Ibbenbüren und die Entscheidung über das Batterieforschungszentrum

Paul Mun­zinger bei der Süd­deutschen Zeitung hält fest, wie die Entschei­dung, ein neus Bat­terieforschungszen­trum nach Mün­ster zu vergeben, zus­tande gekom­men ist.

Die Grün­dungskom­mis­sion ist gescheit­ert, entschei­den muss die Poli­tik — in Per­son von Her­bert Zeisel aus dem BMBF, der ein möglich­es Votum durch ihn pro Mün­ster zuvor als “nicht kom­mu­nizier­bar” beze­ich­net hat­te. Zeisel erwägt, das Ver­fahren abzubrechen und neu aufzuset­zen. Doch das würde wertvolle Zeit kosten. Er führt deshalb drei “zusät­zliche” Aspek­te ein, die das BMBF heute nicht als neue Kri­te­rien ver­standen wis­sen will, son­dern als Ver­feinerung der beste­hen­den. Sie laut­en: Kom­pe­tenz der beteiligten Köpfe, volk­swirtschaftlich­er Nutzen, ökol­o­gis­ch­er Ansatz. Die Bewer­ber erhal­ten nicht mehr die Gele­gen­heit zu reagieren. In allen drei Bere­ichen liegt Mün­ster vorne, entschei­det Zeisel noch am sel­ben Tag. Ein­er der Trümpfe: das Recy­cling-Konzept in Ibbenbüren. 

Zusät­zliche Aspek­te als Ver­feinerung beste­hen­der Kri­te­rien ist also etwas Kom­mu­nizier­bares. Man lernt ja nie aus.

Auch bei der Tagess­chau kommt man um kri­tis­che Töne nicht umhin:

Aus weit­eren inter­nen Unter­la­gen, die das Forschungsmin­is­teri­um mit­tler­weile gegenüber Bun­destagsab­ge­ord­neten offen­gelegt hat, geht her­vor, dass es aus Berlin auch regen Kon­takt zum Wis­senschaftsmin­is­teri­um in Nor­drhein-West­falen gegeben hat. Die Zusam­menset­zung der Grün­dungskom­mis­sion oder auch genauere Angaben zu nöti­gen Gebäude­flächen — der Bewer­ber Mün­ster bekommt im Gegen­satz zu anderen stets schnell Infor­ma­tio­nen im noch laufend­en Verfahren.

(…) “Wenn sich die im Raum ste­hen­den Vor­würfe bestäti­gen, worauf alles hin­deutet, ist Kar­liczek als Bun­des­forschungsmin­is­terin nicht mehr trag­bar”, sagte Susanne Eisen­mann, Spitzenkan­di­datin der CDU in Baden-Würt­tem­berg, in einem Inter­view mit der “Stuttgarter Zeitung”.

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Lesezeichen vom 07.03.2018

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Warum Anja Karliczek gegen die Homo-Ehe ist

POPCORN! Im Zuge der Abstim­mung zu der so genan­nten Ehe für alle, ver­sucht Anja Kar­liczek ihre ablehnende Stim­ma­b­gabe zu erk­lären, denn

die Ehe zwis­chen Mann und Frau ist die einzige Form der zwis­chen­men­schlichen Beziehung, die auf natür­lichem Wege den Bestand unser­er Gesellschaft durch Kinder sich­ern kann. 

Das schreibt sie ern­sthaft. Da hat sie kein­er zu gezwun­gen. Kinder von Eltern, die nicht ver­heiratet sind, kön­nen diese Gesellschaft nicht vor dem Unter­gang retten.

Ich bin aber der fes­ten Überzeu­gung, dass die für heute geplante Abstim­mung der Bedeu­tung des The­mas nicht gerecht wird. Im Gegen­satz dazu wie immer behauptet wird, gibt es keine Langzeit­stu­di­en zu den Auswirkun­gen auf Kinder in gle­ichgeschlechtlichen Partnerschaften. 

Doch, die gibt es. Die läng­ste wird seit 1986 geführt. Vielle­icht ist das für Frau Kar­liczek keine Langzeitstudie. 

