Metrickz legt sein zweites Album vor. Es ist eine Bestandsaufnahme eines egozentrischen Heranwachsenden, der auf Statussymbole steil geht, sich mit seiner Familie auseinander setzt, mit der Gesellschaft hadert und auf die Liebe setzt. Gar nicht so übel.
01. Treibsand Sprachlich fängt’s allerdings grammatikalisch und metaphorisch holprig an: “Die größten Berge war’n bisher nur wie ’ne Kerbe meiner Fährte auf der ganzen Spur”. Auch Rapper werden nicht umhin kommen, verständliche Bilder zu kreieren, das funktioniert hier noch nicht. Irgendwie soll es um ihn und seine Gang gehen: “Niemand von uns war ein Teil von dem System” — der Witz ist, dass genau das nicht stimmt. Aber das versteht er sicher später mal.
02. Du lügst Seine Ex ist eine verlogene Schlampe, und er macht jetzt alles kaputt von ihr. Man möchte ihm zurufen: “Komm’ mal klar, Junge!”
03. Schwarzer BMW Dieser aufdringlichen, viel zu besorgten und verstrahlten Gesellschaft muss erst mal gezeigt werden — was für ein tolles Auto ich fahre. Dazu schieße ich um mich, also habt Angst vor mir Realitätschecker. Dümmlichster Beitrag dieses Albums.
04. KO/OK ES GEHT DOCH! Warum fängt die Platte nicht erst ab diesem Stück an? Der Rap klingt wesentlich harmonischer zur Musik, der Text driftet nicht in Metapherunfälle ab und wirkt in seiner Kampfansage gegen Resignation erfrischend authentisch.
05. Dächer der Welt Flotter Song, der Tempo vorlegt. Die Sorgen verschwinden, wenn man auf den Dächern der Welt tanzt — nein, das tun sie nicht.
06. Nicht wie du Auseinandersetzung mit der Vaterfigur. Passende Balance zwischen eigener Haltung und Annäherungsversuch des Vaters, der einen zuvor im Stich lies. Metrickz funktioniert eben auch ohne infantiles Männlichkeitsgehabe.
07. Träume Weitere Auseinandersetzung mit der eigenen Familie, deren Kälte den Heranwachsenden zur gedanklichen Flucht in Träume veranlasst.
08. Wolke X Man beamt sich in den Orb, weil man auf der Erde nicht mehr klar kommt. Inhaltlich nicht neu, aber musikalisch interessant.
09. Durch die Nacht Müsste man nicht mal eine Gang gründen gegen all diese Leute da draußen? Nö, muss man nicht.
10. Alles perfekt Wenn ich das richtig raushöre, singt Metrickz hier den Refrain dieses Liebesliedes. Zusammen mit der groovigen Musik lenkt das hervorragend vom überraschend kitschigen Text ab.
11. Kopf aus Song, der mit Grundmelodie und Frauengesang den Hörgenuss auflockert. Textlich schießt er sich aus der Realität, weil die Gesellschaft … ach, Sie kennen das?
12. Wir “Wir lassen alles liegen und laufen davon” und singen zum hundertsten Mal dasselbe.
13. V.D.E.B.Z.M “Mittlerweile bin ich dort wo sich die Winde nicht mehr drehen” — müssen wir uns sorgen machen?
14. UV II Zum Schluss wieder eine tanzbare Nummer in etwa darüber, wie Metrickz zum zweiten Album kam. Natürlich schwarzmalerisch gegen irgendeine anonyme Masse, die ihm nicht gutgesinnt ist.
Alles in Allem ist dies ein guter Nachfolger von Ultraviolett, der vielleicht ein, zwei Songs zuviel hat, denn thematisch und vom Sprachwortschatz wird es an einigen Stellen dünn. Richtig gut wird Metrickz ab dem vierten bis zum achten Lied auf einmal, wenn er die privaten Schwierigkeiten thematisiert. An den Stellen ist eine klare musikalische Weiterentwicklung zu sehen.
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