Oh, endlich mal wieder was für die Ibbenbüren-Lieder-Rubrik: Ein Marsch. Wie meinen Sie? Nicht schmissig genug? Dann hören Sie erst einmal: Irgendwann will er mal nach Ägypten fahren.
Lokalzeit Münsterland: Zuschauerreporter
Da hat ein Goethe-Absolvent mal die Chance ergriffen, Fernsehen zu machen:
Ibbtown-App
Wissen Sie eigentlich, was für eine Frage lokalmedial immer interessanter wird? Was unterscheidet eigentlich die IVZ noch von kostenlosen Blättchen wie dem Ibbenbürener Anzeiger?
Wenn man heute beide Blättchen vergleicht — wenig:
Das ist dasselbe Bild und derselbe PR-Text. Sehr langatmig wird darin auf die Internetseite von Ibb on ice verwiesen und auf die dazugehörige App. Eine Event-App? Nur für Termine und Fotos? Was bringt das? Fragt sich unsereins und bastelt fix eine App für diese Seite:
Nein, eine Internetseite in eine App zu packen und nichts weiter, das scheint mir nicht sonderlich interessant zu sein. Aber vielleicht ist das was für App-Fans, die auf ihrem Smartphone nicht diese Internetseite besuchen wollen.
In den Haupt-App-Bibliotheken ist diese App nicht zu finden, denn das kostet 25€ (Google) bzw. 75€ (Apple). Das rentiert sich nicht wirklich. Apps gibt es eh’ inzwischen im Überfluss oder, um es mit der Sesamstraße auszudrücken:
Busklingel
Na, da werden doch Kindheitsträume war. Eine Klingel an der Bushaltestelle, so dass der Bus anhält:
Schluss mit dem elendigen Rumgefuchtel am Straßenrand, wenn der Busfahrer beim Blick auf die Straße das Drumherum ausblendet. Einfach den Knopf drücken, die ganze Haltestelle fängt an zu blinken, Himmelsklänge durchdringen die Luft, flankiert von hochschießenden Wasserfontänen, … oder wie funktioniert das?
Loona & Cassey Doreen — Tell it to my heart
In der Aura gab es diese Woche die Premiere der neuen Single von Loona. Und die verbuchen wir dann mal ganz schnell unter Coverversionen, die die Welt nicht braucht:
Früher, nech, da saßen se bei Volksfesten alle traut beieinander: De Doktor, de Lehrer, de Pschtor, de Hausfrau, de Küsterin, allemang. Da war es egal wo du herkamst oder wer du warst, man war beisammen, drink noch eene met, so sollte es sein. Aber die Gemeinsamkeit fand irgendwann ihr Ende. Alles wurde lauter, alles musste technischer werden, alles besser organisiert, alles, was früher nebensächlich war, nun drängte das sich in den Mittelpunkt. Es musste irgendwas Besonderes ins Provinzielle. Aus Spaß veranstaltete man in den 90ern mal ein Oktoberfest. Aus Spaß. Das sollte kein Trend werden.
Nu’ is das Ironische verschwunden, Oktoberfeste in Preußen wiederholen sich. Der alte Fritz würde im Grabe rotieren. Aber seien Sie beruhigt: Das preußische Oktoberfest ist auch ein Schutzwall. Denn während in unseren Breitengraden Preußen Bayern imitieren, fröhnt man in Bocholt der Kirmes. Man nimmt sich den Freitag frei und wartet — auf den Wendler.
Der Wendler wurde ja dereinst bekannt durch das Besinge einer vereinsamten Discobesucherin, die den Hobbyplattenaufleger hinterherhimmelt. Und seine Zuhörerinnen himmelten dann genauso dem Wendler hinterher, auch wenn der sangestechnisch nichts nachlegen konnte. Der Rattenfänger des Ruhrgebiets eben. Und weil sich Bocholt eher dem Rheinland und dem Ruhrgebiet als dem Münsterland zugehörig fühlt, gibt es jedes Jahr eine Sangesaudienz des Wendlers.
