Bücher aus dem Ein-Euro-Laden

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Es gehört zu den Gepflo­gen­heit­en des Lit­er­aturbe­triebs, den Leuten andauernd vorzu­gaukeln, es gäbe ger­ade aktuelle Büch­er, die es wert seien, gele­sen zu wer­den. Aus diesem Fahrwass­er her­aus ist die Spiegelbest­sellerliste ent­standen und es gibt tat­säch­lich Leute, die lesen immer nur irgend­was, das es auf diese Liste geschafft hat. Als ob man sich nicht etwas mehr Mühe bei der Auswahl von Lek­türe geben kön­nte, wenn man schon vorhat, Stun­den damit zu ver­brin­gen. Aber gut, irgend­wie finanzieren diese Men­schen mit dem Kauf dieser Schinken eben auch gute Lit­er­atur, die es nie auf diese Liste schaf­fen wür­den. Daher rege man sich nicht so auf.

Aber ab und an muss man auch mal auf andere merk­würdi­ge Phänomene des Lit­er­aturbe­triebs hin­weisen. Da wer­den z.B. diverse Rest­bestände, zu denen es inzwis­chen Taschen­buchaus­gaben gibt, an Zweitver­w­ert­er abgegeben. Und so kommt es, dass ich mir heute in einem dieser Ein-Euro-Läden in Ibben­büren Rain­er Bram­bachs Gesam­melte Gedichte, Oek de Jongs In der äußerten Fin­ster­n­is, Urs Wid­mers Ein Leben als Zwerg und Jakob Heins Vielle­icht ist es sog­ar schön angeschaft habe — für alles in allem 4€.

Also gehen Sie ruhig mal in diesen Laden, weit­ere Exem­plare dieser Büch­er und andere warten dort noch.

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Das ePaper und die Apps der IVZ

Es sind nun kaum anderthalb Jahre ver­gan­gen, dass die IVZ angekündigt hat, dass ihre Inhalte bald kostenpflichtig sein wer­den und endlich kann man mal sehen, wie sie sich das vorgestellt haben: Mit Apps und einem ePa­per. Was die Dien­ste mal kosten sollen, ist aber unklar. Ich hat­te mich schon gewun­dert, weswe­gen man das Nörgelschild so langsam in den Ruh­e­s­tand schickt, und nur noch die Nörgelmit­teilung in schriftlich­er Form unter die Artikel klatscht.

Das ePa­per ist halt die nor­male Print­aus­gabe der IVZ, wobei man sich schon fragt, wer den Man­tel der Zeitung braucht, da ste­ht eh nur drin, was vorher online allen­thal­ben zu lesen ist.

Auch die Apps sind eher nach der Devise Alter Wein in neuen Schläuchen angelegt. Zumal man beim The­ma Apps 2 Jahre hin­ter­her hinkt. (Warum eigentlich? Und wer hat nochmal dieses iPad gewonnen?)

Inter­ak­tion? Weit­er­hin Fehlanzeige. Jour­nal­is­mus als vorgekautes Halb­wis­sen. Span­nend geht anders. Aber bunt isses.

Aktu­al­isierung, 07. Mai

Die IVZ hat dann heute mal den Startschuss gegeben, worüber wir gestern schon geschrieben, und was wir ver­linkt haben, und nen­nt die ver­strich­enen anderthalb Jahre “Vor­bere­itung”. Nee, is klar. Komisch nur, dass wir eher als die IVZ-Redak­tion wussten, wo der Link zur Android-App ist.

Klaus Rieping zur Strate­gie der Ver­lages: „Die Kun­den erwarten heute, dass Infor­ma­tio­nen auch in den dig­i­tal­en Medi­en zur Ver­fü­gung stehen.“

Naja, vor allem erwarten die Kun­den, dass die IVZ den Stan­dard ander­er Zeitun­gen nicht unter­läuft, und fra­gen ger­ade deswe­gen nach einem vergün­stigten Abo nur für einen Online-Zugang und nach einem bre­it­eren und flex­i­blen Lokalnachrich­t­e­nange­bot (inkl. Rheine und Ems­det­ten) — wie man es bei der NOZ vorfind­et. Aber danach schaut es bei der IVZ ger­ade nicht aus.

Stattdessen wird derzeit nur ein Papi­er- und Online-Ange­bot für drei € mehr als das Papier­abo, d.h. für unterm Strich 30,90€, in Aus­sicht gestellt. Aber wer braucht das schon? Vielle­icht sollte man doch genauer hin­hören, was die Kun­den erwarten.

