn der es nicht noch in Münster auf die Bühne schafft.

Hartmann gelingen sehr schöne Zeichnungen Münsters und Amsterdams, das hat mir sehr gut gefallen. Der Fall ist ähnlich spannungsreich oder spannungsarm wie der erste, hat einen ähnlichen Verlauf, was aber als Comic durchaus unterhaltsam funktioniert. Die Verfilmung wartet mit der bezaubernden Barbara Rudnik auf, einem gut aufgelegten Thorsten Nindel, Thomas Schücke und einer glänzenden Rita Russek.

Worum geht’s? Wilsberg muss die Verstrickungen, in die seine alte, immer noch verehrte Jugendliebe sich verfing und letzten Endes daran zu Grunde ging, entwirren. Dabei kriegt er wahlweise derbe eins auf’s Maul (Buch/Comic) oder mit der Polizei zu tun (Film).

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Jürgen Kehrer – Und die Toten lässt man ruhen

wilsberg1996

23 Jahre nach dem Erscheinen des Buches und 18 Jahre nach der Verfilmung war es mal an der Zeit, den ersten Wilsberg unter die Lupe zu nehmen – wenn man schon einmal dabei ist, Münsterland-Krimis zu lesen.

Ein psychisch angeschlagener Mann aus Nordwalde beauftragt den Münz- und Briefmarkenhändler Georg Wilsberg, der zusätzlich als Detektiv arbetet, den vermeindlichen Selbstmord seines Bruders vor 11 bzw. 16 Jahren zu untersuchen. Wilsberg kommt einem Korruptionsskandal auf die Spur und löst das Geheimnis um den fingierten Selbstmord.

Im Buch wird die Geschichte ab und an mit etwas Lokalkolorit dekoriert, die Auflösung kommt schließlich aber etwas aus heiterem Himmel. Zum Mitraten oder -fiebern ist das nichts.

Der Film hat außer einer Verfolgungsjagd durch die Innenstadt und ein paar älteren Häusern wenig Lokalkolorit zu bieten, dafür spielen die großartige Hans-Martin Stier, Stefan Wimmer und Heinrich Schafmeister mit, letzterer der einzige, der in folgenden Wilsberg-Filmen wiederzusehen ist. Joachim Król spielt eigentlich so wie immer. Der Auftraggeber und seine Nichte werden als psychisch angeschlagener dargestellt als im Buch, was etwas überzogen wird. Der böse Kommissar wird auch etwas anders dargestellt. Ansonsten entspricht der Film in vielen Dingen der Vorlage.

Alles in allem: Harmlose Unterhaltung, die man schnell vergisst.

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Alfred Bekker – Der Teufel von Münster

Der Teufel von Münster Ich bin doch einigermaßen positiv überrascht von dieser Mischung aus Regionalkrimi und Mysterygeschichte. Bekker schreibt spannend und unterhaltsam, und mit dem Lokalkolorit ist Bekker auch gut dabei. Dabei fällt die psychologische Seite etwas lasch aus, einige Logikbrüche sind zu verzeichnen, der Kommissar ist erstaunlich limitiert und zum Ende geht der Geschichte die Luft aus. Aber bis dahin wird man gut unterhalten. Nur wieso das Buch „Der Teufel von Münster“ heißt, ist mir nicht klar geworden.

Zur Geschichte: Kommissar und Kriminalpsychologin untersuchen eine Mordserie zwischen Telgte, Ladbergen und Kattenvenne. Als ob das noch nicht skuril genug wäre, bekommen sie Unterstützung von einem ihrer Patienten, der sich für eine Sagengestalt hält. Allerdings scheint er ab und an mehr zu sehen als die Ermittler.

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Sabine Schulze Gronover – Todgeweiht im Münsterland

Morgenkaffee Ja, Sie ahnen es schon, wir sind bei der Trash-Literatur unter den Münsterlandkrimis gelandet:

Todgeweiht im Münsterland ist die wirre, logikstrotzende Geschichte um einen Lektor, dem eine Dahergelaufene zuraunt, er werde gleich sterben, was er vertrauensvoll hinterherrendend erst einmal glaubt, dann wird er fast erschossen, was seine Begleitung belustigend findet, und eine Familienmordgeschichte gilt es auch noch zu lösen. Das allesamt ist albern, metaphernüberladen („Der einzige Ausgang war uns versperrt. Es gab noch zwei völlig verstaubte kleine Fenster, die höhninsch auf uns herabzublicken schienen, denn mit gefesselten Händen gab es keine Möglichkeit, diese Oberlichter zu erreichen.“) geschrieben und nimmt sich zu ernst, als dass es als Trash schon wieder gut wäre. Und das Münsterland wird auch nur namedroppend verwendet. Naja, immerhin wird hier nicht versucht, fernsehformatig für Unterhaltung zu sorgen.

Allerdings fehlt der Autorin genau das, was dem Roman (Leseprobe) fehlt: Ein vernünftiger Lektor.

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