Fast-Nazis und Fakt-Nazis

Die IVZ ist auf Face­book von Kom­men­ta­toren mit aus­län­der­feindlichen Mei­n­ungsäußerun­gen unter einem ihrer Artikel über­rascht wor­den. Darauf war man offen­sichtlich nicht vor­bere­it­et und hat zunächst kaum reagiert. Gestern Abend sprach man davon, man habe den betr­e­f­fend­en Artikel samt sein­er Kom­mentare “inak­tiv” gestellt, was so nicht stimmte. Er war nach wie vor online einsehbar. 

Heute Abend veröf­fentlicht man einen Artikel, der die Erre­gung und das ungute Gefühl, über­rüm­pelt wor­den zu sein, wiedergibt. So klingt das dann lei­der auch: Auf Facebook

ging es der­art zur Sache, dass sich unsere Redak­tion am Dien­stagabend entsch­ied, die besagte Diskus­sion nicht mehr öffentlich sicht­bar zu lassen, son­dern sie zu verbergen.

So ganz weiß man bei der IVZ halt nicht, wie Face­book funk­tion­iert. Zum Zeit­punkt der Veröf­fentlichung dieses IVZ-Artikels war der betr­e­f­fende Thread nach wie vor öffentlich sicht­bar, auch wenn man eine Anzeige des Artikels von sein­er Face­book-Time­line genom­men hat­te. Dies hat­te eine Nutzerin bere­its in der Nacht ange­merkt. Erst 18 Stun­den später wurde er gelöscht, der Artikel kön­nte also nun dahinge­hend verän­dert wer­den, dass man schreibt, es wurde gelöscht.

Da het­zen sie alle durcheinan­der. Die Nazis – denn wer KZ- oder Gaskam­merver­gle­iche nutzt, der ist genau das – und die „Ich-bin-kein-Nazi-aber“-Nazis.

Äh, nein. Ver­gle­iche mit Konzen­tra­tionslagern oder Gaskam­mern kön­nen selb­stre­dend sach­lich aus­fall­en und durch das Erstellen eines sach­lich richti­gen Ver­gle­ichs wird man nicht zum Nation­al­sozial­is­ten. Mit den “„Ich-bin-kein-Nazi-aber“-Nazis” kann eigentlich nur ein Face­book-Kom­men­ta­tor sein, dessen Fehler es wohl war, seinen Beitrag anders einzig mit “Ich bin kein” zu begin­nen. Er schlug vor, das Gespräch mit denen zu suchen, die frem­den­feindliche Äußerun­gen getätigt zu haben, statt Men­schen ein­fach nur zu ver­dammen. Und das ist für die IVZ ein Nazi?

Jene frus­tri­erten Fast-Nazis bere­it­en den Boden der Fakt-Nazis.

Ja, super: Die IVZ hat eine dritte Nazi-Form aus­gemacht: Den Fast-Nazi. Den Satz soll man wohl selb­st zuende denken, mir erschließt sich die Sinnhaftigkeit des Satzes nicht. Vielle­icht nicht doch genau anders herum?

Einige andere Face­book­er nutzten Dien­stag den dig­i­tal­en Pranger, um die einen wie die anderen zu ent­tar­nen. Prob­lem: Damit ver­bre­it­eten sie die Het­ze noch weiter. 

Der Stachel sitzt tief. So viel habe ich ver­standen. Wer hier mit welch­er Aus­sage konkret gemeint sein soll: Ein einziger argu­men­ta­tiv­er Unfall.

sie macht­en den früheren, mut­maßlich rechtswidri­gen Beitrag des besagten Nutzers mit eige­nen Screen­shots wieder sicht­bar. Offenkundig zwar, um ihn an den Pranger zu stellen. Doch damit wieder­holten sie zwangsläu­fig den unerträglichen KZ-Vergleich.

Ern­sthaft, liebe IVZ? Ihr habt pos­i­tive Ken­nt­nis von einem Beitrag, den ihr für inhaltlich rechtswidrig hal­tet und löscht als zuständi­ger Face­book-Seit­en­be­treiber den Ein­trag nicht? Das wollt ihr mor­gen in euere Zeitung schreiben?

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Kellercourage

Es ist schon bemerkenswert, wie man bei der IVZ sich, nach­dem man auf Face­book vehe­ment wegen Nichte­in­greifens gegen frem­den­feindliche Kom­mentare zu einem IVZ-Beitrag kri­tisiert wurde, mit einem De-Höh­n­er-Zitat zum Vor­re­it­er gegen Extrem­is­mus aufschwingt:

Jede Art von Extrem­is­mus, der Men­schen schadet, ist abzulehnen. Dazu müssen wir deut­lich die Stimme erheben, uns abgren­zen, Posi­tion beziehen. Wenn nicht wir, wer sonst?

Wer ist wir? Die Zeitung, die ihre Leser in Fast-Nazis, Fakt-Nazis und Ich-bin-kein-Nazi-aber-Nazis ein­teilt? Zu let­zterem sei mal gesagt, dass der Einzige, der im betr­e­f­fend­en Beitrag die Redeweise, er sei kein Nazi, ver­wen­dete, gemeint hat, er sei kein Nazi, aber der Mei­n­ung, man solle sich mit den Leuten, die sich frem­den­feindlich äußerten, inhaltlich auseinan­der­set­zen. Nur mal so für Sie als Test, wer so alles laut Zeitung Nazi ist.