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Klaus Rieping über die neuen IVZ-Formate

Ja, upsal­la, während unsere­ins fröh­lich Schränke zusam­mengeikeat hat, rumm­ste es in der Kom­men­tarspalte des IVZ-Berichts zu den neuen IVZ-For­mat­en der­art, dass sich schein­bar der IVZ-Geschäfts­führer Klaus Rieping, jeden­falls der Benutzer eurofight­er, der sich als Klaus Rieping beze­ich­net, dazu Stel­lung nimmt. Seit­ens der Kom­men­ta­toren ste­ht die verkappte Preis­er­höhung eines IVZ-Abos, das auch Online-Ange­bote enthält, auf 30,90€, die Bindung der Online-Ange­bote an ein Abo der gedruck­ten Zeitungsaus­gabe und das Nicht­funk­tion­ieren(!) der Apps auf gängi­gen Smart­phones und Tablets in der Kritik.

eurofight­er betont hierzu:

Die Leis­tung eines Ver­lages liegt nicht im Bdruck­en von Papi­er mit Farbe, son­dern in der pro­fes­sionellen, aktuellen, jour­nal­is­tis­chen Auf­bere­itung der Nachricht­en und Infor­ma­tio­nen in Text, Bild und nun auch Bewegt­bild für ver­schiedene Medien.

Na, mit der Argu­men­ta­tion ste­ht er Nor­bert Tie­mann ja in nichts nach. Die Leis­tung eines Ver­lages liegt im Ergeb­nis der Arbeit sein­er Jour­nal­is­ten? Wollte er das wirk­lich sagen? Das ist unge­fähr so ver­ständlich, als wolle man sagen, die Qual­ität der Arbeit ein­er Verkäuferin bemesse sich an der Qual­ität der Cola, die sie mir verkauft.

Aus welchem Grund sollte der gle­iche Inhalt in ver­schiede­nen Medi­en unter­schiedliche Preise haben?

Tja, aus welchem Grund kostet eine Blue-Ray-DVD mehr als eine nor­male DVD, obwohl sie densel­ben Inhalt haben? Na, vielle­icht weil die Her­stel­lungskosten höher sind?!

Wir bedi­enen nun­mehr alle Inter­essen unser­er Leser und User mit größt­möglich­er Aktu­al­ität und Ver­füg­barkeit weltweit. Das hat seinen Preis. Wir meinen, ein Euro pro Tag ist da nicht zu viel.

Nun kostet die Zeitung im Abo durch­schnit­tlich am Tag keinen Euro, son­dern 1,09€, kün­ftig 1,21€ — monatlich nicht 25€, son­dern 30,90€. Aber so kann man natür­lich auch unter den Tisch fall­en lassen, dass ger­ade eine Preis­er­höhung von 9% von stat­ten geht: Indem man läp­pisch von einem Euro redet.

Die IVZ hat in den ver­gan­genen Jahren erhe­blich in dig­i­tale Tech­nik, Per­son­al und Knowhow investiert; auch, um unab­hängige lokale Berichter­stat­tung kün­ftig über­haupt weit­er gewährleis­ten zu kön­nen. Print und Digital.

Die lokale Berichter­stat­tung ist so gefährdet, dass sie über­haupt weit­er gewährleis­tet wer­den muss? Meint er das ernst? Ich nenne mal das Mag­a­zin Mit­ten­drin, das Stadtjour­nal, die Wirin, Heim­spiel online, Ibbpunkt, die Osnabrück­er Son­ntagszeitung — ganz zu schweigen von all den Inter­net- und Face­book-Seit­en. So viel war noch nie da. Wenn es irgen­det­was gibt, dass ger­ade nicht gefährdet ist, dann lokale Berichterstattung.

Mir ist kein lokaler Zeitungsver­lag unser­er Größe in Deutsch­land bekan­nt, der ver­gle­ich­bare Leis­tun­gen so gün­stig anbi­eten kann.

Klaus Rieping, IVZ-Verlagsgeschäftsführer

Mir schon.

Und das sog­ar im Mün­ster­land: Die Borken­er Zeitung verkauft ein ePa­per-Abo für 21,50€. Das Abo der Wet­zlaer Neuen Zeitung kostet 23,30€, das der Wil­helmshaven­er Zeitung kostet 22,20€, das der Old­en­burg­er Zeitung kostet 20€, das vom Del­men­horster Kreis­blatt 17,50€, das Stad­er Tage­blatt 17€, die Pein­er All­ge­meine möchte 16€ für ein ePa­per-Abo haben und das ePa­per des Iser­lohn­er Kreisanzeigers und Zeitung bekommt man sog­ar schon für 14,50€.

