Ich glaube, Platon würde im Grab rotieren, wenn er hörte, dass der Begriff der Akademie heutzutage auch auf Autohäuser angewendet wird. Bei dieser Akademiestunde ging es um das Thema Burnout — leider. Das Thema wurde unglücklicherweise als Lifestyle-Thema dargestellt — passend eingeführt mit Titelblättern von Focus und Spiegel. Der Referent bricht das Thema grob auf drei Faktoren runter, die Burnout hervorrufen: Ungeklärte Sinnsuche, zu wenig Sport und zu wenig Schlaf. Es sei zunächst einmal ein vordepressives Phänomen, beim dem dem Betroffenen selbst zunächst einmal die Schuld trifft, sich wesentliche Aspekte seines Lebens nicht bewusst gemacht zu haben.
Die Frage ist, ob das Phänomen durch diese Lifestyle-Herangehensweise überhaupt erfasst wird: Ich kenne Leute, die wenig Sport treiben, die 4–5 Stunden schlafen, viel arbeiten und sich um den Sinn ihres Lebens nicht scheren. Aber die haben kein Burnout.
Das Problem hierbei ist, dass die zu Burnout führende Kausalkette, wenn man nicht alle Faktoren kennt, nicht umkehrbar ist. Aber das ist gerade das Problem mit diesem Vortragenden: Die individuellen Faktoren, die im Einzelfall für einen Betroffenen zu Burnout führen, werden in dieser Präsentation überhaupt nicht angesprochen. So erweckt man den Eindruck, als wäre Burnout nur ein kombinierter Schlaf‑, Sport- und Sinn-Mangel. Überhaupt würde mich mal interessieren, wie viele Patienten der Referent schon wie kuriert hat.
Aber hier haben wir es eben mit Burnout als Lifestyle-Thema zu tun. So genau will es da keiner wissen.