Der große Zebrastreifen-Test

Über den Zebras­treifen gehen? Kein Prob­lem! Schuhe trage ich seit über 50 Jahren, dutzende Paare habe ich aufge­braucht, diverse Län­der beschrit­ten und gegen Bälle getreten. Über den Zebras­treifen gehen mit einem Fach­mann, nur mal so zum Spaß? Warum nicht?

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Ich tre­ffe mich mit dem aus­gewiese­nen Langzeit­fußgänger Hubert Nörgemöller. Wie hat er eigentlich damals seinen Lap­pen verloren?

Ja, och Gott, da war halt dieser alte Oppa, der mit seinem Gehgestell am Zebras­treif­f­en wartete. Ja, kann ich denn watt dafür, dass der es doch noch rechtzeit­ig vor die Küh­ler­haube meines VW Jet­ta schafft? Das war ein knappes Ding, das kann ich ihnen sagen. Die Trauer­feier soll aber dann ganz schön gewe­sen sein, jetzt.

Wir treten an den Zebras­treifen, gle­ich die erste Frage: Der Zebras­treifen beste­ht aus 9 gemal­ten Lin­ien und wird von zwei gepflasterten einger­ahmt, ist das verkehrstech­nisch zulässig?

Ja nun, das war eine Idee von Pagelkäm­pers Dieter. Wenn er da mor­gens mit seinen Treck­er ent­langkommt, dann störten diese Fußgänger halt. Da hat er dann mal selb­st zugepflastert und nun kommt er flüs­siger durch den Verkehr, weil die Fußgänger länger warten müssen. Den blauen Pöh­ler hat er da auch zu Irri­ta­tion­szweck­en angeklebt.

Was muss man nun genau beacht­en, bei der Über­querung des Zebrastreifens?

Ja, als allererstes soll man guck­en, dass Pagelkäm­pers Dieter nicht aus Rich­tung Laggen­beck kommt, der ken­nt keine Ver­wandten im Straßen­verkehr. Und dann zählt man durch, ob da auch ord­nungs­gemäß 9 Streifen ange­bracht sind. Alles andere wäre zunächst ein­mal vol­lkom­men fahrlässig.

Soll man nicht zuerst nach links schauen und dann nach rechts?

Pap­per­la­papp. Wenn Sie ein­er ummän­geln will, glauben Sie den inter­essiert, ob sie nun auf dem Zebras­treifen ste­hen oder kurz davor? Der trifft Sie wohl, dass kann ich ihnen aber flüstern!

Das heißt, Dieter Pagelkäm­per hat immer Vor­fahrt und der Rest ist Glückssache, so lange die Anzahl der Zebras­treifen­streifen passt?

Das kann ich Ihnen aber mal husten!

Ich bedanke mich für diese kurze Ein­führung in die Hand­habung eines der let­zten noch aktiv­en Zebras­treifens vor Ort. Es hat Spaß gemacht, aber ich hätte doch große Fehler began­gen ohne Anleitung.

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Warum gibt’s nur alte Säcke im Rathaus?

Hubert Nörgelmöller ist sauer. Die Vor­rats­be­häl­ter mit den Kot­beuteln in der Innen­stadt erfreuen sich stark­er Beliebtheit, sind aber dementsprechend dauernd leer. Eine unzu­mut­bare Sit­u­a­tion, so der Tier­lieb­haber. Ich sprach mit dem Hun­de­fre­und bei einem Schlenz durch die Innenstadt.

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Herr Nörgelmöller, schildern Sie unseren Lesern doch ein­mal in aller Ruhe die Situation.

Ja nun, das ist fol­gen­der­maßen: Dien­stags wer­den hier die Kot­beutel­hal­tevor­rich­tun­gen bestückt. Das ist ja soweit auch schön und gut. Damit kann man gut über die Woche kom­men. Aber wenn Fre­itag das Woch­enende begin­nt und die jun­gen Leute abends raus gehen, dann soll­ten Sie das mal erleben: Die Beu­tel sind schneller weg als warme Sem­meln. Da muss man sich dann immer heim­lich um die Ecke verpieseln.

Haben Sie sich schon ein­mal bei der Ver­wal­tung beschwert?

Aber nicht zu knapp. Aber an denen prallt das alles ab. Diese Mül­lentsorgung sei nicht deren Prob­lem. Ja, was glauben diese alten Säcke im Rathaus denn, wen sie vertreten müssen? Doch wohl die schwachen, aufrichti­gen Mül­lentsorg­er! Da müssten auch mal wieder ein paar junge Hüpfer rein, die den Laden mal auf Vor­der­mann brin­gen. Eine Zumu­tung ist das.

Vielle­icht soll­ten Sie sich zuvor an das zuständi­ge Unternehmen wen­den, das die Tüten bere­it hält. Vielle­icht stellen die Ihnen pri­vat welche zu.

Pap­per­la­papp. Die Fritzen scheren sich doch auch einen feucht­en Kehricht um uns. Es muss immer erst was passieren. Bish­er ist das ja gut gegan­gen, aber das ist auch nur noch eine Frage der Zeit. Wo sollen die armen alten Leute wie ich denn Son­ntags hin, wenn’s drückt? Hat doch alles zu. Und Windeln sind ja auch nicht jed­er­manns Sache.

Naja, eigentlich sind diese Tüten ja auch eher für Hunde…

Ja, ja. Mit die Tiere gehen die Leute heute sowieso viel bess­er um als mit uns Alten. Für uns bückt sich kein­er mit dem Kot­beu­tel und sammelt…

Sagen Sie ein­mal, haben Sie über­haupt einen Hund?

Wieso Hund? Was haben denn Sie dauernd mit diesen Fußhu­pen? Sie lenken ja nur vom The­ma ab. Aber mit uns kann man es ja machen: Erst die Tüten weg­nehmen und dann hin­ter­rücks aus­fra­gen, ob man die Hun­des­teuer prellt. Das hat man gerne.

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Peter Buwalda — Bonita Avenue

Mehr als 300.000 Mal wurde dieser Schmök­er alleine in den Nieder­lan­den verkauft. Es han­delt vom Ensched­er Hochschullehrer Sierius, dessen Kinder sein­er Patch­work-Fam­i­lie im Erwach­se­nenal­ter Prob­leme machen, was als heil­lose, gewaltvolle und sex­uelle Katas­tro­phe sein Leben zerstört.

Der Ver­gle­ich mit Jonathan Franzen hinkt, denn bei Boni­ta Avenue han­delt es sich weniger um eine gesellschaftliche Analyse über eine Fam­i­lie als um die Odysee eines famil­iären Nieder­gangs. Im Nieder­ländis­chen reißt der Roman durch seine Wort­ge­walt mit, welche in der deutschen Über­set­zung lei­der oft­mals hol­prig daher kommt. Man braucht sicher­lich einen län­geren Atem, um mit dem Werk zurecht zu kom­men, aber es lohnt sich.

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