Das hat ja schon fast etwas vom Vorspann einer Vorabendserie:
Neu im Bücherschrank (89): Wally Lamb — Früh am Morgen beginnt die Nacht
Und immer noch bin ich dabei ungelesen Bertelsmann-Zwangskaufschmöker aus den elterlichen Beständen zu entfernen:
Dieser Schmöker wurde bei Oprah empfohlen und selbst auf der englischen Wikipedia-Seite des Autors wird vermerkt, dass Bertelsmann versucht hat, den Autor zu hypen. Ein tragischer Schicksalsroman eines Dozenten für kreatives Schreiben. Wer’s braucht.
Mai Thu
So sonderlich oft geben wir hier ja keine Essensempfehlungen heraus. Das hat damit zu tun, dass der gemeine Westfale etwas schon dann für ungemein toll findet, wenn er viel auf die Gabel bekommt. Zum anderen sind einige Restaurantbesuche zwar durchaus was für das einheimische Publikum — mich irritiert es aber, wenn man Gerichte für 25€ bestellt und dann seine Fertigkroketten mit dem Nachbarn teilen sollen. Da verzichtet man schon mal lieber auf einen Kommentar.
Seit fast zwei Jahren ist an der Oststraße das Mai Thu beheimatet. Inzwischen sind wir ein paar Mal dort gewesen, anfangs nur auf der Suche nach einem passablen veganen Gericht und das ist in Ibbenbüren beileibe keine einfache Aufgabe. Zur Sicherheit gingen wir am Restaurant an der Oststraße vorbei, weil wir da schlicht noch nie waren, es durchaus für qualitativ gut hielten und probierten das Etablissement dann auch einfach mal aus. Wir bestellten ein veganes und ein nicht-veganes Gericht und an den Tisch gebracht wurden uns beide in köchelnden Töpfen:
Und unterm Strich mundete es uns dann so gut, dass wir in der Folgezeit nochmal dort Essen zum Abholen bestellten und weitere Restaurantbesuche folgen ließen. Es hat jedes Mal außerordentlich gemundet und das zu Preisen, bei denen man sich manchmal die Frage stellt, wie die bei derart hochqualitativen Zutaten für den Betreiber rentabel sind.
Gerade für Veganer ist das Mai Thu ein Glücksfall, gerade weil vegane Speisen in der asiatischen Küche absolut nichts ungewöhnliches sind. So hat man die Auswahl zwischen unterschiedlichen Gerichten und bestimmt wird man einige Gerichte der Karte auch einfach vegan zubereiten können. Wer der asiatischen und indischen Küche nicht abgeneigt ist, dem sei hiermit ein besonderer Ausgehtipp ans Herz gelegt.
ivz — deutsch, deutsch — ivz
Dieses Blog taugt ja schon deswegen nicht als IVZ-Watchblog, weil wir — wenn überhaupt — nur den Ibbenbürener Lokalteil lesen. Aber heute winkte einem aus dem Recker Lokalteil eine hübsche Stilblüte entgegen, an der kann man nicht so einfach vorbei gehen.
Der amtierende Recker Bürgermeister beschwert sich über diesen veröffentlichen Satz der IVZ bezüglich der anstehenden Bürgermeisterwahl:
Einzige Chance, dass der künftige Rathauschef nicht Eckhard Kellermeier heißt: Es gibt am 13. September mehr Nein- als Ja-Stimmen.
Der Begriff “Chance” könne als “Glücksfall” oder “günstige Möglichkeit” verstanden werden, referiert die IVZ den Bürgermeister und antwortet ohne Namen des Verfassers:
Dazu stellt das Medienhaus fest: Das Wort “Chance” wurde als Synonym für “Möglichkeit” und damit völlig wertfrei verwendet.
Das ist interessant, denn diese Verwendung ist nicht so, wie der Begriff “Chance” im Deutschen und Französischen herkömmlich verwendet wird. Im Fussballdeutsch gibt es die Redeweise, man könne “aus keiner Chance ein Tor machen”, und damit ist die herkömmliche Verwendung des Begriffs durchaus getroffen: Sowohl Wikipedia als auch der Duden bezeichnen den Begriff “Chance” als “günstige Gelegenheit der Erreichung eines Ziels”.
