Schöner Stolpern (2): Vorauseilendes Stolpern

Wer hätte gedacht, dass man in Ibben­büren so oft über Stolper­steine stolpert, die noch gar nicht da sind. Ein Leser­brief­schreiber in der IVZ ist gestern mit ein­er Logik an die Öffentlichkeit getreten, die mich schon baff macht: Die Stolper­steine haben keine nach­haltige Wirkung, da

das Lesen der Viten [auf den Stolper­steinen] eher unre­al­is­tisch ist. Im Gegen­teil, die Men­schen gehen nach mein­er Beobach­tung zumeist acht­los darüber oder vorbei.

Dage­gen störten Stolper­steine vehe­ment das Befind­en jüdis­ch­er Mit­bürg­er. Deswe­gen sei es

sin­nvoller — um jed­wede Befind­lichkeit zu ver­bei­den — Stolper­steine kon­se­quent abzulehnen und Wandtafeln oder Ste­len zu präferieren.

Stolper­steine wären eine Super­sache, wenn nie­mand an Ihnen Anstoß find­en würde.

Aber statt Stolper­stein pauschal abzulehnen, sollte man dann vielle­icht doch sach­lich disku­tieren: Der Leser­brief­schreiber führt ohne Beleg an, dass viele jüdis­che Gemein­den das Stolper­stein-Pro­jekt ablehn­ten. Es gibt keine repräsen­ta­tive Umfrage hier­für. Es gibt sicher­lich in eini­gen Gemein­den Geg­n­er dieser Aktion, so wie es eine Großzahl an Befür­wortern gibt. Die Quan­tität ist hier nicht entschei­dend, die Stich­haltigkeit von Argu­menten schon eher.

Und da sollte man ein­beziehen, dass es in diversen deutschen Städten diese Stolper­steine gibt, ohne dass Van­dal­is­mus gegenüber der pos­i­tiv­en Res­o­nanz des Pro­jek­tes Über­hand genom­men hätte. Anson­sten wäre die Idee auch gar nicht bis Ibben­büren geschwappt. 

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