Auf Anhieb habe ich über­haupt keine Zeitung mit ver­gle­ich­bar­er Auflage gefun­den, deren Bezugsmöglichkeit­en eines Online-Zugangs so teuer war wie der der IVZ. Zugegeben: Bei eini­gen Zeitun­gen ist der Online-Zugang bei zusät­zlich­er Bestel­lung der gedruck­ten Aus­gabe eben­so teuer, manch­mal 1€ im Monat teuer­er. Ein­er­seits ist fraglich, wer bei­des bestellen möchte, ander­er­seits kann man ein Abo kün­ftig prob­lem­los dre­it­eilen: Eine Per­son nutzt die gedruck­te Aus­gabe, eine die App auf dem Tablet und eine das ePa­per. Da kann so manch­es Abo ges­part wer­den. Aber ob die IVZ das wollte?!

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Neu im Bücherschrank(34): Rainer Brambach — Gesammelte Gedichte

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Eigentlich hat­te ich mir ja vorgenom­men, keine Neuan­schaf­fun­gen für den Büch­er­schrank mehr zu besor­gen, son­dern erst­mal den vor­räti­gen Bestand zu dez­imieren. Aber dann kamen mir halt diese Ein-Euro-Büch­er dazwischen.

Immer­hin habe ich zwei Fliegen mit ein­er Klappe geschla­gen. Irgend­wie samm­le ich die Ein- und Zwei-Cent stücke. Die ver­wende ich nie zum bezahlen. Geht es Ihnen anders? Und aus der Wohin-mit-dem-Scheiss-Pöttchen habe ich nun das Kap­i­tal für diese Neuan­schaf­fung genom­men. Ja, die Verkäuferin hat sich auch gefreut.

Reingestellt habe ich daher die Gesam­melten Gedichte von Rain­er Bram­bach, einem schweiz­er Lyrik­er. Aus dem Büch­er­schrank sind meine Sachen ja schnell weg, also vielle­icht schauen Sie bei Inter­esse bess­er im Ein-Euro-Laden vorbei.

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Des Kaisers neue Digitalangebote

Die Kri­tik an der IVZ, dass man mit ein­er generellen Abo-Gebühren-Erhöhung die eige­nen Online-Spiel­ereien zu refi­nanzieren ver­sucht, weil der Ver­such, diese durch Wer­bung zu finanzieren, gescheit­ert ist, reisst nicht ab.

Immer­hin scheint es dur­chaus die Möglichkeit zu geben, ein bloßes App-Abo abzuschließen. Allerd­ings sieht es auf der itunes-Seite so aus, als ob das mit 30,99€ noch teuer­er als die Kom­bi-Vari­ante ist.

Ander­er­seits ist es auch merk­würdig, was der Nutzer der IVZ-Android-App so alles ein­räu­men muss. Die instal­lierte App ver­mag es,

- Ihre genaue Posi­tion anhand von GPS-Dat­en oder über Net­zw­erk­stan­dortquellen wie Sende­mas­ten oder WLAN zu ermit­teln. Diese Stan­dort­di­en­ste müssen auf Ihrem Gerät ver­füg­bar und aktiviert sein, damit die App sie ver­wen­den kann. Apps kön­nen Ihren Stan­dort anhand dieser Dat­en ermit­teln und ver­brauchen eventuell zusät­zliche Akkuleistung.

- Dat­en zu den auf Ihrem Gerät gespe­icherten Kon­tak­ten zu ändern, ein­schließlich der Häu­figkeit, mit der Sie bes­timmte Kon­tak­te angerufen, diesen E‑Mails gesendet oder ander­weit­ig mit ihnen kom­mu­niziert haben. Die Berech­ti­gung ermöglicht Apps, Kon­tak­t­dat­en zu löschen.

- auf die Tele­fon­funk­tio­nen des Geräts zuzu­greifen. Die Berech­ti­gung erlaubt der App, die Tele­fon­num­mer und Geräte-IDs zu erfassen, festzustellen, ob ger­ade ein Gespräch geführt wird, und die Rufnum­mer ver­bun­den­er Anrufer zu lesen.

Wozu will die IVZ denn wis­sen, wo ich bin und mit wem ich telefoniere?

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Stalken und ignorieren

Tage gibt es, da geht einem die bessere Hälfte ja ordentlich auf den Zeiger. Aber, Sie wis­sen ja, in guten wie in schlecht­en Zeit­en, nicht wahr?

Gestern war so ein­er. Ich war kaum raus aus dem Haus, da klin­gelt mein Handy: “Du hast deine But­ter­stulle vergessen!” Ja, isja gut, dann hole ich mir halt ein Brötchen unter­wegs, mit solchen Her­aus­forderun­gen werde ich ger­ade noch sel­ber fertig. 