Es ist dieselbe Zeitung, die nicht ein­greift, wenn Nutzer auf Ihrer Seite recht­es Zeugs über Asyl­be­wer­ber hinterlassen:

Wir bit­ten Asyl an und die verkaufen Dro­gen an unsere Kinder. Dazu wer­den sie mit meinen Steuergeldern die jeden Monat bezahlen muss unter­stützt. Nochmals Danke.

So klin­gen die Recht­en heute: An der Gren­ze zur Straf­barkeit mosert man, die Kinder des deutschen Steuerzahlers befän­den sich in unmit­tel­bar­er Todes­ge­fahr. Und über­haupt: Was fällt denen ein, sichere deutsche Arbeit­splätze zu gefährden.

Wer son­st, wenn nicht Ihr, liebe IVZ

Zum Beispiel die drei Per­so­n­en, die vor euch Anzeige wegen des Artikels bei der Polizei gestellt haben. Oder diejeni­gen, die auf euer­er Face­book-Seite zün­del­nde NPD-Aktivis­ten iden­ti­fiziert und durch pro­vokante Stel­lung­nah­men ver­scheucht haben. Die, die einge­grif­f­en haben, als ihr noch glaubtet, man könne den Artikel ver­steck­en. Die, die Leuten ihre frem­den­feindlichen Kom­mentare vorge­hal­ten haben, worin Ihr nur das Weit­er­führen rechter Het­ze sehen kon­ntet. Sowie alle anderen, die öffentlich sicht­bar deut­lich ihre Stimme erhoben haben. 

Diese guten Beispiel für Zivil­courage aber wur­den auf Face­book samt aller weit­eren Kom­mentare und des Artikels ein­fach zu Gun­sten eines eige­nen, selb­st­ge­fäl­li­gen Artikels hin­ter ein­er Pay­wall gelöscht. Im eige­nen Keller ist Zivil­courage halt immer noch am schönsten.

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fluter: Flucht

Flucht hat viele Gesichter. Mil­lio­nen Men­schen machen sich jedes Jahr weltweit auf die Flucht. Die massen­medi­ale Wahrnehmung dieses Geschehens bietet uns hier in Deutsch­land oft nur einen begren­zten Ausschnitt.

Auch die Som­mer-Aus­gabe des Mag­a­zins fluter sei wieder ein­mal allen wärm­stens ans Herz gelegt: Dieses Mal geht es um Flucht. Das ganze Heft kann auf der dazuge­höri­gen Seite als PDF run­terge­laden wer­den, ist aber auch als Papi­er-Aus­gabe im Stadtju­gen­dring Ibben­büren kosten­los erhältlich.

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Lesezeichen

Freizeit­tipp
Ein Aben­teuer zwis­chen den Baumkro­nen Kleines Por­trait des Klet­ter­waldes in Ibbenbüren.

Musik
Wack­en extrem: Met­al-Fans feiern Schlamm­par­ty Ibben­bürener­in­nen auf dem Kultfestival.

Satire
Mil­lio­nen Kinder in muf­fi­gen Räu­men wegges­per­rt! Zum Schul­start etwas Humorvolles.

Schule
75 Schul­sa­nis proben den Ern­st­fall Jugendliche messen sich beim Schul­san­itäts­di­enst­wet­tbe­werbs des Deutschen Roten Kreuzes.

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Hausmacken

Ich habe ja nichts gesagt, als meine Holde sich Senf mit ein­er Prise Pfef­fer in die Schuhe geschmiert hat gegen ihre Schweiss­mauken, als sie den Kaf­feetisch mit Kupfer­münzen zugeschüt­tet hat wegen den Wespen oder als sie vorgestern rund um’s Haus Kaf­fee ver­graben hat wegen den Karma­punk­ten und so. Aber kriegt man’s gedankt? Nein, es wird gle­ich die Zeitung vollgeschrieben mit meinen Tipps, die ern­sthaft helfen.

Nur soll­ten sie nicht ihre T‑Shirts, son­dern ihre Box­er­shorts ins Eis­fach leg­en. Tun Sie’s! Räsonieren Sie nicht erst lange hin­ter­her! Kalte T‑Shirt’s brin­gen ja nur bed­ingt was, die Haut auf dem Oberkör­p­er heizt bei dem Wet­ter die sowieso schnell durch, eigentlich nur nass das Ganze. Aber woan­ders, sie wis­sen schon, da ist die Haut­struk­tur eine andere, da hüpfen ihre Ner­ven­zellen im Dreieck, wenn sie da mal kühlen bei diesen Tem­per­a­turen. Das gilt übri­gens für bei­de Geschlechter.

Ger­ade heute Abend, wenn meine Bay­ern wieder anfan­gen, die Bun­desli­ga zu beherrschen, ist eine küh­le Hose gefragt, wenn das erste Tor noch etwas auf sich warten sollte,

ihr Philibb

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