Nun ist es der IVZ unbenommen, Begriffe in ihren Texten anders zu verwenden, als das im Deutschen herkömmlicher Weise getan wird. Aber da wäre es für den Leser schon hilfreich, wenn das gekennzeichnet wäre.
Abgesehen davon ist ganz lustig, wie falsch der kritisierte Satz ist: Der Umstand, dass der Kandidat nicht genügend Stimmen für den Sieg bei dieser Wahl bekommt, bei Leibe nicht die einzige Möglichkeit, wodurch er nicht künftiger Bürgermeister Reckes ist. Zudem ist Der 13. September auch in Recke kein notwendig letzter Wahltag bezüglich der Bürgermeisterwahl, durch den der einzige Kandidat zum Bürgermeister gewählt werden könnte.
Der Satz müsste also verständlicher ausgedrückt heißen:
Am 13. September gibt es die Möglichkeit, Eckhard Kellermeier nicht zu wählen.
Der vierte Kandidat
Ja, wer hätte es gedacht, ganz knapp vor Ende der Vorschlagsfrist gelangt noch ein weiterer Kandidat für das Amt des Bürgermeisters aufs Tableau: Heinrich Pröttgenkrögel von der TrifI wirft mit letzter Kraft seinen Hut in den Ring. Herr Pröttgenkrögel, was hat sie bewogen, doch noch zu kandidieren?
Ich stehe für das alte Denken, das ist ja noch lange nicht überholt. Wenn alle schon von was Neuem reden, erinnere ich mal daran, dass man immer an das Alte anknüpft, Sie können ja nicht alles gleich über Bord schmeissen. Für Neues bin ich dabei aber auch offen, das sehen Sie ja. Aber Neues ist auch nicht immer besser.
Wir erwischen Sie gerade joggend mit einem umgeschnallten Grill die Würstchen drehend, die noch auf dem Rost bleiben, gefolgt von Pressesprecher Hubert Nörgelmöller samt einer Videokamera, der zudem Flyer in Vorgärten wirft. Ist das nicht ein wenig zu viel des Guten?
Ja, nun, es geht um die Wurst und die Zeit wartet nicht. Das kann ich ihnen sagen. Und deswegen machen wir das jetzt alles in einem Abwasch. Grillen und Sport treiben, direkt vor Ort und auf YouTube, meckern und diskutieren, joggen und wählen gehen, kurzum: Altes und Neues verbinden. Darüber will ich Themen verhandeln. Sie verstehen.
Wo Sie gerade von Themen sprechen, was meinen Sie genau?
Das Stadtmarketing war eine gute Idee, aber das versumpft ja gerade. Die erstarrte Baustelle in der Innenstadt, das eingehende Eisfest, der Kirchplatz, den die Autos erobert haben. Wir müssen das Handeln wieder auf unsere Seite kriegen. Das haben Sie sicher auch schon gemerkt.
Wie wollen Sie den festgefahrenen Dingen denn nun entgegentreten?
Wir müssen alle ins Boot holen, auch wenn es dann sinkt. Ich habe da an ein gemeinsames Fest gedacht: Ibb on Eggs. Wenn der Winter schon zum Feiern nicht geht, erobern wir den Frühling zurück. Auf dem Christusplatz setzen wir in die einzelnen Fugenspalten 250.000 Eier, das fördert den Einzelhandel, die Landwirtschaft, erinnert an Ostern, den Kindern macht das Eierlaufen Spaß, Mutti nippt am Eierpunsch und Vati gönnt sich ein W‑Ei-zen. Die kaputten Eier kann die Jugend dann ja aus Protest auf’s Magnusgeläde werfen. Das fällt dann ja nicht mal unter Sachbeschädigung.
Was sich dennoch etwas mit den Parkmöglichkeiten auf dem Christusplatz beißen könnte.
Wenn die so viel trinken, wie ich mir vorstelle, darf von den Brüdern eh’ keiner mehr fahren.
Herr Pröttgenkrögel, vielen Dank für das Gespräch.