Manfred Spiekers Gender-Wahnsinn

Ich hat­te schon auf Face­book angekündigt, dass ich zu diesem The­ma noch was schreiben wollte, jet­zt sind schon ein paar Tage ins Land gegan­gen, aber ich komme dem den­noch mal nach.

Bei der KAB Bosco hat­te Man­fred Spiek­er einen Vor­trag hal­ten. Der Titel lautete: “Gen­der-Wahnsinn: Eine absurde Ide­olo­gie will unseren All­t­ag erobern”. Es ging natür­lich nicht um die merk­würdi­gen moralis­chen Hal­tun­gen der Katholis­chen Kirche, son­dern einem weitaus größeren Kampf: Dem Kampf gegen die Schwu­len­lob­by, die die Ehe bedroht:

Als „treibende Kraft“ hin­ter dem Gen­der-Main­stream­ing machte Spiek­er die „Lob­by der Homo­sex­uellen“ aus und beklagte, dass sich Poli­tik­er weltweit das Ziel zu eigen gemacht hät­ten, schwule, les­bis­che, trans­sex­uelle und inter­sex­uelle Anliegen zu legal­isieren. In der Fig­ur des öster­re­ichis­chen Sängers und Trav­es­tiekün­stlers, der als Kun­st­fig­ur „Con­chi­ta Wurst“ in diesem Jahr den Euro­vi­sion Song Con­test gewann, finde diese Entwick­lung aktuell Ausdruck.

Man merkt gle­ich: Argu­men­ta­tiv gibt es hier nur die Brech­stange, ser­iöse Argu­men­ta­tion muss man im Kampf gegen solche Geg­n­er wohl auch mal sein lassen. Bunt verklei­dete Män­ner in lan­gen Gewän­dern, und das außer­halb der Katholis­chen Kirche! Im gle­ichen Artikel beschw­ert sich Spiek­er übri­gens, für homo­phob gehal­ten zu wer­den. NEIN! DOCHOH!

Das war dann der KAB wohl doch zu grob und so wurde die Ver­anstal­tung auf dem Plakat mit “Gemein­wohl ohne Ehe? Die Fam­i­lie als Ressource der Gesellschaft” beworben.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Spiek­ers Mei­n­ung ist, die Fam­i­lie sei die einzige Lebens­ge­mein­schaft, von der die Gesellschaft etwas habe. Völ­lig ohne Belege, völ­lig ohne den Ver­such von Objek­tiv­ität: Hier zeigt ein Wis­senschaftler wis­senschaftlich­er Erörterung den Stinkefin­ger. Und die KAB Bosco darf sich mal fra­gen lassen, ob sie dem The­ma über­haupt gewach­sen war.

Nach Spiek­er zöge der aus der Luft her­beigewunkene Umstand, die Fam­i­lie sei die einzige für die Gesellschaft vorteil­hafte Lebens­ge­mein­schaft, mit sich, dass ein­er Fam­i­lie bei Wahlen eine eigene Stimme neben der Wahlstimme des Vaters, der Mut­ter und weit­er­er Wahlberechtigter zustünde. Ein zweck­ge­bun­denes Wahlrecht. Hat­te Spiek­er sich bis hier­her noch auf Hegel berufen kön­nen, der ursprünglich in der Fam­i­lie die Keimzelle moralis­ch­er Erziehung sah, ste­ht er nun alleine da. Somit stün­den einzel­nen Erwach­se­nen ein­fach so mehrere Stim­men bei Wahlen zu, was sich mit dem aktuellen Grundge­setz nicht vere­in­baren lässt. Auch aus streng argu­men­ta­tiv­er Sicht ist es unver­ständlich, da das Wahlrecht an sich nicht auf ein­er Zweck­be­grün­dung beruht. Hegel fand das Wahlrecht übri­gens ger­adezu obso­let, da es die Hoheit des Staates unterhöhle.

Spiek­er hat seine Forderung bere­its 2006 im Hof­blatt des deutschen Recht­spop­ulis­mus herun­terge­betet. Und eben dort kann man dann auch nach­le­sen, wohin die Reise noch führt: Denn wenn Fam­i­lien so wichtig ist, wieso bei zusät­zlichen Wäh­ler­stim­men aufhören? Wieso nicht eine Bevorzu­gung von Eltern­teilen bei Arbeit­se­in­stel­lun­gen? Und wieso da aufhören?