Und ich sage Ihnen eines: Gegen Wendlererscheinungen helfen nur ähnlich dämliche Aktionen wie preußische Oktoberfeste. Da bin ich aber man fest von überzeugt. Facebook-Gruppen, die ihn zu vertreiben suchen, werden das nicht schaffen. Um Gaby Baginsky-Autogrammstunden sind wir noch herumgekommen, aber die GZSZ-Sternchen, RTL-Prolls und Marcus Schenkenbergs dieser Welt scharren schon mit den Hufen.
Neu im Bücherschrank: Cees Nooteboom — Rituale
Nachdem ich letztens mal in den Bücherschrank am Alten Posthof gesehen hatte und fand, dass dort eher Bücher entsorgt als weiterempfohlen werden, dachte ich mir kurzerhand: Werten wir ihn doch auf und bieten dort peu à peu lesenswerte Literatur an.
Ich bin dann belehrt worden, dass dort immerhin Frederik Forsythe, Ingrid Noll und Tom Clancy stünden, was ich aber als Krimimassenware verstehe. Immerhin findet man dort “Hochzeit in der Schwarzwaldklinik”, das lasse ich gelten.
Als erste Empfehlung meinerseits steht nun Cees Nootebooms Rituale in der Vitrine (mit der Bitte, nach dem Lesen das Buch zurückzustellen, der Gedanke einer öffentlichen Bibliothek unter freiem Himmel reizt mich).
Und vielleicht schreibt auch jemand etwas über seine Leseerfahrung bei diesem Buch, das wäre noch toller. Ansonsten: Gute Unterhaltung!
Inhalt
Der relativ kurze Roman (etwa 200 Seiten) erzählt in der dritten Person aus Sicht des Protagonisten Inni Wintrop die Geschichten zu drei Selbstmorden: Im ersten der drei nicht chronologisch geordneten Teile wird geschildert, wie der dreißigjährige Inni 1963 einen Selbstmordversuch überlebt, nachdem seine Frau Zita ihn verlassen hat. Der zweite Teil beschreibt, wie Inni 1953 Arnold Taads kennen lernt, einen Freund seiner Tante Thérèse, der ihm für einige Jahre den früh verstorbenen Vater ersetzt. 1960 kommt Taads jedoch bei einem Unfall in den Alpen ums Leben, dessen Umstände auf einen Selbstmord hindeuten. Schließlich begegnet Inni 1973 in Amsterdam Arnolds Sohn Philip Taads, der seinen Vater nie gekannt hat. Philip spart, vom Zen-Buddhismus fasziniert, sein ganzes Leben lang für eine kostbare Raku-Teeschale. Als er sie endlich besitzt, zertrümmert er sie und ertränkt sich in einer Gracht. [Quelle: Wikipedia]
Neu im Bücherschrank (2): Connie Palmen — Die Gesetze
Mit zwei Büchern, einem gebundenen und einer Taschenbuchausgabe, habe ich mich heute zum Bücherschrank aufgemacht. Das Taschenbuch für den Fall, dass das am Sonntag reingestellte Buch noch da ist, das gebundene für den gegenstzlichen Fall.
Wie man sieht: Das gebundene Buch ist drin. Das heißt, Ibbenbüren liest noch und ist offen für gute Bücher. Wie schön. Beim letzten Buch kam der Vorschlag, eine Ausleihliste ins Buch zu kleben, so wie früher in der alten Bücherei. Aber ganz so penibel wollte ich es dann doch nicht halten, wie wohl es durchaus interessant wäre, etwas mehr über die Fluktuation der Schrankbücher zu erfahren. Vielleicht meldet sich ja mal ein Leser zu Wort.
Dann geht es somit weiter mit Connie Palmens Die Gesetze. Und da besteht sogar eine Verbindung zum vorherigen Buch, denn Palmen hat ihre Abschlussarbeit an der Universität über Cees Nooteboom geschrieben.
Das Buch steht jetzt mal auf der sonnenabgewandten Seite, soll ja nicht ganz so leicht gefunden werden, auch wenn das jetzt schon so etwas wie Ostereierverstecken bekommt.
