Das einwohnerstärkste Bundesland Deutschlands ist jünger als mein Vater. Das fiel mir als erstes ein, als ich von diesem Jubeltag hörte. Ansonsten ist das Bürgerfest in Düsseldorf hierzu gänzlich an mir vorbei gegangen. Und da bin ich fast schon Rheinländer: So leicht kriegen sie die Einheimischen nicht.
Was mir noch einfiel war, dass ich Zeit meines Lebens noch nie in einem anderen Bundesland gelebt habe. Dafür in allen drei Teilen Nordrhein-Westfalens. Im Grunde halte ich das auch gar nicht für bedeutsam, aber Grund genug das mal zu beleuchten: Was hält einen denn hier, was treibt einen nicht weg?
Es ist eine Medaille mit zwei Seiten: Einerseits und andererseits die Mentalität. Ich mag den Humor, der aus allen Ecken Nordrhein-Westfalens strömt, auch wenn man ihn manchmal suchen muss. Der ist direkt, verständlich, wohlwollend, nicht fies. Nationalistische Untertöne gibt es, aber nicht unbedingt in dem Bekanntenkreis, den man sich wählt. Und wenn es um das Aufstehen gegen Rechts geht, dann lassen sich Bielefelder, Düsseldorfer und Münsteraner nicht lumpen.
Klaus J. Behrendt hat mal über unsere gemeinsame Heimatstadt Ibbenbüren gesagt, dass er, wenn er mal wieder dorthin käme, zu sich sagen würde:
Ja, hier kommste weg.
Vielleicht ist das etwas, was einen bespringt, wenn man mal ganz das Bundesland verlässt. Ich für meinen Teil genieße Spatziergänge am Rhein und Fahradfahrten an den rheinanliegenden Wiesen, in deren Nähe ich gerade wohne, als wäre ich dort groß geworden.
Andererseits ist da der Ausspruch Manni Breuckmanns, den ich im Ohr habe:
Düsseldorfer wirst du nicht.
So richtig dazu gehört man als Zugezogener eben auch nie. Oder man fühlt das nur so. Kann ich mit leben, ich muss meine Identität ja nicht umstricken, um mich woanders wohl zu fühlen. Ich will auch nicht auf Teufel komm raus dazugehören.
An meiner Heimatstadt gefällt mir nämlich am besten die Lage: Vor Ort hat man gute Einkaufsmöglichkeiten und auch etwas kulturelles Leben. Will man es gerne spießiger: Münster ist um die Ecke. Will man es etwas erdiger: Osnabrück einen Katzensprung entfernt. Und rauben einem die Einheimischen wieder den letzten Nerv, fährt man fix über die Grenze, setzt sich in ein Café in Enschede und lästert ordentlich ab über die Genossen jenseits der Grenze.
Und ja, das können sie eben auch die Nordrhein-Westfalen: Nerven, nörgeln, schwarzmalen. Letztens im Zug hörte ich einen Mitfahrenden sagen:
So sind die Deutschen: Haben Angst vor Überfremdung und kennen ihren Nachbarn zwei Häuser weiter nicht.
Man darf das Gejammer nicht zu ernst nehmen und wissen, wann man die Reißleine zieht. Dann kommt man in diesem zusammengewürfelten Bundesland bestens klar. Andererseits stößt man in NRW auch immer wieder auf jemanden, der ein großes Wort offen und gelassen ausspricht. Und das ist dan richtig zum Wohlfühlen. | csn
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