Meine Ein­schätzung als Mut­ter dreier Kinder ist die, dass es für die Entwick­lung von Kindern wichtig ist, das emo­tionale Span­nungs­feld zwis­chen Vater und Mut­ter zu erleben. Ob es tat­säch­lich so ist, wie ich es annehme, hätte ich gerne vorher noch mit Psy­cholo­gen erörtert. 

Gut, im Grunde finde ich es unter­stützenswert, wenn Frau Kar­liczek wegen ihrer Vorurteile zum Psy­cholo­gen möchte, der würde ser­iöser­weise aber auch nur auf Langzeit­stu­di­en verweisen. 

Ich möchte, dass wir uns häu­figer in Ruhe damit auseinan­der­set­zen, was die vie­len schnellen Verän­derun­gen in unserem gesellschaftlichen Zusam­men­leben für unsere Kinder bedeuten. 

Vielle­icht sollte sie mal sich in Ruhe hin­set­zen und die 72 Langzeit­stu­di­en nachlesen.

Dass nicht alles gut sein kann, kön­nen wir schon daran messen, dass wir noch nie so viele Kinder hat­ten wie heute, die psy­chol­o­gis­che Hil­fe benötigen. 

Tja, wer gibt schon was auf Stu­di­en, wenn er sich auf seine homo­phoben Vorurteile ver­lassen möchte? Lei­der gibt diese Studie aus, dass die unter­sucht­en Kinder, die von gle­ichgeschlechtlichen Paaren groß gezo­gen wur­den, gesün­der waren und einen größeren Fam­i­lien­zusam­men­halt erlebten als Kinder mit ver­schiedengeschlechtlichen Eltern.

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Anja Karliczek zur Verabschiedung des Lebensversicherungsreformgesetzes

Es ist mir ja glatt ent­gan­gen, dass sich Anja Kar­liczek in der Debat­te zum Lebensver­sicherungsre­for­mge­setz noch ein­mal zu Wort gemeldet hat:

Wieder jault sie mit den Ver­sicherun­gen und kommt der Kri­tik der ange­sproch­enen Susan­na Karawan­skij, es wür­den keine belast­baren Dat­en zur Debat­te gestellt, nicht nach. Her­bert Fromme sieht die Reform in der Süd­deutschen Zeitung so:

Die Lebensver­sicher­er haben sich ver­zockt. Sie haben in den 90er- Jahren hohe Zins­garantien bis zu vier Prozent zuge­sagt, um ihre über­teuerten Ange­bote zu verkaufen. Heute haben sie Prob­leme, die Garantien zu ver­di­enen. Die Antwort: Jet­zt muss die gesamte Kund­schaft ran. Die nöti­gen Rück­stel­lun­gen für die Hochzins­garantien dür­fen nun auch die Kun­den stem­men, die sich mit den niedri­gen Zins­garantien von 1,75 oder 2,5 Prozent zufriedengeben müssen. […] Der Gewinn des Mark­t­führers Allianz Lebensver­sicherung steigt der­weil kräftig. Die Kun­den haben nichts davon.

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Keime der Gesellschaft

Anja Kar­liczek hat endlich ihre erste Rede im Bun­destag gehal­ten und dafür viel Gesin­nungsap­plaus erhal­ten. Inhaltlich war es dann doch etwas mer­würdig, was da kam.

Die Rede bezog sich auf ein Gesetz, dass wegen des Urteils des Bun­desver­fas­sungs­gerichts vom 7. Mai 2013 notwendig gewor­den war: Das Gericht hat­te entsch­ieden, dass die Ungle­ich­be­hand­lung von Ver­heirateten und einge­tra­ge­nen Lebenspart­nern rechtswidrig sei. Anders gesagt: Gle­ichgeschlechtliche Paare wer­den durch den Geset­zge­ber diskriminiert. 

Kar­liczek möchte es nun den Kon­ser­v­a­tiv­en zu Gute hal­ten, dass sie gle­ichgeschlechtliche Part­ner­schaften akzep­tieren. Auf die Idee muss man auch erst ein­mal kom­men: Lob ein­heim­sen wollen dafür, dass man Men­schen nicht mehr diskriminiert. 