Eine Stunde später ruft sie wieder an, als ich meinen Mailein­gang über­prüfe: “Und?” Was has­se gekauft?” Zwei Brötchen. “Das ist aber nicht so gut für die Gesund­heit, du sitzt eh zu viel, früher hast du mehr Sport gemacht, und dein Bauch war auch schon mal klein­er.” Da komm­ste zu nix, echt jetzt.

Nach­mit­tags sitzen wir bei der Ten­den­z­analyse, die die Geschäfts­führung schon längst auf dem Tisch haben wollte, da klin­gelt es schon wieder. “Na, was mach­ste? Ach, ihr immer mit eueren Organ­i­sa­tio­nen und Ter­mi­nen, da kann sooooo wichtig doch gar nicht sein, haha!” Schon wieder gehen 10 Minuten durch ein über­flüs­siges Tele­fonat drauf.

Abends schafft es die Holde dann kurz vor der Tagess­chau auch mal, sich vom Rech­n­er zu lösen und ins Wohnz­im­mer zu kom­men. Da habe ich mich dann schlafen gestellt. Über was Wichtiges hätte sie mich sich­er schon per Handy informiert.

Tage wie dieser, Sie wis­sen schon,

ihr Philibb

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Schokolade und Koffeein

Wenn ich Ihnen gestern mal einen Blick in meinen Arbeit­sall­t­ag gewährt habe, nun mal zu mein­er Hold­en. Ab und an frage ich mich ja schon, was man so den lieben lan­gen Tag macht in ein­er Lokalredak­tion, wo man doch haupt­säch­lich auf Unfälle und Tode­sanzeigen angewiesen ist. Man kann ja nicht immer den Göt­ter­gat­ten anrufen. Meine Holde baut da auf Kaf­fee und Leck­erlis. Irgend­wie muss der Tag ja rumzukriegen sein. Der beson­dere Kick kommt durch die Ver­pack­un­gen der Süßigkeit­en zu Feierta­gen auf oder bei neuen Schoko­ladenkreatio­nen. Schoko­lade mit Keks ste­ht da ger­ade ganz hoch im Kurs.
Gut, vielle­icht kommt dadurch hier und da die ern­sthafte Befas­sung mit der Welt unter die Räder, aber ich sage Ihnen mal was: Ein paar Lokalredak­tio­nen weit­er tauscht man Scho­ki und Kekse gegen Zicht­en und Sprit. Das grassiert beson­ders dort, wo sich die Redak­teure für verkappte Kün­stler hal­ten, die nur des Broter­werbs in die Niederun­gen dör­flich­er Dop­pelkopfrun­den abtauchen. Und aus deren Tex­ten, wenn man die mal genau liest, trieft der Zynis­mus nur noch so raus. Sowas wollen Sie gar nicht mor­gens zum Brötchen serviert bekommen.

Dann doch eher, Sie wis­sen schon, All­t­ags­flucht­en in Schokokade und Koffeein,

ihr Philibb

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Fastfood und Interesse

Neulich durften ein Kol­lege und ich auf Tagung nach Berlin. Alles groß, alles etwas erdrück­end dort und man kommt kaum dazu, ordentlich was zu sehen, wenn man nicht ger­ade auf Urlaub ist, son­dern zu Geschäfts­be­sprechun­gen muss. Immer­hin sieht es im Osten teil­weise so aus, als wäre die Wende noch im Gange. Da wird wenig gemacht. Dafür riesige Cafés, solche Größen kön­nten sich Café­be­treiber außer­halb Berlins niemals leis­ten. Der Osten ist inzwis­chen ja sowieso von bei­den Teilen Berlins der inter­es­san­tere, wenn Sie mich fragen.

Ent­täuschend ist dage­gen die Berlin­er Küche: Also, für sowas wie ein Berlin­er Schnitzel brauchen Sie aber echt mal einen guten Magen.

Das Schlimm­ste sind aber die gnaden­los gün­sti­gen Fast­food­bu­den: Die berühmte Berlin­er Cur­ry­wurst ist eine hal­b­gare Bratwurst in Ketchup­tunke. Die Bratwurst an der Ecke für 1,25€, den Dön­er für 2€ — da wis­sen Sie, dass das Tier, was da drin ist aber auch nie das Tages­licht gese­hen hat. Da möcht­en Sie auch nicht wis­sen, wo das Bil­ligfleisch herkommt. Auf den Straßen Berlins inter­essiert das nie­man­den, Haupt­sache bil­lig. Das freut die Touris aus der Provinz.

Immer­hin war das Parken gün­stig: 50 Cent für eine halbe Stunde — gün­stiger als daheim. Aber unter uns, Sie wis­sen schon: Beein­druck­end ist anders,

ihr Philibb
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