Manchmal kriegt man auch merkwürdige Post. Bei uns flog z.B. die Pressemitteilung rein, dass ein Ibbenbürener Verlag das Buch “Die Zukunft Gottes” von Deepak Chopra veröffentlicht hat. Ja, da hüpft unsereins natürlich vor Freude im Dreieck: Eine Buchveröffentlichung im piefigen Ibbenbüren.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Buch ist ganz große Scharlatanerie, das nur dazu geeignet ist, ungebildeten Leuten Kohle aus der Tasche zu ziehen.
Im Kern besteht es aus der Botschaft, die der Autor auch in diesem Video breittritt: Wenn man mal ganz ruhig ist, dann ist man nur noch am existieren, und dann kommt Gott 2.0 um die Ecke:
Was für ein Stuss. Der Autor unterstellt für seine Darlegungen einfach mal, dass Gott existiert, man bräuchte ja nur mal still genug sein. Heisst wohl, wer ihn nicht wahrnimmt, ist einfach nicht still genug. Zudem unterstellt er, Gott wäre die Antwort auf alle unbeantwortbaren Fragen, z.B. wieso denken Menschen logisch? Und in seiner Welt ist Gott nur etwas, was kurzzeitig existiert, manchmal aber schon so ein Zeitalter lang. Woher er dieses Wissen hat? Wahrscheinlich göttliche Eingebung.
Aber wenn nun dieser geheideggerte Gott “Gott 2.0” ist, wo ist denn Gott 1.0 hin und wer war das überhaupt? Gott 1.0 war das Substitut unerfüllter menschlicher Bedürfnisse: Den Bedürfnissen nach Sicherheit, nach Erfolg, nach Verbundenheit, nach Verständnis, nach Erkenntnisgewinn, nach moralischer Führung und nach Bedürfnisüberwindung. Nun müffelt es etwas, wäre Gott nichts weiter als ein Platzhalter menschlicher Bedürfnisse. Immerhin sei man durch die verworrene Gott 1.0‑Version Zeuge der wahren Natur des Göttlichen. Aber die Version hat halt ein paar Bugs, die muss man temporär fixen.
So einen Unfug kann man am besten Amerikanern andrehen und daher arbeitet sich der Autor das ganze Buch über an Richard Dawkins ab — und genauer: nur an dessen Buch Der Gotteswahn, als gäbe es keine anderen Argumentationen, gegen die es sich zu behaupten gilt. Nun ist es in der Tat so, dass Dawkins den argumentativen Fehler begeht, Religion als Ganzes für erledigt zu erklären, indem er religiöse Riten und den Glauben an religiöse Phänomenalität als irrational demaskiert.
Es ist aber ebensolcher Unsinn, den Umstand, Dawkins einen Fehler zu attestieren und die diesem angedichtete Nichtbeantwortung von für Menschen nicht zu beantwortenden Fragen (Warum denken Menschen logisch?), für einen Beleg der Existenz Gottes zu halten.
Man kann somit James P. Cornelio zustimmen:
Dieses Buch ist mit geisttötendem Geschwafel gefüllt, wo Listen mit verschiedenen Eigenschaften (in der Regel sich wiederholende, staubtrockene und eher unklare als einleuchtende) eine durchdachte, begründete Argumentation substituieren sollen.
Und dem Autor ist nur zu wünschen, dass er mal ganz lange ganz ruhig ist.