Spiek­er plädiert unter dem Deck­man­tel der Wis­senschaft für das, was er gut find­et. Nur diskri­m­iniert das eben alle, die nicht in seinem Sinne ver­heiratet sind: Unver­heiratete, Homo­sex­uelle und Alle­in­ste­hende (Mehrfach­nen­nun­gen möglich).

Im Hin­ter­grund ste­ht bei Spiek­er eine anti­aufk­lärerische Hal­tung:

Die Selb­sthingabe, nicht die Selb­st­bes­tim­mung ist der Schlüs­sel zu einem gelin­gen­den Leben.

Die Ein­stel­lung des kri­tis­chen Denkens ist dem­nach der Schlüs­sel zu einem gelin­gen­den Leben und ich darf sagen, Herr Spiek­er gehört wohl in dieser Hin­sicht zu den Fort­geschrit­te­nen. Selb­st­bes­tim­mung ist der zen­trale Begriff in der Ethik Kants. Für Spiek­er ist sie ein Schreck­ge­spenst, da auch der Selb­st­mord durch Selb­st­bes­tim­mung erlaubt sei. Dass Kant trotz des Aufrufs zu einem selb­st­bes­timmten Leben den Selb­st­mord als rechtlich erlaubte Möglichkeit auss­chließt, das hat Spiek­er gar nicht auf dem Radar.

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Ernst Goldbeck zum IVZ-Bericht über den Vortrag von Manfred Spieker am 21.04. 2015

Ich gehörte am Son­ntag zu den Zuhör­ern des Vor­trag von Prof. Spiek­er, wie die Zeitung richtig berichtet. Im weit­eren Ver­lauf des Artikels kann man lesen, dass die The­sen von Spiek­er von allen Anwe­senden viel Zus­pruch und Beifall erhiel­ten. Damit hier kein falsch­er Ein­druck entste­ht: Ich stimme den Aus­führun­gen von Prof. Spiek­er aus­drück­lich nicht zu und habe das auch gesagt.

Die Fam­i­lie ist ein schützenswertes Kollek­tiv, bis dahin noch kein Wider­spruch. Das war jedoch nur ein sehr klein­er Teil des Vortrags.

Ins­ge­samt hätte das, was dann fol­gte, vielle­icht noch in Brautschulen der 50er Jahre und 60er Jahre gepasst, aber nicht aber mehr in das Jahr 2015. Das ist kein Kon­ser­vatismus was Spiek­er fordert, das ist Fun­da­men­tal­is­mus und wir erleben derzeit weltweit, wohin Fun­da­men­tal­is­mus führt.

Wer seinen Pos­tu­lat­en zum Gen­der Main­stream­ing zus­tim­mend applaudiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass das ein­er Ablehnung des Gle­ich­stel­lung­sprozess von Mann und Frau gle­ichkommt und man z. B. den Frauen, die für gle­iche Bezahlung, bei gle­ich­er Beschäf­ti­gung kämpfen, in den Rück­en fällt.

Die Aus­führun­gen Spiek­ers zur Ehe an sich und zur rechtlichen Gle­ich­stel­lung der Ehe von Men­schen gle­ichen Geschlechts, sind mehr als frag­würdig und haben mit ein­er offe­nen, aufgek­lärten und sol­i­darischen Gesellschaft nichts gemein. Die Ehe, so erk­lärte mir Pro­fes­sor Spiek­er, sei in seinem Sinne nur dann eine Ehe, wenn sie die Schaf­fung von Nachkom­men als Ziel habe. Meine Nach­frage, wie er er Paare beurteile, die bewusst oder auch unfrei­willig kinder­los bleiben, kom­men­tierte er mit den Worten: „Das ist dann keine Ehe“.

Für mich bleibt die Fest­stel­lung, dass eine Gesellschaft, wie sie Prof. Spiek­er fordert, ein Rückschritt ist. Ich hat­te auch nicht den Ein­druck, dass die Mehrheit der Zuhör­er so begeis­tert war, wie es der Zeitungs­bericht ausdrückt.

Faz­it: Emo­tion­al­ität vor Sach­lichkeit, Appelle an das, was aus mein­er Sicht Gott sei Dank längst über­wun­de­nen ist, das war wohl die eigentliche Inten­tion des Vor­trags von Her­rn Prof. Dr. Spieker.

Ernst Gold­beck
Kan­di­dat für die Bürg­er­meis­ter­wahl 2015
DIE LINKE.

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