Inhalt
Die Hauptperson ist Philosophiestudentin und führt in dieser Zeit 7 Beziehungen zu Männern, anhand derer sie die Gesetze des Lebens zu verstehen versucht. Das Buch setzt sich anhand der Sprache von der Gefahr ab, ein platter Frauenroman zu werden.
Bi us … de niege Steene
Hat mi toch vörgüstern use Nahbersche Hilde van de Michaelskötters (die kennt ähr doch von de Kiarmess) vertellt, dat in Büren niege Steene up de Oberen Markt plastert was.
“Niege Steene”, segg ik, “daarför hett de Stadt Penunsen, awer niet voor de oole Magnus-Plaggen?.” “Jaor”, seggt Hilde, “awer die bünt nich de Beste, hebbt in de Keesblatt stahn. De niege Steene bünt fuul van de Kiarmess un van de Lüüd.”
(Ik kan de Keesblatt niet mehr liäsen, is jaor wat met de Onlein-Registerierung!)
Herr Börgermeester, ik nehm de niege Steene voor mien Hoff. We moeten de niege Swienstall en de Güllebak plastern. Da künnt ji de oolen Dakpannen voor de Oberen Markt hebben, die daor in´t Feld liegen. Dann kan ik auk biäter met de Trecker in de Stadt faohrn.
Gäß´ton was Hilde up Kaffee un hefft auk weer Nieuws meebracht: Büren wullt een Plats inne Stadt naor de Pschtor Niermann nömen.
Ik weet het noch als wie et gäß´ton was, als de Pschtor bi us up Land kam en …
Ik moet up de oole Buurnkalenner kieken, wat hei maakt hebbt up usen Hoff.
Was man so schauspielern nennt
Ich habe mal einen jungen Familienvater in Ibbenbüren gefragt, weswegen er keine Tageszeitung abonniert habe. Das erkläre sich so, sagte er: Er sei einmal auf einem Konzert gewesen, bei dem die Sängerin sich nach der Pause hackenstramm mit letzter Kraft am Mikrofonständer festzuhalten versuche. In der Tageszeitung stand daraufhin, was für eine reizende Vorstellung es an diesem Abend gegeben habe. Da dachte er sich, er brauche keine Tageszeitung, die derartig Dinge schönschreibt.
Ich erzähle dies, weil der Bericht der IVZ über den Ibbenbürener Darsteller Sebastian de Vrey ungefähr in diese Schublade passt. Dieser spielt neuerdings in der RTL2-Sendung “Privatdetektive im Einsatz” mit und gab eine Autogrammstunde in der Milchbar. Die IVZ lichtete ihn mit Kindern ab und — und das ist wirklich das Größte — charakterisierte seine Rolle damit, dass ein passender RTL2-Pressetext abgedruckt wurde. Dadurch wird ein wenig der Eindruck erweckt, als wisse man gar nicht, für was für eine RTL2-Sendung man da Werbung macht.
Nun, wie im IVZ/RTL2-PR-Text zu lesen ist, unterstützt de Vrey das Team von Privatdetektiv Carsten Stark in Pseudokriminalfällen, die zu dem Dämlichsten gehören, was das Deutsche Fernsehen zu bieten hat. Kurz gesagt dreht sich die Dramaturgie der “Fälle” meist darum, dass irgend ein Fiesling in heikler Situation gestellt, Carsten Stark brennt die Sicherung durch und vermoppt irgendwen:
Und statt den lieben Herrn Stark mal wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Freiheitsberaubung abzuführen, darf er dauernd zum Abschluss eines Falles eine Robin-Hoodieske Moral des Ganzen abliefern.
Es gibt Kinder, die diese Sendung nachspielen. Da sind die einen die Detektive und die anderen die Bösen. Und dann fragt irgendwer irgendwen nach Drogen und zack, gibt’s einen auf die Mütze:
Privatdetektive im Einsatz ist schlicht verantwortungsloser, gewaltverherrlichender Schrott. Dafür muss man nicht auch noch Werbung machen.