Neu im Bücherschrank(7): Lexikon der populären Irrtümer


Heute hat­te ich wenig Zeit, um den Büch­er­schrank näher zu betra­cht­en, außer­dem befürchte ich, dass ich etwas kränkel. Deswe­gen mal in aller Kürze:

Wir kom­men endlich ein­mal zur Abteilung “Inter­es­sante Klolek­türe”: Das Lexikon der pop­ulären Irrtümer hat­te in den 90ern einen ganz guten Erfolg. Inzwis­chen gibt es sog­ar schon eine ganze Enzyk­lopädie der pop­ulären Irrtümer.

Neu im Bücherschrank
6. Stend­hal — Rot und Schwarz
5. Lud­wig Wittgen­stein – Trac­ta­tus logico-philosophicus
4. Vladimir Nobokov – Lolita
3. Yann Mar­tel – Life of Pi
2. Con­nie Pal­men – Die Gesetze
1. Cees Note­boom – Rituale

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Neu im Bücherschrank(6): Stendhal — Rot und Schwarz

Diese Woche mal wieder ein Klas­sik­er in deutsch­er Sprache neu eingestellt: Stend­hals Rot und Schwarz. Das Buch ist qua­si zu 90% unge­le­sen, denn kurz nach­dem ich es gekauft hat­te, erschien eine Neuüber­set­zung, die den Feuil­letons glaubend, viel bess­er sei. Mein Franzö­sisch ist lei­der nicht gut genug, um darüber zu befind­en, aber let­zten Endes standen dann zwei Taschen­buchaus­gaben des­sel­ben Werkes in meinem Bücher­re­gal.

Sog­ar Wittgen­steins Trac­ta­tus ist ver­gan­gene Woche wegge­gan­gen. Das über­rascht mich jet­zt doch etwas. Neulich sprach ich mit der Lei­t­erin der Bücherei über den Büch­er­schrank. Seit­dem weiß ich, dass die Stadt­bücherei dauernd den Schrank nach­be­füllt und auch die umliegen­den Buch­hand­lun­gen aus­ge­di­ente Büch­er dort hine­in­stellen. Und den­noch ist diese Woche in der unter­sten Rei­he wieder enorm viel Platz. Ins Auge gefall­en sind mir die Tom Wolfes Fege­feuer der Eit­elkeit­en und Spo­erls Die Feuerzan­gen­bowle. Bin mal ges­pan­nt, ob die es da eine Woche lang aushalten.

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Wie man Elfmeter schießt

Manche Dinge ver­ste­he ich auch nicht. Ich ver­ste­he z.B. nicht, wie man diesen Beitrag in der Simon-Akademie (was ist daran über­haupt akademisch?) anhören kann, ohne nach kurz­er Zeit schreiend den Saal zu verlassen:

Erfolg begin­nt im Kopf ist der pseudowis­senschaftliche Grundgedanke in diesem Beitrag. Der Satz ist so richtig wie völ­lig banal. Erfolg ist ein Begriff, kein Erfahrungs­ge­gen­stand. Der Satz ist so sin­nvoll wie: Math­e­matik fängt im Kopf an, Sprache fängt im Kopf an, der Inhalt meines Einkauf­szet­tels fängt im Kopf an. Wo soll­ten diese Dinge denn son­st anfan­gen? Wer solche Sachen sagt, will imponieren, nicht erklären.

Deswe­gen ist es auch so lach­haft, wenn hier erk­lärt wird, was der Grund ver­schossen­er Elfme­ter ist: Der fehlende Glaube. Als ob es keine physikalis­chen Ein­flüsse gäbe, die bei men­schlichen Hand­lun­gen eine Rolle spie­len, die der Men­sch aber ein­fach ger­ade oder grund­sät­zlich nicht ken­nt. Natür­lich kann Nervösität einen Fuss­ball­spiel­er neg­a­tiv bee­in­flussen. Nervösität kann daher eine Erk­lärung sein, weswe­gen eine beab­sichtigte Hand­lung erfol­gre­ich ist oder nicht. Man kann aber einen Elfer auch ver­wan­deln, wenn man nervös ist und den Ball nicht wie beab­sichtigt trifft. Die Ursache von Erfolg kann näm­lich auch schlicht Zufall sein. Oder im Sport: Dop­ing. Aber so ein­er Erk­lärung ist es natür­lich ziem­lich schwierig, irgendwem zu imponieren.

