Vor ein paar Jahren bin ich mal in ein Buchgeschäft gelaufen und habe mich nach dem Autor der Buchvorlage zu einem Film, den ich mochte, erkundigt. Die Beschäftigte meinte daraufhin abwinkend zu mir, dass das Ware sei, die in England an der Supermarktkasse verramscht werde. Es hat durchaus etwas Erfrischendes, wenn einem mal in einem Buchladen entgegengehalten wird, “Ah, interessant. So einen Schrott lesen Sie also?”
Ich komme darauf, weil eben diese Beschäftigte mittlerweile für die Lokalzeitung schreibt und offenbar Bücher, die noch wesentlich schlechter sind als die Schinken von Tom Sharpe, nicht mehr verreißt, selbst wenn ihr Autor darum bettelt. Das ist verwunderlich für eine der Wenigen bei der Ortspostille, dessen Horizont die Spiegel-Bestseller-Liste erkennbar übersteigt.
Am Dienstag hat eine Autorenlesung in der Reihe “Münsterland-Krimis” in der Alten Sparkasse gegeben. Ich hatte vor einiger Zeit auch mal für das Ibbtown-Blog ebendiese Krimis gelesen. Es reicht von bodenlos schlecht bis einigermaßen spannend. Der in Rede stehende Autor zählt noch zu den sprachlich nicht unterirdisch Schreibenden, aber in seinem aktuellen Buch verzichtet er zum Baden in Klischees gänzlich auf einen Spannungsbogen.
Am Dienstag erzählte er, dass er einen Roman Landgericht betitelt hatte, und befürchtet hatte, es könne Ärger geben, weil das Buch, das im selben Jahr den Deutschen Buchpreis bekommen hat, auch so hieß. Sein Verlag beschwichtigte ihn aber mit der Aussage, dass er sich keine Sorge zu machen brauchte, denn beim anderen Buch handele es sich schließlich um Literatur, und Leute, die Literatur läsen, läsen sein Buch sicherlich nicht. Im Kern ist das dieselbe Unterscheidung wie damals im Buchladen. Und es ist bezeichnend, wenn schon der Verlag meint, für derartige Bücher müsse neben dem Begriff “Literatur” noch ein Platz geschaffen werden.
Es handelt sich beim in Rede stehenden Krimi bei allen — wegen mir — unterhaltsamen Anekdoten, die der Autor von sich gab, um Literatur für simple Gemüter, für Leute, die sich bei den Vorabendschmunzelkrimis vor Lachen hinter das Sofa schmeißen. Es gibt noch keine Nachweise, dass es solche Leute gibt, aber die Literatur für solche Leute, die hätten wir schon mal. Und wenn die Zeitung jetzt hergeht und grottige Literatur nicht mehr als solche zu erkennen gibt, dann haben wir auch die passende Presse.