Um die Tür dann aber nicht ganz zu ver­schließen, redet sie unterm Strich davon, dass man der Ehe, der klas­sis­chen Fam­i­lie, doch noch in irgen­dein­er Form Vor­rang geben müsse, da Kinder Keime der Gesellschaft seien. Nun braucht man aber ein­er­seits keine Ehen, um Kinder in die Welt zu set­zen, und ander­er­seits ist diese Keim-Metaphorik nur ein Ersatz für die CDU-Posi­tion, Ehen seien der Keim der Gesellschaft. Genau dage­gen wen­dete sich ja das Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Wie man in der Diskus­sion sach­lich pointiert­er sein kann, zeigte im Anschluss Susan­na Karawan­skij von der Linkspartei.

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Anja Karlizek unterstützt Anbau von gentechnisch verändertem Mais

Wir erken­nen die Vor­be­halte des Großteils der Bevölkerung gegenüber der grü­nen Gen­tech­nik an.

ste­ht im Koali­tionsver­trag der aktuellen Regierung, bedeutet aber nicht, dass das irgen­det­was bedeutet.

Mich hat ja kurz nach der Wahl jemand gefragt, ob ich nicht wie er, Hoff­nun­gen durch die Wahl von Anja Kar­liczek ver­bände. Da war ich ja ger­ade noch am Kopf­schüt­teln, weil sie auf Face­book diese unerträgliche Mär von Arbeit­splatzver­lus­ten durch Erhöhung des Spitzen­s­teuer­satzes vom Stapel gelassen hat:

Mit der Erhöhung des Spitzen­s­teuer­satzes und der Ver­mö­gen­s­teuer tre­f­fen sie mit­tel­ständis­che Per­so­n­enge­sellschaften bei härter wer­den­dem Wet­tbe­werb ins Mark ihrer Exis­tenz. Sie riskieren ohne Not viele Arbeit­splätze und dann sind doch immer diejeni­gen am meis­ten betrof­fen, die nicht so leis­tungs­fähig sind. Denen helfen sie durch Steuer­erhöhun­gen nicht, son­dern riskieren deren Grund­lage. Für Dien­stleis­tungs­berufe kön­nen Sie am meis­ten tun, wenn Sie die Wertschätzung von Dien­stleis­tung neu in unser­er Gesellschaft ver­ankern. Bitte helfen Sie mir dabei!

Bei der CDU kommt man immer mit der Angst­macherei um Arbeit­splätze um die Ecke, wenn es um den Spitzen­s­teuer­satz geht. Als ob man ein Beispiel eines Lan­des geben kön­nte, wo das mal der Fall gewe­sen sei.

Wer die Hoff­nung immer noch nicht begraben hat: Anja Kar­liczek hat natür­lich auch brav das Vorhaben, gen­tech­nisch verän­derten Mais in Deutsch­land anzubauen, unter­stützt . Wie war das noch mit Risiko ohne Not? Wertschätzung? Anerken­nung der Vor­be­halte des Großteils der Bevölkerung?

Etwas plas­tis­ch­er erk­lärt es quer:

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Reinhold Hemker zur Bundestagswahl vor Ort: Rolle des Kümmerers vernachlässigt

1. Der SPD-Kan­di­dat Jür­gen Coße hat die Direk­t­wahl gegen die CDU-Kan­di­datin Anja Kar­liczek im Wahlkreis Ste­in­furt III deut­lich ver­loren. Coße führte als Grund für sein schlecht­es Abschnei­den ver­glichen mit der BTW 2009 an, dass Sie 2009 keinen grü­nen Mit­be­wer­ber hat­ten. Die SPD Ibben­büren spricht von einem Merkel-Sog, gegen den nicht angekom­men wor­den wäre. Überzeu­gen Sie diese Erklärungen?

hemkerRein­hold Hemk­er: Die Gründe für den Wahlaus­gang auch im Wahlkreis 128 sind natür­lich kom­plex­er. Es ist zum Beispiel nicht gelun­gen, deut­lich zu machen, dass die von Sozialdemokrat­en in der Zeit der Rot-grü­nen Koali­tion und dann auch in der Großen Koali­tion vertretene Finanz‑, Sozial- und Wirtschaft­spoli­tik eine der wesentlichen Grund­la­gen dafür war und ist, die zu der ver­gle­ich­sweise guten Sit­u­a­tion in Deutsch­land geführt hat.