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Keiner will so recht in den Bundestag

Irgend­wie ist es schon ein Armut­szeug­nis, dass die SPD es nicht schafft, aus dem Wahlkreis selb­st einen Kan­di­dat­en für den Bun­destag zu stellen. Dabei ist die Nach­folge des kläglichen Dieter Jasper doch seit län­ger­er Zeit eine lukra­tive Option. Nun stellt man einen exter­nen Kan­di­dat­en auf, obwohl schon der bekan­nte Rein­hold Hemk­er den Wahlkreis nicht gewin­nen konnte.

Und auch bei der CDU war die Kan­di­date­nauf­stel­lung kein Ponyschlecken. 

Die Kan­di­dat­en ste­hen nicht ger­ade Schlange

lässt sich CDU-Kreis­geschäfts­führer Johannes Machill bei der IVZ zitieren. Vielle­icht ist die Zeit mal reif für einen ambi­tion­ierten Nobody.

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Klemens-Niermann-Serie in der WN

Bei den West­fälis­chen Nachricht­en gibt es die kom­plette Kle­mens-Nier­mann-Artikelserie von Gün­ter Ben­ning ohne Umschweife über fol­gende Links zu lesen:

Kle­mens Nier­mann – ein Platz für den zupack­enden Priester: Obdachlose unter der Kapelle

Serie Pfar­rer Kle­mens Nier­mann und die miss­glück­te Fluchthilfe

1.  An der Gren­ze schnappt die Falle zu

2.  Das Genie und der Pastor

3.  Die Stasi fährt hinterher

4. „Das war kein West-Gefängnis“

5. „Emanuel“ bleibt bis in die 1980er-Jahre im Visi­er der Stasi

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Offenlegung von Nebeneinkünften der Bundestagsabgeordneten

Tja, und natür­lich hat Dieter Jasper brav dafür ges­timmt, dass die Abge­ord­neten im Bun­destag ihre Nebeneinkün­fte nicht genau offen­le­gen müssen. Ist wohl bess­er so, dass der Wäh­ler nicht erfährt, für wie viele Bun­destagsab­ge­ord­nete von CDU, CSU und FDP die Diäten quan­ti­ta­tiv nur die Nebenein­nah­men darstellen.

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Neu im Bücherschrank: Cees Nooteboom — Rituale

Nach­dem ich let­ztens mal in den Büch­er­schrank am Alten Posthof gese­hen hat­te und fand, dass dort eher Büch­er entsorgt als weit­eremp­fohlen wer­den, dachte ich mir kurz­er­hand: Werten wir ihn doch auf und bieten dort peu à peu lesenswerte Lit­er­atur an.

Ich bin dann belehrt wor­den, dass dort immer­hin Fred­erik Forsythe, Ingrid Noll und Tom Clan­cy stün­den, was ich aber als Krim­i­massen­ware ver­ste­he. Immer­hin find­et man dort “Hochzeit in der Schwarzwald­klinik”, das lasse ich gelten.

Als erste Empfehlung mein­er­seits ste­ht nun Cees Noote­booms Rit­uale in der Vit­rine (mit der Bitte, nach dem Lesen das Buch zurück­zustellen, der Gedanke ein­er öffentlichen Bib­lio­thek unter freiem Him­mel reizt mich).

Und vielle­icht schreibt auch jemand etwas über seine Leseer­fahrung bei diesem Buch, das wäre noch toller. Anson­sten: Gute Unterhaltung!

Inhalt
Der rel­a­tiv kurze Roman (etwa 200 Seit­en) erzählt in der drit­ten Per­son aus Sicht des Pro­tag­o­nis­ten Inni Win­trop die Geschicht­en zu drei Selb­st­mor­den: Im ersten der drei nicht chro­nol­o­gisch geord­neten Teile wird geschildert, wie der dreißigjährige Inni 1963 einen Selb­st­mord­ver­such über­lebt, nach­dem seine Frau Zita ihn ver­lassen hat. Der zweite Teil beschreibt, wie Inni 1953 Arnold Taads ken­nen lernt, einen Fre­und sein­er Tante Thérèse, der ihm für einige Jahre den früh ver­stor­be­nen Vater erset­zt. 1960 kommt Taads jedoch bei einem Unfall in den Alpen ums Leben, dessen Umstände auf einen Selb­st­mord hin­deuten. Schließlich begeg­net Inni 1973 in Ams­ter­dam Arnolds Sohn Philip Taads, der seinen Vater nie gekan­nt hat. Philip spart, vom Zen-Bud­dhis­mus fasziniert, sein ganzes Leben lang für eine kost­bare Raku-Teeschale. Als er sie endlich besitzt, zertrüm­mert er sie und ertränkt sich in ein­er Gracht. [Quelle: Wikipedia]

