Vor der Christuskirche in Ibbenbüren gibt es ein Schaufenster. Dort hing einmal ein Zettel drin, in dem mit dem Begriff “Denkmal” gespielt worden ist. Denkmal — denk doch mal. So ungefähr. Ich weiß nicht mehr, ob man sich auch auf das Denkmal vor der Christuskirche bezog, aber dass man in Bezug auf Denkmäler zum Nachdenken anregen wollte, das hat man in der evangelischen Gemeinde dort mal angeregt.
Dieselbe Gemeinde, in deren Namen also dereinst zum Reflektieren über Denkmäler aufgerufen wurde, möchte nun eben ein solches abbauen, und zwar das bekannteste unter allen: Das Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz. Pfarrer Lohmeyer meinte, dieses verkörpere einen zynischen Gedanken. Auf dem Denkmal steht geschrieben, dass niemand das Leben gewinnen könne, wenn er nicht sein Leben dafür einsetzte. Dies sei zynisch gegenüber den Soldaten, die keine Wahl gehabt hätten, ihr Leben einzusetzen oder nicht.
Diese Interpretation ist nicht ganz unproblematisch. Es kommt etwas darauf an, wie man “Leben” in diesem Zitat interpretiert. Wenn ein Land im Krieg angegriffen wird, muss es Leben einsetzen, um sein eigenenes, selbstbestimmtes Leben zu verteidigen. Eine solche Interpretation ergibt einen guten Sinn. Das Denkmal erinnert aber auch an den 1. Weltkrieg, und das war ein Angriffskrieg der Deutschen. Hierfür muss aber kein Leben eingesetzt werden. Darauf bezogen wäre das Zitat in der Tat zynisch.
Herr Lohmeyer warb allerdings für den Plan des Abbaus des Denkmals mit der Aussicht, dass auf dem Kirchplatz eine Art Park zur Entspannung installiert werden könnte: “Ruhe und Kraft im Schatten der Kirche — das gefällt mir!” zitiert ihn die IVZ. Dass ein Kriegerdenkmal für eine wellness location Platz machen soll, erscheint mir aber auch zynisch.
Immerhin beweist dieses Denkmal tatsächlich, dass Denkmäler eine Funktion haben. Es scheint nicht möglich zu sein, das Denkmal vor der Christuskirche abzubauen, ohne über dessen Sinn und Zweck zu diskutieren. Und dass heisst: Über Krieg und Geschichte reden. Nichts schlechtes in Zeiten, in denen für die Menschen der Krieg oft keine persönliche Erfahrung ist.
In Ibbenbüren gibt es auch anderswo ähnlich gedachte Denkmäler, wie hier an der Gravenhorster Straße:
Dieses Denkmal ist für den Betrachter vielleicht etwas zugänglicher, da auf lyrische Zierde verzichtet wurde, und Namen aufgeschrieben sind, über deren Familienzugeörigkeit man noch gedankliche Verbindungen herstellen kann.
Dass das Kriegerdenkmal vor der Christuskriche keine Schönheit ist, ist jedem klar. Dass der umgebende Kirchhof nicht eben ist, sicherlich auch. Muss aber die Idee dieses Platzes vor Angenehmheitserwägungen Platz machen? Keine leichte Frage.