Da hil­ft es natür­lich kaum, wenn vor­wiegend darauf geset­zt wird, dass nur mit der SPD die notwendi­gen und richti­gen Refor­men zum Beispiel in den Bere­ichen Gesund­heit, Pflege, Finanzen, Energie und auch inter­na­tionale Entwick­lung möglich sind. Die Rolle des Küm­mer­ers wurde dabei vernachlässigt.

2. Im Wahlkreis Ste­in­furt III trat­en zwei Bewer­ber an, die zunächst bei­de wenig bekan­nt waren. Anja Kar­liczek löste das Prob­lem, indem sie viel Präsenz bei diversen Ver­anstal­tun­gen zeigte, auch wenn sie inhaltlich nicht her­aus­ra­gen kon­nte. Die Mit­be­wer­berin der Partei Die LINKE, Kathrin Vogler, spricht davon, Kar­liczek habe einen unpoli­tis­chen, emo­tionalen Wahlkampf geführt, was die Wahlkampflei­t­erin Kar­liczeks “Sym­pa­thiewahlkampf” nen­nt. Kann man mit einem Wahlkampf, der auf Inhalte zielt, vor Ort keine Wahl mehr gewinnen?

Rein­hold Hemk­er: Inhalte und Per­son waren und sind nie voneinan­der zu tren­nen. Die von den Kan­di­datin­nen und Kan­di­dat­en vertrete­nen Inhalte und Pro­gramme müssen glaub­würdig, schlüs­sig und ver­ständlich vertreten werden.

Das ist Frau Kar­liczek offen­sichtlich auch durch ihre offene Art und auch durch die manch­mal zugegebene man­gel­nde Ken­nt­nis in Detail­fra­gen als Erst­be­wer­berin im Wahlkreis gelun­gen. Ich hat­te bei dem, was ich in den Aus­sagen in den Medi­en wahrgenom­men habe, nicht den Ein­druck, dass sie die Ver­mit­tlung der inhaltlichen Aus­sagen ver­nach­läs­sigt hat.

Ich habe in den Jahren mein­er par­la­men­tarischen Tätigkeit auch immer ver­sucht, die zu vertrete­nen Inhalte mit meinem Leben und damit mein­er Per­son in Ein­klang zu brin­gen. Ich glaube, dass die Bürg­erin­nen und Bürg­er, die zur Wahl gehen, das auch für richtig halten.

3. Die im Bun­destag vertrete­nen Parteien äußern derzeit klar, mit wem man nicht koalieren will, aber nicht, mit wem man gerne koalieren würde. Was für eine Lösung erwarten Sie und welche Zukun­ft­saus­sicht­en denken Sie, hat dieses Projekt?

Rein­hold Hemk­er: Es geht bei der Regierungs­bil­dung und der anschließen­den Regierungs­führung immer darum, die richti­gen und möglichst guten Lösun­gen für die Ker­nauf­gaben bei der Gestal­tung der Zukun­ft zu find­en. Und das muss immer mit Blick auf die glob­al zu gestal­tende Welt geschehen.

Das wird jet­zt auch Mess­lat­te sein dafür, welche Entschei­dun­gen für eine Regierungs­beteili­gung möglich sein kön­nen. Es würde also bei Koali­tionsver­hand­lun­gen für die SPD darum gehen, ob die wesentlichen Inhalte und Ziele des Wahl-und Regierung­spro­grammes bei ein­er etwaigen Regierungs­beteili­gung um-und durchge­set­zt wer­den könnten.

Es muss natür­lich auch geprüft wer­den, ob eine kon­struk­tiv-kri­tis­che Arbeit als größte Oppo­si­tions­frak­tion im Bun­destag in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion nicht bess­er wäre. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt eine bes­timmte Koali­tion zu favorisieren wäre völ­lig falsch. Die von mir gewün­schte Koali­tion ist lei­der nicht möglich.

Dr. Rein­hold Hemk­er saß für die SPD als Vertreter des Wahlkreis­es Ste­in­furt III von 1994 bis 2009 im Deutschen Bundestag.

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