Wieder einmal fand die so genannte “Siemon Akademie” statt, dieses Mal zum Thema “Mobbing im Internet. Und irgendwie trifft der Titel meines ersten Textes zur Siemon Akademie zu: Ein ausgebranntes Thema.
Dabei ist es eigentlich natürlich gut, eine Gesellschaft für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Aber es ist auch nicht verboten, auf die Mittel zu schauen, die verwendet werden. Insofern ist die Frage der Journalistin, was denn der peinlich-anbiedernde Titel “Du Opfer, ich chatte dich platt!” sollte, ein guter Ansatz.
Im Vortrag des “Spezialisten”(Veranstalter-Ankündigung) wurde offenbar der Fall von Amanda Todd aufgegriffen, wohl weil es ein Youtube-Video von ihr gibt. Was dieser Fall mit Situationen an deutschen Schulen zu tun hat, ist mir eigentlich gänzlich unklar. Verallgemeinert man damit nicht einfach alle Tragödien, deren Opfer Jugendliche sind? Das scheint mir gegenüber Jugendlichen mit spezifischen lokalen Problemen nicht passend zu sein. Während Internetmobbing mit Suizidfolge in Amerika wiederholt vorkommt, ist mir ein derartiger Fall in Deutschland nicht bekannt.
Das aktuelle Thema in Deutschland ist Stalking. Ein Beispiel aus dieser aktuellen Diskussion hätte ich passender gefunden.
Die Quintessenz des Vortrags ist dann auch nicht überzeugend:
trotz jeder Menge schlimmer Erfahrungen einiger, tappen immer noch viele in die Internet-Falle. Sichere Alternativen für WhatsApp, Facebook und Co.? Fehlanzeige! „Sicher ist, dass nichts sicher ist“, so Siebert. Er rät, wieder E‑Mails schreiben zu lernen, „so richtig mit Betreff und Absender“.
SCHNÖFF TÄ TÄÄÄÄÄ! Wenn nichts mehr geht, einfach mal irgendwie Kulturpessimismus raushauen. Was zum Teufel ist denn die “Internet-Falle”? Es gibt Alternativen zu Facebook und WhatsApp, nur kennt sie der Urheber des zitierten Satzes offenbar nicht. Abgesehen davon: Was hat die Frage nach Facebook-Alternativen überhaupt mit dem ganzen Thema zu tun?
Der Brüller ist natürlich, dass Jugendliche statt Facebook E‑Mails nutzen sollen. Als ob E‑Mails so einfach für Jugendliche verschlüsselt zu nutzen wären. Das Problem hierbei ist einfach, dass es nicht sonderlich verbreitet ist, seine E‑Mails selbst zu verschlüsseln.
Das ist jetzt nicht ganz das, was man nach der Ankündigung erwarten durfte:
Ein Spezialist packt aus: Wie Sie sich und Ihre Kinder vor Cyber-Mobbing, Cyber-Grooming und steigender Internetkriminalität praktisch schützen können: Tipps zum besseren Umgang mit Sozialen Netzwerken und Online-Diensten.
Der Punkt, an dem man wirklich ansetzen könnte, ist Medien-Erziehung für Jugendliche. Das Internet stellt niemanden vor zuvor unbekannte moralische Problematiken, nur die einsetzbare Technik ist variantenreicher. Leider scheint es im Vortrag nicht darum gegangen zu sein.