Der Muff-Potter-Frontmann Thorsten Nagelschmidt erinnert sich halbbiographisch als Schriftsteller an den Sommer 1999 in Rheine, als er ein eher ambitionsloses Mitglied einer Band einer westfälischen Kleinstadt war. Er schildert ein soziales Umfeld, das ohne eigene Vision herumpröddelt und in den Tag lebt, beschreibt Auftritte mit der Band (u.a. in der Ibbenbürener Scheune), die Schwierigkeit des Abschieds von der Freundin, die ihn verlässt. Mit 30 kommt der Bruch und ihn zieht es nach Berlin, wo er vertraut mit der Stadt und seiner Umgebung, aber nicht heimisch wird und mit 39 immer noch nichts in die Rentenkasse gezahlt hat.
Mitunter erzählt Nagelschmidt die Zeit lahm, oberflächlich sowie ziemlich witzlos und keine der beschriebenen Personen kommt dem Leser nahe. Er ist aber mitreißend schonungslos, wenn er Weggefährten zu einem missratenen Auftritt seiner Band sprechen lässt und was die ersten Zeichen des Alterns angeht, als der Friseur ihm die Augenbrauen rasiert. Das alles ergibt einen authentischen und wohl bisher einzigartigen Blick auf eine Szene in Rheine vor bald 20 Jahren, die auch schon wieder untergegangen ist.
Auf Lesetour ist er u.a. am 29.09.2018 in der Stadthalle in Rheine und am 11.11.2018 im Haus der Jugend in Osnabrück.