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Aussitzen statt Aufklärung — zum Bundestagsrückzug von Dieter Jasper

Tja, schein­bar ist er kurz nach ein­er Anfrage der WN doch fer­tig: Dieter Jasper, der dreis­teste unter den akademis­chen Schön­fär­bern im Bun­destag (Süd­deutsche Zeitung) tritt bei der kom­menden Wahl nicht mehr für die CDU als Bun­destagskan­di­dat an. Und für eine halb­herzige Dolch­stoßle­gende sorgt er selb­st: Der poli­tis­che Geg­n­er will ihm nicht verzeihen:

 

Es gibt viele Gründe. Der entschei­dende ist, dass ich befürcht­en muss, dass im Wahlkampf mein Fehler mit dem Dok­tor-Titel die Sachthe­men dominiert. Und ich muss befürcht­en, dass der poli­tis­che Geg­n­er diesen Fehler auss­chlacht­en wird. Das möchte ich mir und ins­beson­dere mein­er Fam­i­lie nicht antun. Die Fam­i­lie ste­ht bei mir an erster Stelle.

 

Gut, dass die Wahrheit nicht an erster Stelle ste­ht, kon­nte man hin­länglich bei Jasper fest­stellen. Wie schon bei der Pla­giat­saf­färe von Gut­ten­berg sieht Jasper den schwarzen Peter vor­rangig bei der Oppo­si­tion. Und in der CDU jeden­falls ist man bere­it, auf diesen Zug aufzuspringen:

 

Christoph Borg­ert (Vor­sitzen­der CDU Ibben­büren): „Ich respek­tiere diese Entschei­dung. Ich glaube, der Wahlkampf wäre eine große Belas­tung gewe­sen, es wäre wieder auf alten The­men rumgerit­ten worden.“

 

Rain­er Drop­pel­mann (CDU Hörs­tel): „Dieter Jasper hat gute Arbeit gemacht, er hätte es sicher­lich ver­di­ent, nochmal anzutreten. Auch sein Fehler hat sich eigentlich längst erledigt. Aber die Chan­cen auf eine Wieder­wahl bei diesen Voraus­set­zun­gen sind schwierig.“

 

Tja, eigentlich hat sich Jaspers Fehler, das alte The­ma erkaufter Dok­tor­grad längst erledigt. Und uneigentlich stand immer im Raum, dass Jasper öffentlich nie den Weg zur Warheit bei diesem The­ma fand. Aber in der CDU wird das Recht auf Aus­sitzen — zumin­d­est in ihren öffentlichen Äußerun­gen — höher als die Wahrheit gewertet.

Denn alles andere als die Wahrheit ist, was Jasper der IVZ als let­ztes öffentlich­es, inhaltlich­es State­ment zu sein­er Dok­tor-Affäre gesagt hat:

 

Die Über­prü­fung [eines von ihm beauf­tragten Anwalts­büros] hat ergeben, dass der an der Freien Uni­ver­sität Teufen erlangte Dok­tor­grad auf­grund des ‚Deutsch-Schweiz­erischen Abkom­mens über die Gle­ich­w­er­tigkeit im Hochschul­bere­ich‘ in Deutsch­land nicht anerkan­nt wird.

 

Das ist blanker Unsinn. Hier wird von einem in der Schweiz recht­mäßi­gen Dok­tor­grad gesprochen, der lächer­liche Ver­such, die Angele­gen­heit wie einen Ver­fahrens­fehler ausse­hen zu lassen. Und ab da wurde das The­ma von Jasper, den seine Bun­destags­frak­tion links liegen ließ, nur noch aus­ge­sessen. Diese Falschdarstel­lung wurde nie zurückgenommen.

Dieter Jasper hätte bei der kom­menden, für die CDU schwieri­gen Bun­destagswahl nichts mehr reißen kön­nen, weil er das benötigte Ver­trauen in sein­er Partei sowie beim beim Wäh­ler ver­zockt hat. Der Rück­zug zeigt aber das Gute der ganzen Angele­gen­heit: Das Aus­sitzen von Unwahrheit­en funk­tion­iert im poli­tis­chen Bere­ich nicht mehr so ein­fach wie früher.

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